Viel Tier, wenig Mensch – Norwegen extrem in der Provinz Finnmark

Ganz im Norden, ganz dünn besiedelt, ganz große Provinz, ganz lange Polarnacht, ganz lange Zeit der Mitternachtssonne. In der Provinz Finnmark ist eben alles ganz speziell. Im Moment ist es ganz hell. 24 Stunden am Tag. Aber in knapp zwei Wochen kehrt die Nacht zurück. Ganz zaghaft. Immerhin dauert sie am 30. Juli 45 Minuten. Nach zweieinhalb Monaten Dauertageslicht. Aber Tier und Mensch leben damit. Und zwar auf gemütlich viel Raum. Bei 1,5 Einwohnern pro km² kann man Nachbarschaftsstreitigkeiten getrost vergessen. Wer hier auf Wanderschaft geht, trifft eher auf ein Rentier als auf einen Einwohner.

Copyright: CH - visitnorway.com

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Ja die Tierwelt ist hier überhaupt ein großes Thema. Mit dem Auto unterwegs? Ja dann wartet man eben mal länger, wenn eine Rentierherde ganz gemütlich kreuzt. Wer nicht so Hirschfreund ist, der kann sich aber auch an den hiesigen Vögeln ergötzen. Derer gibt es hier besonders viele. Hier ist man als Vogel eben ungestört und kann nach Herzenslust seine Eier ausbrüten. Und die Winter sind nur verhalten streng. Vogelparadies sozusagen.

Copyright: Asgeir Helgestad/Artic Light AS/visitnorway.com

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Wenn man dann doch einmal ein menschliches Wesen findet, sind es meistens Sami. Ja sie leben hier in rauen Mengen. Also insofern, dass von 70.000 Einwohnern der Provinz 50.000 Sami sind. Und sie leben noch ganz ursprünglich im Einklang mit der Natur. Wer in der Finnmark zu Gast ist erfreut sich an ihren traditionell bunten Trachten, ihrem Umgang mit den Rentieren, ihrem ganzen Lebensstil. Und wer einmal abends an einem Sami-Lagerfeuer gesessen hat, braucht danach kein städtisches Leben mehr. Oder sagen wir vielleicht nur noch reduziert. 😉

Copyright: Terje Rakke/Nordic Life - Visitnorway.com

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Ganz verhalten kann aber auch der Stadtaffine seiner Leidenschaft fröhnen. In Alta zum Beispiel, der größten Stadt der Provinz mit immerhin knapp 20.000 Einwohnern. Aber das ist nur Nebensache. Viel besser ist, dass man von hier aus zu Hundeschlittentouren aufbricht, das unglaublich blaue Licht genießt und sich den Nordlichtern hingibt. Ok, schon wieder mehr Natur als Stadt. Aber immerhin steht in Alta die Nordlyskatedralen (Nordlichtkathedrale). Ich finde ja, dass das Nordlicht hier perfekt in ein Gebäude gefasst wurde. Außen Spirale in den Himmel, innen die wogenden Lichtvorhänge der Nordlichter als LED-Vorhang. Ja, das ist Natur und Architektur in Einklang.

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Den ganz hart gesottenen winkt noch ein besonderes Erlebnis. Allerdings muss man dafür im Winter anreisen. Am 15. Dezember öffnet wieder das Sorrisniva Igloo Hotel. Dann ist es schon wieder 24 Stunden dunkel und man kann sich gemütlich ins Bett kuscheln. Moment, sagte ich gemütlich kuscheln? Alles ist aus Eis hier. Lobby, Restaurant und ja: auch die Zimmer und demzufolge die Betten. Schnatter. Immerhin kuschelt man in Rentierfellen. Es ist eben das ganz andere Übernachtungserlebnis. 😛

Copyright: Terje Rakke/Nordic Life - Visitnorway.com

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Fazit: im Sommer wie im Winter gehört die Provinz Finnmark zu den Norwegen-Highlights. Am nördlichen Rand Europas besinnt man sich zurück auf das Wesentliche. Den Mensch im Einklang mit der Natur. Auszeit vom Alltag, Eindrücke sammeln, die einem niemand nehmen kann! Also hinfahren, Auszeit nehmen, neu booten!