Wenn man sich in Ålesund aufhält weiß man eigentlich gar nicht womit man zuerst beginnen soll. Stadt oder Natur. An diesem Fleckchen Norwegens hat sich nämlich so ziemlich alles zusammen getan, was man gemeinhin als Postkartenmotive bezeichnet. Und in Ålesund zeigt sich, dass Stadtbrände durchaus ihre Vorzüge haben können. 1904 musste die Stadt sich einem Großbrand beugen und verfügte innerhalb von sechzehn Stunden über 850 Gebäude weniger. Also wurden die Ärmel hochgekrempelt und innerhalb von drei Jahren alles wieder aufgebaut. Die Jugendstilarchitektur freute es, denn sie konnte sich mal so richtig ausbreiten. Und genau das ist heute der Zauber von Ålesund. Türmchen, geschwungene Linien, ovale Elemente, alles hübsch aneinandergereiht am Wasser, verbunden mit der Bergkulisse, ja hier gerät man leicht in Verzückung.

Ålesund, © Sverre Hjørnevik / http://www.fjordnorway.com
Und wenn man die Stadt gleich im Ganzen sehen möchte, klettert man einfach auf ihren Hausberg, den Aksla und genießt nach 418 Stufen einen zauberhaften Blick, wenn man Glück hat inklusive der „Blauen Stunde“. Ja, dieses Naturschauspiel ist ein besonders faszinierendes. Regelmäßig „verirrt“ sich in der Dämmerung soviel kurzwelliges Licht an den Horizont, dass es alles in ein ganz besonderes Blau taucht. Und die Stadt schmust sich auf ihre Insel und ruht sanft im gedämmten Glanz.
Aber es gibt ja auch Natur rund um Ålesund. Gleich vor der Haustür, im Südwesten, liegt die Vogelinsel Runde. Wer Papageitaucher liebt, ist hier gleich von 100.000 brütenden Paaren umgeben, dazu gesellen sich Möwen, Basstölpel und noch so ziemlich alles, was sich Seevogel nennt. Immerhin leben auch rund hundert Einwohner auf der Insel und wer sich hier länger aufhalten möchte um die Vogelkolonien zu beobachten, mietet sich gleich ein Fremdenzimmer. Wer vor der Küste taucht, findet vielleicht auch noch einen Schatz, so wie drei Sporttaucher 1972 als sie im havarierten niederländischen Frachtschiff Akerendam 57.000 Münzen entdeckten. Rundes Namenszusatz „Schatzinsel“ ist also angemessen.
Wendet man sich nach Südwesten liegen zwei Bilderbuchfjorde gleich vor der Tür. Zum Geirangerfjord braucht man wahrscheinlich nicht viel zu sagen, ist er doch weit über die Grenzen Norwegens bekannt. Hier reiht sich auf 15km atemberaubende Natur aneinander und an seinem Ende schmiegt sich die Gemeinde Geiranger an sein Ufer. Im Sommer tummeln sich hier die Kreuzfahrtschiffe, denn jeder will die bekannten Postkartenmotive in ein Realerlebnis verwandeln. Der Titel UNESCO-Weltnaturerbe ist mehr als berechtigt. Ich persönlich finde ja den Hjørundfjord bezaubernd, vor allem weil sich rund um ihn die Sunnmørsalpen gruppiert haben und das Wandererherz mit einigen großartigen Gipfeltouren verwöhnen. Allerdings sind die meisten Touren nichts für den Flachlandtiroler. Auch wenn Norwegens Gipfel sich nur in gemäßigte Höhen aufschwingen, ist der Weg dorthin zuweilen mehr als anspruchsvoll. Der Preis für den atemberaubenden Blick auf den Fjord.

Gipfeltour zum Slogen, © Sverre Hjørnevik / http://www.fjordnorway.com
Für den Ungeübten wie mich hält die Region aber auch einige Talwanderungen bereit. Anyway: Sunnmøre erfreut das Norwegen-Herz mit Kultur und Natur, die abwechslungsreicher nicht sein könnte. Also jetzt entdecken! 🙂




