Wo der Teufel beißt und man als Fischer anheuert – unterwegs auf der Insel Senja

Auch wenn man schon oft in Norwegen unterwegs war entdeckt man immer noch kleine Perlen, die sich als etwas ganz Großes erweisen. Wie die Insel Senja. Obwohl: von „kleiner“ Perle kann man nicht wirklich sprechen, denn immerhin ist die Insel die zweitgrößte des Landes. Wie bei Inseln so üblich liegt sie vor der Küste, und zwar 350km nördlich des Polarkreises. Demnach taucht dieses Fleckchen zwar bald in die Polarnacht ein, aber die Sonne kommt ja wieder. Und dann sollte man sich unbedingt Zeit nehmen Senja zu erkunden.

Und wer das tut wird ganz schnell feststellen, das Senja sozusagen ein kleines Norwegen in Norwegen ist. Man bekommt nämlich gleich einen Querschnitt durch alles, was norwegische Natur zu bieten hat. Zum Land hin kommt Senja ganz sanft daher. Moose, Kiefernwälder, idyllische Hügel. Zum offenen Meer hin geht es schroff zu. Die Felsen haben sich bei ihrer Entstehung überlegt, dass sie der zuweilen tobenden See unbedingt standhalten wollen. Passend, dass sie den Namen „Gebiss des Teufels“ tragen.

Das Gebiss des Teufels, Copyright: Frank Andreassen / www.nordnorge.com / Berg

Das Gebiss des Teufels, Copyright: Frank Andreassen / http://www.nordnorge.com / Berg

Ja, ich stelle immer wieder fest, dass die Norweger ein besonderes Händchen dafür haben ihre Natur mit adäquaten Titeln auszustatten. Aber sie treffen immer den Nagel auf den Kopf. Das Okshornan, wie die Bergkette eigentlich heißt, hat tatsächlich etwas von gleich zubeißendem Unterkiefer und erhebt sich 700m aus dem Meer.

Berge hat die Insel denn auch reichlich und viele davon kann man leicht erwandern, also auch was für mich. Die atemberaubende Aussicht ist im Lieferumfang der Natur enthalten. Norwegen eben! Ich persönlich finde ja die kurzen und mittleren Touren schon deshalb zauberhaft, weil man am Ziel einfach richtig Zeit hat das Panorama in sich aufzusaugen. Der Tourcrack kann sich am Ziel per SMS auf seiner persönlichen Tourenkarte registrieren und bekommt am Schluss eine Übersicht über alle erkletterten Tourenziele. Für den Erinnerungsaltar zuhause. 😉

Copyright: Gunder Gabrielsen / www.nordnorge.com / Lenvik

Copyright: Gunder Gabrielsen / http://www.nordnorge.com / Lenvik

Derjenige, der Berge lieber von unten anschaut, genießt die spektakuläre Natur im alten Fischerdorf Hamn.  Industrie und Handel haben sich zurückgezogen und Platz gemacht für alle, die die traumhafte Lage zwischen Fjord und Fjell voll für sich auskosten möchten. Also rauf auf den Leuchtturm mit 360Grad-Panoramablick!

Weiter geht es nach Mefjordvær, ebenfalls historisches Fischerdorf. Was auch sonst. Schließlich befinden wir uns auf Senja in einer Anglerhochburg. Für Aktivitätsverweigerer ist das Dörfchen überhaupt nichts, für den Aktivitätswütigen schlichtweg das Paradies. Der bleibt dann am besten auch ein wenig länger, damit man Seeadler- und Fjordsafaris, Wandertouren und Meeresangeln auch in voller Gänze mitnehmen kann. Logisch, dass auch hier der Leuchtturm das Fotomotiv schlechthin ist.

Mefjordvær, Copyright: Reiner Schaufler / www.nordnorge.com / Berg

Mefjordvær, Copyright: Reiner Schaufler / http://www.nordnorge.com / Berg

Mein Top-Favorit auf Senja ist ja die Aktion: Fischer für einen Tag. Das macht man in Gryllefjord. Das Dörfchen lebt von der Fischindustrie, wie sollte es auch anders sein. Wer denkt, dass man mal gemütlich mit dem Fischkutter raustuckert und den Fischern bei der Arbeit zuschaut: nix da, hier wird gearbeitet! Vom ersten Moment an ist man Teil der Mannschaft, mit vollem Einsatz und der Tag dauert so lange bis sich genug Fischlein ins Netz verirrt haben. Wer vorher an Land möchte, muss sich dem Fischeralltag beugen und die Zähne zusammenbeißen. Ja, da merkt man gleich die Abhängigkeit von Wind und Wetter, wenn man bei zeitweilig rauher See auf die Erfüllung der Fangquote wartet. Gleichzeitig bekommt man eine Lehrstunde in Fischen mit unterschiedlichen Geräten und wenn die Fischlein an Bord sind, geht die Arbeit erst richtig los. Fische ausnehmen heißt die Paradedisziplin, die jeder „Gastfischer“ gleich an Bord vorführen darf. Dafür darf man am Schluss auch eine gehörige Portion Fischfilets mitnehmen und sie zum Abendessen genießen wie sie frischer nicht sein könnten.

Mitternachtssonne über Gryllefjord, Copyright: Reiner Schaufler / www.nordnorge.com / Torsken

Mitternachtssonne über Gryllefjord, Copyright: Reiner Schaufler / http://www.nordnorge.com / Torsken

Ja und man darf nicht vergessen, dass zu der ganzen Naturfülle, die Senja sowieso schon bietet, auch noch Mitternachtssonne und Nordlichter kommen.

Fazit: Wer nach Nordnorwegen reist, sollte unbedingt auf diesem Inselkleinod Station machen. Am besten gleich mit reichlich Zeit, denn hinter jedem Berg tut sich eine neue zauberhafte Bergkette auf oder ein kleines Fischerdorf, dass nur darauf wartet ein neues Norwegenherz für sich zu gewinnen. Ausprobieren!