Von Kjøllefjord nach Mehamn oder: das Paradies der Sami !

Ja, schon wieder unterwegs ganz im Norden. Diesmal zu den Sami. Und die leben ja bekanntlich im Norden. Von Kjøllefjord aus machen wir uns auf zu ihnen und wissen nicht, was uns erwartet. Wieder geht es durch die Tundra, dorthin, wo des Rentiers Paradies ist. Die Herden sind hier teildomestiziert und die Sami wissen welche Tiere zu ihrer Herde gehören. Groß sind sie, die Herden, denn das Rentiergeschäft ist nicht mehr das, was es mal war. „Bloß nicht fragen wieviele Rentiere ein Sami besitzt“ wurde mir gleich eingebleut. Das ist ungefähr vergleichbar damit seinen Kontostand offen zu legen.

Eilo und seine Frau erwarten uns schon und beide tragen ihre traditionelle Tracht, die an Farbe nicht mehr strahlen könnte. Meine Fähigkeit auf samisch zu kommunizieren beschränkt sich auf „puorre päiwi“, was soviel wie „Guten Tag“ heißt.  Von der samischen Sprache werde ich später noch mehr hören.  Wir betreten das  Lavuu, das traditionelle Zelt der Sami und obwohl es draußen heute mehr als kühl ist, ist es drinnen mollig warm.  Da das Lavuu Wohnzimmer, Schlafzimmer und Küche in einem ist, platziert man das Feuer eben in die Mitte. Da wärmt es nicht nur das Essen, sondern auch  die Bewohner. Und ja, es ist erstaunlich warm hier drin. Damit wir auch von innen gewärmt werden, gibt es zur Begrüßung gleich eine Rentierbrühe. Heiß ist sie, nach Rentier riecht sie, lecker ist sie.

Copyright: insidenorway

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Klar, dass die Sami das Geschirr, in dem serviert wird, selbst herstellen. Überhaupt verwenden sie über das Fleisch hinaus alles vom Rentier um daraus Alltagsgegenstände zu machen. Das Fell bildet natürlich einen Großteil ihrer Winterkleidung und Eilo zeigt uns ein paar Stücke. Wer jemals ein Rentiercape übergestreift hat, versteht, dass Rentiere nicht frieren. Hier im Lavuu verfällt man innerhalb von zwei Minuten in Schweißausbrüche. Kein Wunder also, dass mit Rentierschuhen kalte Füße passé sind.

Während wir noch unser Süppchen schlürfen, erzählt Eilos Frau vom Leben der Sami, ihren Gewohnheiten und ihrer Tradition. Und natürlich bekommen wir eine Kostprobe der samischen Sprache. Dabei scheitern wir schon an den Zahlen von eins bis zehn, zu anders sind die Wörter für das mitteleuropäische Ohr. (Und ich dachte, nur norwegische Dialekte zu verstehn sei schwer!) Und wo man so gemütlich ums Feuer sitzt, erfreut uns Eilo mit dem Joik, dem traditionellen Gesang der Sami. Sie besingen so Tiere, Menschen und Naturphänomene und fühlen sich dem Besungenen so nah. Wunderschön.

Copyright: insidenorway

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Draußen stehen natürlich die Rentiere. Sie weiden genüßlich das Moos ab und lassen sich sogar von uns füttern. Rentierglück. Zutraulich sind sie nicht gerade, aber schließlich sind sie ja auch nur HALB domestiziert. Und wer lässt sich schon gerne von Fremden streicheln. 😉 Lässt es eines der Tierchen aber dann doch mal zu, erfreut man sich an ihren herrlich weichen Schnuten und dem warmen Atem.

Ob wir es aber zum Rentierhalter bringen können, dürfen wir gleich testen. Üblicherweise werden sie mit dem Lasso eingefangen und wir dürfen mal probieren. Damit wir keins der Tiere aus Versehen in den Rentierhimmel befördern, hat Eilo sozusagen ein Übungsrentier aufgestellt. Geweih auf Pfahl erscheint mir anfängerfreundlich, zumal dieses „Rentier“ brav stehen bleibt, wenn man versucht es mit dem Lasso einzufangen. Eilo zeigt uns wie man das Lasso hält und wirft. Sieht eigentlich ganz einfach aus. Nach zwanzig Versuchen gebe ich auf, beobachtet von den Rentieren auf der Koppel, die wahrscheinlich gerade denken: „Glück für uns!“ 😉

Nach gut zwei Stunden in der Welt der Sami fahren wir weiter Richtung Mehamn, wo unser Ausflug für dieses mal endet. Eilo hat uns mit seinem Joik ein Stück mitgenommen, in die Natur, in seine Welt, in seine Tradition. Das macht Lust auf mehr! 🙂

Von Adler bis Wal ist alles drin oder Tiersafari nordic Style !

Ok, das ein oder andere Tier fällt wohl jedem zum Thema Norwegen ein, vor allem der Lachs, der ja beim ein oder anderen gerne mal auf dem Teller liegt. Da man unter Wasser aber meistens eher weniger in freier Natur unterwegs ist, bringt es doch viel mehr Spaß, den Rest von Norwegens Tierwelt genauer zu begutachten. Lieblingsdiskussionsthema ist natürlich: der Wal! Nun ja, das mit dem Walfang lässt mich auch nicht in Begeisterungsstürme verfallen, aber der Norweger ist da in seiner Ansicht eigen. Mir gefällt es dann auch besser, die Riesen zu beobachten, wenn sie sich an der Wasseroberfläche zeigen. Und da Wale ja bekanntlich Säugetiere sind, braucht man auch nicht gleich ins kühle Nass um sie zu beobachten. Per Boot geht das natürlich am elegantesten, weil man nah rankommt, aber die Tierchen so trotzdem in Ruhe ihrer Lieblingsbeschäftigung, der Heringsjagd, nachgehen können. Auf den Lofoten zählt das für Buckelwale und Orcas geradezu zum kulinarischen Saisonhöhepunkt.

Copyright: Marten Bril / www.visitvesteralen.com / Andøy, Øksnes

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Und wenn man schon dort ist im Walbeobachtungsglück, kann man gleich im Trollfjord weitermachen. Seeadler und so. Bis 2,5 Meter Flügelspannweite macht sie unübersehbar. Und man möchte sich lieber nicht vorstellen, was sie möglicherweise Unerwünschtes im Flug fallen lassen. Besser ist da schon mit dem Boot rauszufahren und ein üppiges Fischbuffet an Bord zu präsentieren. So kann man die stolzen Vögelchen dabei beobachten, wie sie über dem Boot in der Luft kreisen, gierig etwas vom Fisch zu ergattern. Tun wir ihnen den Gefallen. Also geht das Buffet nach einiger Zeit zur Freude der Seeadler über Bord und als ordentlicher Vogel taucht man ins Wasser um sich die Beute schmecken zu lassen.

Copyright: Marten Bril / www.visitvesteralen.com / Andøy, Bø, Hadsel, Lødingen, Sortland, Øksne

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Und wo wir gerade bei den fliegenden Bewohnern des Landes sind: alles, was außer dem Seeadler noch so rumfliegt, lässt sich unweit des Nordkapps beobachten. Allerdings muss man sich zur größten Vogelkolonie auf der Inselgruppe Gjesværstappan per Boot hinbequemen. Am besten vom Fischerort Gjesvær aus. Man begibt sich in das Reich der Papageientaucher, die sich hier zusammengefasst als größte Kolonie der Finnmark angesiedelt haben. Dementsprechend ist die Geräuschkulisse, vor allem, weil sich unter das Papageientaucherisch noch Möwisch,  Kormoranisch, Basstölpelisch und allerhand andere  gefiederte Sprachen  mischen. Die Vogelwelt befindet sich eben in angeregter Unterhaltung.

Wer weniger dem Vogelkrach zugetan ist, geht auf Rentierschau. Die sind auch deutlich ruhiger. Auch dazu bewegt man sich vorzugsweise in Nordnorwegen, in der Finnmark tummeln sie sich besonders gern. Im Sommer trifft man sie gelegentlich auch an Tunneneingängen, sehr zur Freude der Ausflugsbusse, die dort erstmal anhalten müssen um den Gesellen klar zu machen, dass sie einen Schritt zur Seite treten müssen, damit man passieren kann. Aber als Rentier hat man es eben so herrlich schattig an Tunneleingängen, denn schließlich sind sie eher für Minusgrade gemacht und empfinden schon einstellige Plustemperaturen als tropische Hitze. Rentierleid. Auf der Halbinsel Nordkyn kann man sich dann mit der Kamera auf die Lauer legen, gute Sicht in alle Richtungen, saftige Vegetation um den Winterspeck anzufressen. Nordische Kombination.

Copyright: Trym Ivar Bergsmo / www.nordnorge.com / Hammerfest, Nordkapp

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Bleibt: der Elch. Ich persönlich habe ja noch nicht die Hoffnung aufgegeben, dass ich eines Tages einen sehen kann. Bisher ist mir noch keiner über den Weg gelaufen. Außer im Holmenkollen-Museum bei uns in Oslo. Größentechnisch flößen sie einem Respekt ein, allerdings haben sie auch etwas warmes. Und da auch außerhalb von Oslo eine Menge Elchwarnschilder stehen, müssen sie sich ja nun irgendwo im Dickicht aufhalten. Aufgabe für dieses Jahr also: halte Ausschau nach dem Elch. Rund um Oslo. Und anderswo in Norwegen. 🙂