Hinter den Kulissen eines Reiseführers oder: kennt sich hier irgendeiner aus ?

Es ist mal wieder soweit. Ein neuer Reiseführer ist am Start. Zusammen mit meiner Co-Autorin Sabine hab ich mir ein Mammutprojekt vorgenommen. Jede einzelne Provinz kommt dran und zwar mit einem eigenen Band. Nun ja, das Ganze entstand  fast aus einer Weinlaune heraus, als wir abends vor dem Kamin saßen und uns gemeinsam ärgerten, dass alle Norwegenreiseführer entweder jede Provinz nur sträflich behandeln oder der genau umgekehrte Fall: viel Information über Regionen, die man in seinem geplanten Urlaub gar nicht zu sehen bekommt. Also dachten wir uns ganz pragmatisch, dass man diesem Dilemma doch Abhilfe schaffen kann. Pro Provinz ein Reiseführer. Was dazu führt, dass man genau die Regionen ordern kann, die man bereist, und wir so ziemlich alles beschreiben, was in jeder Provinz rauf und runter so los ist. Norwegen intensiv sozusagen.

In der Nähe der Atlantik-Straße, Copyright: insidenorway

In der Nähe der Atlantik-Straße, Copyright: insidenorway

So weit, so gut. Das Schöne am Reiseführer schreiben ist ja, dass man sich zunächst alles selbst anschaut, also schon mal für die Leser probegenießt. Das taten wir dann auch ausführlich. Und wir haben auch gleich mit einer Provinz begonnen, wo ein Highlight das andere jagt: Møre og Romsdal. Hier wohnen nicht nur Trollstigen, Geirangerfjord und Atlantikstraße, sondern auch meine Co-Autorin Sabine. Ein Recherche-Segen wie sich herausstellen sollte. Ja, denn das unterschätzen die meisten. Nachdem man alles angeschaut hat, geht die Arbeit erst richtig los. Was liegt wo in der Provinz, welche Attraktionen lassen sich verbinden, damit der Urlauber nicht von hü nach hott fährt und drei Wochen für etwas braucht, was auch in drei Tagen zu schaffen gewesen wäre. Das ist überhaupt für mich oft das größte Manko an Reiseführern. Alles ist zwar hüsch alphabethisch sortiert, aber die Frage, wie man möglichst viel sieht, bleibt auf der Strecke.

Norwegen-Idylle in Hustadvika, Copyright: insidenorway

Norwegen-Idylle in Hustadvika, Copyright: insidenorway

Und so kommt es gelegentlich vor, dass man während der Recherche auf Fragen stößt, derer man sich vorher gar nicht bewusst war. Dass Kristiansund der bedeutendste Opernstandort Norwegens ist zum Beispiel. Moment, habe ich was verpasst? Bislang war ich ja irgendwie der Meinung, dass Oslo so ziemlich das einzige Opernhaus von Norwegen sein Eigen nennt. Ich weiß ja nicht, wie es EUCH geht, aber bei „bedeutendster Opernstandort“ zwingt sich mir unweigerlich die Vorstellung von riesen tamtam und tschingderassabumm auf. Ja von wegen. Es ist mal wieder typisch norwegisch. Irgendwann hat man sich überlegt, dass doch in Kristiansund ein riesiges Opernhaus gebaut werden solle, aber irgendwie ist das Ganze im Ansatz stecken geblieben. Trotzdem Grund genug für den liebenswerten Hang des Norwegers zu Übertreibungen in diesem Stadium bereits von „bedeutendstem Opernstandort“ zu sprechen. Nun ja, wer ohne Vorwarnung in Kristiansund Station macht, wird sich vielleicht angesichts der bescheidenen Spielstätte für Opernaufführungen fragen: wo geht´s denn hier zur Bedeutsamkeit? 😉

Unterwegs in Møre og Romsdal, Copyright: insidenorway

Unterwegs in Møre og Romsdal, Copyright: insidenorway

 Anderer Ort, andere Recherche. Schön, dass vor der Küste der Provinz zauberhafte Inselchen liegen, die man unbedingt erkunden sollte. Und noch besser ist natürlich, wenn der Reisende zu jeder Tour gleich die passenden Fährverbindungen samt Preisen zur Hand hat. Nun ja, Karten lesen war hierzu überhaupt die häufigste Beschäftigung, wärend wir unser Reisehandbuch schrieben. Und natürlich Fährenfahrpläne zu studieren, denn schließlich will man ja nicht plötzlich am Abend mit dem Auto auf irgendeiner Insel stehen und die nächste Fährverbindung startet am nächsten Tag. Meine Co-Autorin Sabine kann ein Lied davon singen. Und vor allem davon, dass manch ein Fährenbetreiber seine eigenen Fahrpläne nicht zu lesen weiß, die er zu allem Überfluss auch noch vergessen hat auf seiner Internetseite einzubinden. Telefonmarathon mit Fährenbetreibern zählt spätestens jetzt nicht mehr zu ihren bevorzugten Beschäftigungen.

Anyway, Anfang Mai ist es so weit. Dann startet unsere Reisehandbuchreihe am Markt. Und natürlich hoffen wir, dass wir Euch alle animieren können, die nördlichste der Fjordnorwegen-Provinzen zu besuchen. Also: wir sehen uns in Møre og Romsdal! 🙂