Eigentlich ist es ja nur ein Schieferplateau, das 300m aus dem Meer herausragt. Und der nördlichste Punkt Europas ist es auch nicht. Aber: wer jemals an diesem Punkt Europas gestanden hat hält andächtig inne, blickt auf den schier unendlichen Horizont und fühlt sich eins mit der Natur. Mal erstrahlt es in der Mitternachtssonne, mal liegt es von Nebel umhüllt, mal in völliger Dunkelheit der Polarnacht. Aber IMMER steckt es einen an mit einer ganz besonderen Mystik. Das Nordkapp.
Ja es ranken sich eine ganze Menge „Fakten“ um diesen nördlichen Punkt in Europa. Nördlichster Punkt des Festlands? Nein! Genauer gesagt liegt das Nordkapp nicht auf dem Festland, sondern auf der Insel Magerøya, aber wir wollen mal nicht so sein. Magerøya bedeutet übersetzt „karges Land“ und das ist auch Programm. Allerdings tut das dem Zauber der Insel keinen Abbruch. Wir sind eben sehr weit im Norden, aber bis zum Nordpol sind es trotzdem immer noch 2.000km! Und wenn man an der gußeisernen Weltkugel steht blickt man nach links und schaut auf die Landzunge Knivskjellodden, die einen Kilometer weiter nördlich ins Meer ragt. Die Ich-bin-der-nördlichste-Punkt-Europas-Konkurrenz schläft eben nicht. Silbermedaille für das Nordkapp.

Copyright: Bjarne Riesto / riesto.no / http://www.nordnorge.com / Nordkapp
Die meisten nehmen sich ja überhaupt viel zu wenig Zeit für das kleine Eiland. Wenn man schon mal da ist sollte man auch den Rest von Magerøya erkunden. Außerdem kann man so eventuelle Schlechtwetterlagen freundlich bitten doch in den nächsten 48 Stunden abzuziehen, so dass man ausblicksmäßig am Nordkapp auch auf seine Kosten kommt. Blicken wir also auf Honningsvåg. Schmusiges Fischerdörfchen und Anlaufstätte zahlreicher Kreuzfahrtschiffe und natürlich auch der Hurtigruten, deren Schiffe hier täglich anlegen um die Post vorbei zu bringen und um zahlreichen Passagieren Nordkapp-Feeling zu bescheren.
Genau wie das Nordkapp erfreut sich auch auf Magerøya Honningsvåg eines Titels, der geografisch nicht den Tatsachen entspricht. Seit den 1990er Jahren gilt das Dörfchen als nördlichste Stadt der Welt, obwohl es einige Städte gibt, die noch weiter nördlich liegen. Hier reicht es noch nicht mal zur Silbermedaille. Aber das macht nichts. Honningsvåg ist trotzdem zauberhaft!

Honningsvåg, Copyright: Trym Ivar Bergsmo / http://www.nordnorge.com / Nordkapp
Fischerdörfer gibt es in Norwegen ja bekanntlich reichlich. So auch auf Magerøya. Eines davon ist Gjesvær. Heute ungefähr 130 Einwohner zählend ist das Städtchen seit den 1970er Jahren etwa auf ein Drittel seiner Bewohner geschrumpft. Aber: es ist die einzige Siedlung, die sich in der Provinz Finnmark bis in die Wikingerzeit zurückverfolgen lässt. Schon im Jahr 1230 wird sie erwähnt. Dass von den deutschen Besatzungstruppen 1944 alles niedergebrannt wurde wollen wir unter den Tisch fallen lassen.

Gjesvær, Copyright: Bjarne Riesto / riesto.no / http://www.nordnorge.com / Nordkapp
Hat man die Insel Magerøya umrundet, kehrt man zurück zum Nordkapp, entweder weil man hofft, dass das Wetter nun besser ist, oder weil man sich vom Anblick der Ozeanweite nicht lösen kann, oder beides. Auf jeden Fall aber beschließt man, dass es nicht das letzte Mal war, dass man hier gestanden hat, am Nordkapp, am Tor zum Nordpol, am Tor zum Ende der Welt! 🙂 ❤














