Berge, Bergen, Bergen-Bahn – einmal quer durch Norwegen bitte !

Nachdem ich in Norwegen ja eher immer auf der Nord-Südroute oder umgekehrt unterwegs bin, ist es Zeit die Ost-West-Reiseroute einzuschlagen. Schließlich startet bei uns in Oslo täglich die Bergen-Bahn gen Westküste. Damit auch noch Zeit für ein bißchen Bergen bleibt, finde ich den 8:25 Uhr Zug passend. Immerhin sitzt man sieben Stunden in selbigem und lässt sich durch die norwegische Natur kutschieren. Der letzte Waggon ist dabei ein Glücksgriff, weil man praktisch die ganze Fahrt an der rückwärtigen Fensterscheibe kleben kann und aus den Seitenfenstern in Kurven Blick auf den gesamten Zug hat.

 Kaum ist man aus Oslo raus geht es landschaftlich erstmal gemäßigt weiter. Ok Oslo ist nicht gerade von steil aufragenden Bergen umgeben. Trotzdem ist die Fahrt entlang an Fluss, Wiese und Hügel zauberhaft. Ich persönlich habe ja immer die Neigung bei Zugfahrten spätestens nach Kilometer fünf sanft zu entschlummern. Aber hier muss ich einfach die fabelhafte Landschaft auf mich wirken lassen.

Nach und nach wird es rauher. Eben war ich noch im Oslo-Sommer und eh man sich versieht ist wieder Winter. Aber das macht nichts, da die Fahrt durch die Hardangervidda einfach zum schönsten Teil der Strecke gehört. Die Bahn schiebt sich hoch auf 1.222m und der Schnee hat hier noch alles fest im Griff. Kein Wunder, dass sich hier die besten Skigebiete Norwegens aneinander reihen. Beim Stopp in Geilo ist einem irgendwie klar, warum hier das Mekka der Wintersportler beginnt. Das Tor zur größten Hochebene Europas lässt jedes Ski-Herz höher schlagen.

Copyright: insidenorway

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Weiter geht es nach Finse, zugleich höchstgelegener Haltepunkt der Strecke und das Gebiet, in dem sich schon Scott und Amundsen für ihre Polarexpedition  übungsmäßig ausgetobt haben. Wie wir wissen hat es Scott leider nichts genutzt. Wer für Polarexpeditionen nicht so viel übrig hat, kann Star-Wars-Feeling genießen. Schließlich wurde ein Teil von „Das Imperium schlägt zurück“ hier gedreht.

Weiter geht es Richtung Voss mit Traumblicken in Täler und auf die schneebedeckten Berge. Lediglich die Tunnel könnte man auf der Strecke gelegentlich verfluchen. Ja, ok, die witterungsbedingte Notwendigkeit selbiger sehe ich ja ein, aber immer wenn man gerade ein Fotomotiv entdeckt hat, schiebt sich gerne zwischen Zug und Landschaft: die Tunnelwand. Also immer in fotografischer Hab-Acht-Stellung bleiben, wenn man am Ende nicht eine hübsche Ansammlung von Tunnelbildern haben will.

Copyright: insidenorway

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Sobald man sich Bergen nähert, wird´s wieder sommerlicher. Die grünen Wiesen sind zurück und die Bahn fährt nah am Wasser vorbei. Herrlich. Nach sieben Stunden erwartet einen schließlich Bergen, die zweitgrößte Stadt Norwegens und eine der schönsten. Nach Ankunft ist der Besuch im Hanseviertel Pflicht. Egal wie oft man schon dort war, der Blick auf die Holzhäuser und den Hafen sind einfach immer wieder zauberhaft. Vor allem, wenn Bergen sich überlegt hat den Besucher mal nicht mit Regen zu beglücken. Das ist ja in der Hauptstadt der Provinz Hordaland leider Programm.

Ich gönne mir noch einen kurzen Abstecher nach Gamlehaugen. Hier wohnt die Königsfamile wenn sie sich in der Stadt aufhält. Wenn ich bedenke, dass der Kronprinz hier während seines Studiums gewohnt hat, könnte ich mir schlechtere Studentenunterkünfte vorstellen.

Gamlehaugen, Copyright: insidenorway

Gamlehaugen, Copyright: insidenorway

Alles in allem: die Bergen-Bahn ist ein toller Einstieg in die Zug-Welt von Norwegen und ich werde weitere Strecken ausprobieren. Genügend davon hält Norwegen ja bereit. Nächster Halt: Dovre-Bahn. 🙂