Sie ist weg – 111 Tage lang – seit heute liegt die Polarnacht über Svalbard

Wo gestern noch der Tag ganze 43 Minuten gedauert hat, ist heute Dunkelheit. Sie ist also da, die Polarnacht. Ja, und es hat immer etwas magisches, wenn man weiß, dass nun für drei Monate Schluss ist mit dem Tageslicht. Und es ist wirklich Schluss. Noch nicht einmal die Dämmerung wagt sich über den Horizont, zumindest von Mitte November bis Mitte Januar. Auch die Sonne möchte mal Pause machen und geht dann sechs Grad unter dem Horizont in den Winterschlaf. Natürlich brennt sie weiter, aber eben nicht für Svalbard. Es ist ja auch alles anders hier im Polarmeer. Gemeinhin denkt man ja gerne Norwegen sei am Nordkapp zu Ende, obwohl es in punkto Schengen-Abkommen wirklich so ist. Wo man auf dem norwegischen Festland durch die Passkontrolle einfach durchmarschiert, darf man hier mit dem Reisepass winken. Dafür kann man sich auf ganz Svalbard in den Duty-free-Rausch shoppen.

Longyearbyen, Copyright: Marcela Cardenas / www.nordnorge.com / Longyearbyen

Longyearbyen, Copyright: Marcela Cardenas / http://www.nordnorge.com / Longyearbyen

Ok, Shopping ist natürlich eher nicht das vorrangige Argument um sich nach Svalbard zu begeben. Vor allem weil die gesalzenen Flugpreise dorthin das Tax-free-Ding gleich wieder ausgleichen. Man kommt eben wegen der Natur. Und wegen der 1.000 Abenteuer, die man hier in ihr erleben kann. Ja und das geht auch im Dunkeln. Denn wenn die Polarnacht über Svalbard liegt, knarrt der Schnee besonders intensiv und die Landschaft liegt noch ruhiger da als sonst. Gott sei Dank hat der Mond auch im Winter phasenweise die Güte ein bißchen seines Scheins auf die Inselgruppe abzustrahlen und taucht so den Schnee in ein zartes Lichtspiel. In dieser völligen Stille der Natur ist ja mein Favorit eine Tour auf Snowshoes. Etwas gewöhnungsbedürftig so etwas wie Mini-Ski unter die Füße zu schnallen, aber immerhin bewirken sie, dass man nicht hoffnungslos im Schnee versinkt. Welche Route man bekommt, weiß man so gut wie nie, weil das Wetter auf Svalbard so schnell wechseln kann, dass ich mich da auf die Erfahrung der Tourguides verlasse und ihnen  die Auswahl anvertraue. Schließlich will man ja auch wieder wohlbehalten in seiner Unterkunft landen. Auf der Tour spricht man dann auch kaum, man hat geradezu das Gefühl, man störe damit die Natur. Aber manchmal vergisst man das Plappern einfach auch, weil die Landschaft einem die Sprache verschlägt. Ein Fest!

Copyright: Marcela Cardenas / www.nordnorge.com / Longyearbyen

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Wer immer schon mal wissen wollte, wie es so ist als Trapper zu leben, kann sich auf Svalbard austoben. Voll ausgestattet wieder mal mit Snowshoes, Stirnlampe und einem eigenen Husky geht es in die Weite der Inselgruppe. Gott sei Dank ist eine Zeltübernachtung außen vor. Obwohl die Temperaturen für die geographische Lage von Svalbard verhältnismäßig moderat sind, bin ich bei winterlichen Camping-Vorschlägen eher zurückhaltend. Der warme Drink, den man in der Trappersiedlung,  10km von der Stadt Longyearbyen entfernt, erhält kommt mir da deutlich gelegener. Hier erlebt man dann auch echtes Trapper-Feeling und ahnt wie es war in der Wildnis Rentiere und Robben zu jagen. Und auch der Guide erfreut einen mit Geschichten rund um das Trapperleben. Zeigt sich dazu noch die Aurora Borealis gnädig ist man im Svalbard-Himmel.

Copyright: Marcela Cardenas / www.nordnorge.com / Longyearbyen

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Fazit: die Polarnacht übt einen unvergleichlichen Reiz aus um sich dem Zauber von Svalbard hinzugeben. Wer an der völligen Dunkelheit verzweifelt sucht sich die Zeit unmittelbar vor und nach der Polarnacht aus. Dann hat man quasi alles. Lange Nächte, Polarlichter und immerhin ein paar Stunden Tageslicht um die ganze Schönheit der Inselgruppe zu entdecken. Also auf ins Polarmeer! 🙂