Wo die Lofoten das reine Vergnügen bringen – am Reinebringen !

Nun gut, über die Lofoten habe ich ja schon einige male geschrieben, aber sie sind einfach zu zauberhaft, als dass man es nicht immer wieder tun könnte. Die Inselgruppe hat einfach ZU viele Postkartenmotive. Und irgendwie gibt es da alles, wofür Norwegen steht, ok fast alles. Meine Nr. 1: gib mir ein rot-weißes Häuschen und ich gerate in Verzückung. Sprich: die Rorbuer. Die gibt es auf den Lofoten so ziemlich an jeder Ecke und besonders liebe ich sie in Reine. Ja, ich weiß, Reine ist als Fotomotiv vielleicht etwas überstrapaziert, aber: hey, wen wundert das? Kann sich dem Anblick, wie sich die Fischerhütten vor die Berge schmiegen, irgendjemand entziehen? Eher bekommt man vor dieser Kulisse einen Romantik-Overkill. Dass die Mitternachtssonne in den Startlöchern steht, erwähne ich in diesem Zusammenhang am besten nicht. NOCH mehr Romantik!

Copyright: Frithjof Fure - Visitnorway.com

Copyright: Frithjof Fure – Visitnorway.com

Zwangsläufig hängt natürlich der Fisch zum Trocknen bei den Rorbuer gleich nebenan. Nein und ich werde kein Anhänger von Trockenfisch mehr – zumindest nicht in diesem Leben. Im Ernst: ich frage mich wer diese Pseudo-Chips aus Trockenfisch isst. Ok jedem das Seine. Dafür kann ich mich für die Fischlein eben als Fotomotiv begeistern. Ist doch auch was. Und schließlich ist Trockenfisch so etwas wie ein Markenartikel, den die Wikinger bereits vor tausend Jahren erfunden haben, und der in einer Liga mit Champagner und Parma-Schinken spielt. Ja wirklich! Ich nehme den Dorsch dann lieber VOR seinem Trockenmodus.   Wenn er dann noch leicht glasig auf dem Teller liegt, ist er mein Freund.

Natürlich gibt es in der Kommune Moskenes, zu der Reine gehört, auch noch andere Fischerdörfchen.  Hamnøy zum Beispiel. Und Sørvågen. Und das Dörfchen, wo  hundert Einwohner auf einem Buchstaben leben: Å! Ja, richtig gelesen. Der Name des Städtchens besteht tatsächlich nur aus einem Buchstaben und zu allem Überfluss gehört auch noch der größte Teil des Dörfchens einer einzigen Familie. Natürlich ist auch hier Fisch das Hauptthema, nicht nur beruflich, sondern auch museumstechnisch. Und wer wie ich nicht der Ich-esse-Stockfisch-Typ ist, kann ins Stockfisch-Museum gehen, das allerliebst zusammen gestellt ist.

Hamnøy, Alex Conu/Visitnorway.com

Hamnøy, Alex Conu/Visitnorway.com

Und wo hier Fisch schon mal ein Thema ist, sollte man sich unbedingt einen Fischer schnappen. Rein beruflich versteht sich. Für moderates Geld darf man dann nämlich mit rausfahren und ist Fischerlehrling für einen Tag. Dass das eine Menge Spaß bringt, brauche ich wohl nicht zu erwähnen. Logisch, dass man das Selbstgefangene mitnehmen darf, fein säuberlich filletiert. Das Gelernte muss schließlich direkt angewendet werden.

Außerdem sollte man darüber hinaus die Lofotenbergwelt nicht nur von unten betrachten, sondern auch von oben. Der Hausberg liegt ja auch direkt vor der Tür. Stichwort: Reinebringen. Allerdings spaziert man nicht mal so eben rauf. Also die Norweger schon. Mal eben in der Mittagspause. Der Touristenwanderer aber sorgt erstens für gutes Schuhwerk und bittet zweitens den Wettergott um gutes Wetter. Zumindest wenn man sich das Ende der Tour so vorstellt, dass man sich abends erschöpft in einem zauberhaften Fischrestaurant einen Dorsch schmecken lässt. Am Anfang geht´s ja noch. Erst ein bißchen Geröll, dann ein bißchen Wald und dann: ein bißchen steil. Sehr steil. Um nicht zusagen: konditionssteil. Ob man den Halteseilen Vertrauen schenken kann bleibt fragwürdig. Man tut es dann doch, da der Weg so bescheiden befestigt ist, dass es keine wirkliche Alternative dazu gibt. Bloß nicht daran denken, dass man denselben Weg auch wieder runter muss. Aber wenn man oben steht: man muss sich bemühen nicht gleich loszuheulen. Weil es einfach SO schön ist.

Tomasz Furmanek/Visitnorway.com

Copyright: Tomasz Furmanek/Visitnorway.com

Also steht man oben und entzückt sich an Rorbuer, Fischerbooten und dem Reinefjord! Irgendwann muss man sich jedoch vom Anblick losreißen und den Rückweg antreten. Steil und so. Es ist doch ein Elend, dass steil runter immer viel schlimmer ist als steil rauf. Deshalb begeistert man sich beim Abstieg auch mehr fürs Rutschen als fürs Gehen, da das Geröll zu weilen gleich mit nachgibt.

Und dann hat man ihn sich schließlich auch verdient. Den Fisch. Auf dem Teller. In Reine. Auf den Lofoten. Ein reines Vergnügen!