Wo die sanften Riesen wohnen oder: wer die Wahl hat, sucht den Wal

Ja, der Wal. Das ist ein Geselle, der zwar gar nicht so selten vorkommt, einen aber zuweilen in den Wahnsinn treiben kann, wenn man nach ihm Ausschau hält. Vor allem, bei den Artgenossen, die sich mit einmal Luft holen zwei Stunden in den Tiefen des Ozeans aufhalten können. Aber was machen sie eigentlich da unten, wo man doch viel lieber hätte, dass sie laufend die Fluke, ihre Schwanzflosse, aus dem Wasser heraus strecken. Nun ja, bevorzugt sind sie auf Nahrungssuche. Allerdings nur in ihren Sommerrevieren, im Winter wird kollektiv gefastet. Zumindest bei den Buckelwalen, die mit 13 Metern Körperlänge ganz ordentliche Kameraden sind. Ok, im Vergleich zu anderen Bartenwalen sind sie eher zierlich. Aber sie müssen schon ordentlich Krill auf einen Schluck aus dem Wasser fischen, damit die Fettreserven im Winterhalbjahr auch reichen, bis die Nulldiät beendet ist. Wie praktisch, dass der Buckelwal dafür so hübsche Barten am Maul hat, also schwimmt er einfach mit offenem selbigem in einen Schwarm von Krill und sammelt alles, was auf einen Happen hinein geht, das Wasser kann ja dann durch die Barten abfliessen. Effektiver kann Fressen nicht funktionieren.

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Der Schwertwal (Orca) interessiert sich für Krill dagegen herzlich wenig. Was handfestes muss her um den Walbody in Topform zu halten. Hering ist sein Lieblingsgericht auf der Speisekarte und davon schwimmen vor Norwegen bekanntlich ja einige rum. Und damit sich die Jagd auch ordentlich lohnt, versammelt er gleich bis zu zwanzig Artgenossen um sich, zum Leidwesen der armen Heringe. Aber wozu hat man als Wal eigentlich den Vorzug eines Atemlochs, aus dem sich so herrlich Luftblasen hervorbringen lassen, mit denen man einen Heringsschwarm einkreisen kann. Und die Fluke erledigt den Rest. Einfach auf die Heringe einschlagen, bis sie betäubt sind. Ok, nett geht anders, aber irgendwoher muss ja der Beiname Killerwal kommen. Wenn kein Hering in Sicht ist, versuchen sie sich auch an kleineren Walen, die sie bis zur Erschöpfung jagen. Überleben ist in der Natur eben alles. Wenn man das Jagdverhalten aber gedanklich bei Seite lässt, sind Schwertwale mit ihrer übergrossen Finne herrlich anzuschauen, vor allem, wenn sie sich im Schwarm tummeln.

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Der König unter den Walen, zumindest, was seine Grösse betrifft, ist der Pottwal. Kein Wunder, dass Kapitän Ahab bei der Begegnung mit Moby Dick den Kürzeren zog. Zwanzig Meter geballte Walanatomie sind eben kein Pappenstiel. Als Pottwal lebt man geschlechtlich getrennt. Die Weibchen schliessen sich mit anderen Weibchen und ihren Kälbern zusammen, während die Männchen ebenfalls lieber unter sich sind. Echte Jungs eben. Nur wenn Paarungszeit ist, scheint dem männlichen Pottwal die Anwesenheit eines Weibchens genehm und wenn schonmal Paarungszeit ist, kann man sich gleich auch einen ganzen Harem halten. Nach vollbrachter Fortpflanzung geht man wieder seiner Wege. Mehr ist nicht drin in Sachen Walliebe. Man widmet sich lieber wieder der Jagd nach Tintenfischen, schliesslich muss ja ordentlich Speck auf die Hüften. Dabei hängt der Pottwal jedes U-Boot ab. Während letzteres sich irgendwann dem Wasserdruck beugen muss, fischt der Pottwal vergnügt in bis zu tausend Meter Tiefe nach seiner Leibspeise.

Copyright: Marten Bril / http://www.visitvesteralen.com / Andøy

Am häufigsten schauen allerdings die relativ kleinen Grindwale, Schweinswale und Zwergwale vorbei. Die schwimmen auch gerne in den gemässigteren Temperaturen, so dass man sie schon weiter südlich antreffen kann als ihre grösseren Artgenossen. Da Grindwale eigentlich zu den Delphinen gehören, kann man sie zuweilen in einer ganzen Schar in Delphinmanier im offenen Meer hüpfen sehen.

Aber wo trifft man den nun die grossen Vertreter. Schliesslich will man sich ja nicht auf den Zufall verlassen. Wer alle sehen will, muss zweimal auf Walsafari gehen. Am besten in Andenes auf den Vesterålen und in Tromsø, denn da herrscht mehrmals im Jahr Walhochsaison. Schwertwale und Buckelwale folgen den Heringen und die halten sich am liebsten zwischen November und März rund um Andenes auf. Mit dem Boot geht es raus vor die Küste, da, wo die Kerlchen sich tummeln. Zwanzig Minuten dauert es, bis man sich im Walparadis befindet und man versuchen kann, die imposanten Fluken mit der Kamera zu erhaschen. Warm eingepackt ist zu dieser Jahreszeit Trumpf, die uns fehlenden Fettschichten gegen die Kälte müssen durch Skiunterwäsche ersetzt werden. Aber wenn man die Kameraden einmal vor der Linse hat, ist von Kälte sowieso nichts mehr zu spüren. Wem es im Winter doch zu kalt ist, der hat von Mai bis September die Chance bei einer Walsafari Pottwale zu sehen, die sich das ganze Jahr über in der Umgebung von Andenes aufhalten. Nur auf die hübschen Orcas muss man dann weitestgehend verzichten.

Anyway, wer Gelegenheit hat, die schönen Riesen in freier Natur zu beobachten, sollte sich dieses Erlebnis gönnen, denn das nimmt man im Herzen mit.

Für alle, die auf Walsafari gehen möchten, gibt es hier die entsprechenden Links:

Walsafari Andenes

Walsafari Tromsø

 

2 Gedanken zu “Wo die sanften Riesen wohnen oder: wer die Wahl hat, sucht den Wal

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