Ja, Stavanger. Da denkt man eben gerne an Öl, mit dem Norwegen ja reich gesegnet ist. Aber: rund um Stavanger haben sich ein paar Naturschönheiten ihren Platz erkoren um Naturfreunde zu entzücken. Und Stavanger erweist sich hier als prima Ausgangspunkt. Vor der Haustür wohnt der Lysefjord. 40km Steilwände, die ziemlich blankgescheuert sind, haben ihm zu seinem Namen verholfen, eben „heller“ Fjord. Der Schwimmfreudige hat zuweilen 500m Wasser unter sich. Nein, das Boot ist mir lieber. Von Stavanger kann man denn auch gemütlich lostuckern, allerdings ist die Ferry-Fjordtour den Sommerreisenden vorbehalten. Aber das ist ja nicht der einzige Weg um an den Fjord zu kommen. Wer den Bus nimmt kann gleich an zwei bemerkenswerten Stationen halt machen. Traumhafter Fjordblick inklusive.
Erste Station Preikestolen. Ja, dieses Felsplateau gehört zweifelsohne zu den wundervollsten Felsformationen von ganz Norwegen. Schön, wenn die Natur die Aussichtsplattform am Fjord gleich mitliefert. So steht man denn in gut 600m Höhe auf 25x25m und genießt den Blick über den gesamten Lysefjord. Atemberaubend! Da vergisst man auch, dass man zuvor zwei Stunden gewandert ist, streckenweise keuchend in unwegsamem und steilem Gelände. Da der Preikestolen ungesichert ist, sollte wer zu flattrigen Knien neigt wie ich, einen Sicherheitsabstand zur Felskante halten. Der Aussicht tut das keinen Abbruch. Man könnte hier stundenlang sitzen, wenn man nicht wieder zwei Stunden zur Straße zurückwandern müsste. Die absoluten Cracks schlagen ihr Zelt auf und genießen die aufgehende Sonne über dem Fjord und die absolute Ruhe. Ja, das ist Norwegen-Erholung pur!
Wen das Wanderfieber einmal gepackt hat, hängt gleich die Tour zum Kjerag dran. Also nicht amselben Tag versteht sich, dass wäre dann doch eine konditionelle Herausforderung. Denn hier hat man 2,5 Stunden auf den Füßen vor sich, wenn man den einzigartigen Kjeragbolten sehen will, wahrscheinlich einer der meistfotografierten Felsen überhaupt. Er kommt aber auch imposant daher, wie er zwischen zwei Felswänden eingeklemmt ist und zwangsläufig arbeitet das Kopfkino wie er denn da hin gekommen ist. Viele Besucher machen das Erinnerungsfoto ja direkt auf dem Felsen stehend, manche nehmen gleich ihr Fahrrad mit drauf, ich kann bei sowas gar nicht hinsehen. Nein ich verzichte auf ein solches Erinnerungsfoto, denn was mache ich wenn das Steinchen just in DIESEM Moment auf die Idee kommt den Hang hinunter zu kullern. Aber auch wenn man nicht draufsteht ist der Anblick überwältigend.
Wo Berge und Wasser sind, sind in Norwegen natürlich auch Wasserfälle nicht weit. Ich persönlich finde ja den Månafossen zauberhaft. Er liegt südlich des Lysefjords im kleinen Fratfjord, nun ja genauer gesagt, in dem Teil, der bereits verlandet ist. Das Wasser stürzt sich 92m herab und man bekommt gleich eine ordentliche Portion Gischt ab. Und der Weg ist diesmal auch nicht ganz so beschwerlich. Da lacht das Herz des Konditionsschwachen. 😉
Bei all den Natürschönheiten will ich aber auch Stavanger selbst nicht vernachlässigen. Hier kann man sich dem Thema Öl natürlich nicht entziehen, immerhin sind hier eine ganze Menge internationaler Öl-Konzerne ansässig und natürlich auch der norwegische Öl-Riese Statoil. So gibt es hier denn auch konsequenterweise das Öl-Museum. Klingt vielleicht zunächst nicht spektakulär, aber ich muss sagen, dass sich ein Besuch wirklich lohnt. Wer weiß schon wie es auf einer Ölbohrinsel zugeht. Dank der vielen interaktiven Stationen ist man hinterher deutlich schlauer. Ja das Arbeitsleben im Ölgeschäft ist zuweilen ein hartes.
Und wenn man Museumstag hat, sollte man gleich das Norwegische Konservenmuseum mitnehmen. Wie bitte? Konserven? Ja Konserven. Stavangers zweites Industriestandbein bis 2002. Bis dahin wurde von fünfzig Unternehmen alles eingedost, was in Dosen zu konservieren ist. Zugehöriges Museum ist deshalb auch in einer alten Konservenfabrik untergebracht. Wer hier vorbei schaut, besichtigt alte Arbeiterwohnungen, lässt sich geräucherte Sardinen schmecken und erfreut sich an den alten Werbekampagnien für Konserviertes. Und die Straßen drumherum ums Museum können sich auch sehen lassen. Das Gamle Stavanger entzückt mit typisch norwegischen Holzhäusern in strahlend weiß. Fürs Norwegen-Herz.
Und auch Sonnenuntergang kann Stavanger. Und wie! Geradezu imposant ist der Blick auf die Stadt, wenn sie in gelb-violettem Licht erstrahlt und das Wasser den warmen Farbenschein zurück gibt. Insellage hat durchaus Vorteile. Also auf in Norwegens Süden und den Zauber in sich aufnehmen! 🙂