Møre og Romsdal oder ein Reigen von Rundfahrten – Teil 4

Die nächste Tour steht an. Wir wollen nach Åndalsnes und zumindest bis zum Einstieg des Trollstigen. Auch wenn er zu dieser Jahreszeit bereits geschlossen ist. Aber gucken kann man ja mal. Und ein bißchen vom Geist der Serpentinenstraße atmen. Passend dazu haben wir uns das denkbar schlechteste Wetter ausgesucht. Es regnet in Strömen. Aber im Land der Wikinger kann einen das ja wohl nicht abhalten in der Natur herum zu stapfen. Lediglich die Fahrt mit der Raumabahn werden wir uns schenken.

Bereits auf der Fahrt genießen wir den herrlichen Blick auf den Isfjord, der sich weit ins Landesinnere gegraben hat. Das Wasser entspricht dann auch seinem Namen: eisig. Zumindest sieht es so aus. Auf den Test beim Bad verzichten wir, schließlich kommt schon genug Wasser von oben. Aber trotz des Regens ist die Natur atemberaubend. Die Wolken hängen tief in den Bergen und küssen fast die Straßen. Und die Farben könnten satter kaum sein. Nun ja, die grünen Wiesen kommen eben nicht vom Wüstenklima.

Isfjord, Copyright: insidenorway

Isfjord, Copyright: insidenorway

Bis man in Åndalsnes ist fährt man einmal um den ganzen Fjord herum. „Ich fahr mal schnell nach irgendwo“ ist hier leichten Beschränkungen unterlegen. 😉 Am Hafen lässt sich heute kein Kreuzfahrtschiff blicken. Und die Zugkapelle in einem alten Zugwaggon am Hauptbahnhof ist auch durch einen hübschen Bauzaun geschmückt. Geschlossen. Außerhalb der Saison eben. Wir schauen uns also Åndalsnes an, ok es ist keine außerordentliche Perle, aber man kommt ja auch wegen der Naturattraktionen gleich in der Nähe.

Åndalsnes, Copyright: insidenorway

Åndalsnes, Copyright: insidenorway

Wie zum Beispiel der Trollstigen. Im Sommer fährt man hier vom Romsdalsfjord zum Norddalsfjord. Jetzt, außerhalb der Saison ist am Schlagbaum Schluss. Wir sind auch so ziemlich die einzigen, die zum Trollstigen unterwegs sind. Die Fahrt dorthin durch die Romsdalsalpen kann man allerdings auch jetzt genießen. Das Isterdalen, durch das uns die Straße führt, scheint zu schlafen. Und auch wenn es immer noch regnet, steigen wir natürlich wieder zahlreiche male aus. Auch hier hängen die Wolken tief im Tal und die Vegetation leuchtet in Orange- und Brauntönen. Atemberaubend. Am Trollstigen angekommen halten wir inne, denn wenn man ihn von unten betrachtet, sieht man wie steil sich die Pass-Straße die Felswand hochschlängelt. Wir haben Mühe die Kehren zu erspähen, ein Hauch von schwarz verrät sie.

Trollstigen im Winterschlaf, Copyright: insidenorway

Trollstigen im Winterschlaf, Copyright: insidenorway

Dass wir inzwischen völlig nassgeregnet sind merken wir schon gar nicht mehr. Zu schön ist der Blick auf das Romsdalshorn und die übrigen Gipfel der Romsdalsalpen. Deshalb wollen wir auch noch zur Trollveggen, die sich Europas höchste senkrechte und teilweise überhängende Bergwand nennen darf. Also raus aus dem Isterdalen und die E136 entlang, die sich an den Gipfeln vorbei schlängelt. Am Rastplatz der Bergwand steigen wir erneut aus dem Auto aus, aber nein, die Felswand möchte sich heute nicht zeigen und hat sich in dichte Wolken gehüllt. Wir müssen mit dem Blick auf das Touristenzentrum zufrieden sein. Mehr ist heute nicht drin.

Also beschließen wir auf dem Rückweg noch einer weiteren Stabkirche einen Besuch abzustatten. In Rødven. Und wir müssen uns beeilen, denn das Tageslicht beglückt uns in diesen Zeiten ja nur mit wenigen Stunden. Aber der Weg dorthin lohnt sich. Mal abgesehen davon, dass ich wieder an jedem Grashalm für ein Foto aussteigen muss, erreichen wir das Kirchlein gerade noch, bevor die Sonne das Licht ausknipst.

Stabkirche von Rødven, Copyright: insidenorway

Stabkirche von Rødven, Copyright: insidenorway

Die Kirche liegt direkt am Langfjord und ist wie die Stabkirche von Kvernes mit Balken kräftig abgestützt. Wind und so. Falls man von einem Friedhof als entzückend sprechen kann, sollte man es bei dem, der gleich an der Stabkirche von Rødven liegt, tun. Die alten Grabsteine sind dicht mit Moos bewachsen und erzählen aus vergangenen Jahrhunderten. Und das Grün zwischen den Gräbern könnte nicht saftiger leuchten.

Schließlich machen wir uns auf den Rückweg nach Farstad. Immerhin wollen wir kurz vor Molde noch den Tunnel passieren, der täglich um 18 Uhr für Bauarbeiten geschlossen wird. Ein 45-Minuten-Umweg muss heute nicht mehr sein. Und schließlich wartet zum Abschluss von vier Touren ein Glas Wein auf uns. Zuhause. Vor dem Kamin. Im traumhaften Møre og Romsdal!