Mit dem Speedboot durch den Saltstraumen – das Abenteuer ruft !

Auch wenn man wie ich ja eher ein bequemer Mensch ist, sollte man sich ab und zu auf etwas Neues einlassen. Speedboot fahren zum Beispiel. Schließlich stößt man in ganz Norwegen immer wieder auf dieses verlockende Vergnügen. Natürlich auch am Saltstraumen, dem größten Gezeitenstrom der Welt und gelegen in der Nähe von Bodø. Drei Boote warten am Kai und ja – das Wetter ist nicht das herausragendste an diesem Tag. Allerdings: was macht das schon wenn sich wahrscheinlich sowieso die Gischt über uns ergießen wird. Wasser von oben und von unten ist wenigstens konsequent. Bevor wir einsteigen dürfen, bekommen wir allerdings noch eine Lektion in Top-Mode des Speedboot fahrens. Michelin-Männchen-Chic. Wunderbar, dass uns unsere Fahrerin sagt, dass die Overalls nur die erste halbe Stunde das Wasser wirklich draußen halten. Die Farbe neongelb tut ihr übriges dazu. Nun gut, schließlich soll man ja im Wasser zu sehen sein, wenn man außerplanmäßig über Bord geht. Wie man aussieht, wenn man die hübsche Sturmhaube wieder abnimmt, brauche ich wohl nicht zu erwähnen. 😉

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Copyright: insidenorway

 Nachdem wir alle hübsch verpackt sind, geht es also los. Im Speedboot sitzt man quasi auf seinem Sitz wie auf einem Pferd. Die Anweisung, dass man mit dem Boot arbeiten soll, wenn wir durch die Wellen jagen, weiß mein Rücken später noch sehr zu schätzen.

Es geht also los in moderater Fahrt zunächst einmal raus aus dem Hafen von Bodø. Und gerade denke ich noch, dass es schon nicht sooooo schnell werden wird, gibt unsere Fahrerin Vollgas. Heya!!!!!! Mit siebzig Sachen geht es übers Wasser – im Vergleich zum Auto eigentlich gar nicht so schnell, aber direkt an der Wasseroberfläche ist das ordentlich Stoff. Nie habe ich mich über die schicke Schutzbrille mehr gefreut, denn der Regen sticht wie kleine Nadeln ins Gesicht. Kosmetikbehandlung auf norwegisch.

Bereits nach den ersten Wellen weiß ich, dass morgen ein hübscher Muskelkater auf mich wartet. Egal. Der Spaß ist größer als jeder Muskelkater. Dreißig Kilometer jagen wir hinaus bis wir den Gezeitenstrom erreichen und unter der Saltstraumenbrücke eine kurze Verschnaufpause einlegen. Schließlich will man ja auch Fotos machen. Ich wage hier zum ersten mal mein iPhone aus der wasserdichten Hülle zu nehmen. Bloß nicht ins Wasser fallen lassen. 😛

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Nach der Fotopause geht es auf den Strom. Ran an die Strudel, die dort toben. Und sie sind riesig. Nein hier möchte man lieber keine Bekanntschaft als Schwimmer mit ihnen machen. Vom Boot aus sind sie grandios anzuschauen. Und wer vor der Tour noch über das Wetter gemotzt hat, ist spätestens jetzt Regenfan, denn der Strudeltrubel zusammen mit den Regenwolken ist einfach überwältigend. Eine ganze Weile fahren wir auf dem tobenden Strom umher und genießen. Jetzt sind wir süchtig. Nach dem Wasser, dem Wind und sogar dem Regen. Und wenn wir schon einmal da sind, fahren wir gleich noch auf den offenen Atlantik raus. Hier toben die Wellen richtig und die Vorstellung, dass irgendwo da ein paar tausend Kilometer entfernt Amerika ist, hinter diesem ganzen Wasser: da merkt man wieder wie groß die Natur ist. Ein Seeadler kreist über uns auf der Suche nach Essbarem, aber er dreht zügig ab. Wahrscheinlich ist es ihm bei uns zu zugig. 😉

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Nach gut zwei Stunden sitzen wir trotz Overall in hübschen kleinen Pfützen. Von wasserdicht hatte eben niemand gesprochen. 😉 Also geht es mit Speed zurück nach Bodø mit dem Gedanken an eine herrlich warme Dusche. Und der Lust nach mehr. Der Lust Norwegen noch häufiger mit dem Speedboot zu entdecken. Fortsetzung folgt! 🙂

Berge, Bergen, Bergen-Bahn – einmal quer durch Norwegen bitte !

Nachdem ich in Norwegen ja eher immer auf der Nord-Südroute oder umgekehrt unterwegs bin, ist es Zeit die Ost-West-Reiseroute einzuschlagen. Schließlich startet bei uns in Oslo täglich die Bergen-Bahn gen Westküste. Damit auch noch Zeit für ein bißchen Bergen bleibt, finde ich den 8:25 Uhr Zug passend. Immerhin sitzt man sieben Stunden in selbigem und lässt sich durch die norwegische Natur kutschieren. Der letzte Waggon ist dabei ein Glücksgriff, weil man praktisch die ganze Fahrt an der rückwärtigen Fensterscheibe kleben kann und aus den Seitenfenstern in Kurven Blick auf den gesamten Zug hat.

 Kaum ist man aus Oslo raus geht es landschaftlich erstmal gemäßigt weiter. Ok Oslo ist nicht gerade von steil aufragenden Bergen umgeben. Trotzdem ist die Fahrt entlang an Fluss, Wiese und Hügel zauberhaft. Ich persönlich habe ja immer die Neigung bei Zugfahrten spätestens nach Kilometer fünf sanft zu entschlummern. Aber hier muss ich einfach die fabelhafte Landschaft auf mich wirken lassen.

Nach und nach wird es rauher. Eben war ich noch im Oslo-Sommer und eh man sich versieht ist wieder Winter. Aber das macht nichts, da die Fahrt durch die Hardangervidda einfach zum schönsten Teil der Strecke gehört. Die Bahn schiebt sich hoch auf 1.222m und der Schnee hat hier noch alles fest im Griff. Kein Wunder, dass sich hier die besten Skigebiete Norwegens aneinander reihen. Beim Stopp in Geilo ist einem irgendwie klar, warum hier das Mekka der Wintersportler beginnt. Das Tor zur größten Hochebene Europas lässt jedes Ski-Herz höher schlagen.

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Weiter geht es nach Finse, zugleich höchstgelegener Haltepunkt der Strecke und das Gebiet, in dem sich schon Scott und Amundsen für ihre Polarexpedition  übungsmäßig ausgetobt haben. Wie wir wissen hat es Scott leider nichts genutzt. Wer für Polarexpeditionen nicht so viel übrig hat, kann Star-Wars-Feeling genießen. Schließlich wurde ein Teil von „Das Imperium schlägt zurück“ hier gedreht.

Weiter geht es Richtung Voss mit Traumblicken in Täler und auf die schneebedeckten Berge. Lediglich die Tunnel könnte man auf der Strecke gelegentlich verfluchen. Ja, ok, die witterungsbedingte Notwendigkeit selbiger sehe ich ja ein, aber immer wenn man gerade ein Fotomotiv entdeckt hat, schiebt sich gerne zwischen Zug und Landschaft: die Tunnelwand. Also immer in fotografischer Hab-Acht-Stellung bleiben, wenn man am Ende nicht eine hübsche Ansammlung von Tunnelbildern haben will.

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Sobald man sich Bergen nähert, wird´s wieder sommerlicher. Die grünen Wiesen sind zurück und die Bahn fährt nah am Wasser vorbei. Herrlich. Nach sieben Stunden erwartet einen schließlich Bergen, die zweitgrößte Stadt Norwegens und eine der schönsten. Nach Ankunft ist der Besuch im Hanseviertel Pflicht. Egal wie oft man schon dort war, der Blick auf die Holzhäuser und den Hafen sind einfach immer wieder zauberhaft. Vor allem, wenn Bergen sich überlegt hat den Besucher mal nicht mit Regen zu beglücken. Das ist ja in der Hauptstadt der Provinz Hordaland leider Programm.

Ich gönne mir noch einen kurzen Abstecher nach Gamlehaugen. Hier wohnt die Königsfamile wenn sie sich in der Stadt aufhält. Wenn ich bedenke, dass der Kronprinz hier während seines Studiums gewohnt hat, könnte ich mir schlechtere Studentenunterkünfte vorstellen.

Gamlehaugen, Copyright: insidenorway

Gamlehaugen, Copyright: insidenorway

Alles in allem: die Bergen-Bahn ist ein toller Einstieg in die Zug-Welt von Norwegen und ich werde weitere Strecken ausprobieren. Genügend davon hält Norwegen ja bereit. Nächster Halt: Dovre-Bahn. 🙂

Wenn der Tag lang wird oder: ist es wirklich schon Mitternacht ?

Kaum war man froh, dass die Polarnacht endlich vorbei ist, ist schon wieder alles umgekehrt. Während man im Winter im nördlichsten Norwegen schon um 14 Uhr denkt, dass es 21 Uhr ist und man sich im Dauermüdemodus befindet, strotzt man jetzt vor Energie. Und endlich hat man wieder regelmäßig das Gefühl man ist im Nachmittags-irgendwo und dabei kratzt die Uhr schon fast am neuen Tag. Im Klartext: die innere Uhr zeigt einem die lange Nase.

Spitzbergen toppt in punkto Mitternachtssonne natürlich alles. Satte vier Monate bleibt das Sternchen über dem Horizont, schon Ende April heißt es hier: der Tag ist lang. Und während man gemeinhin denkt, dass nur die Polarnacht schwer gewöhnungsbedürftig ist, wird man spätestens jetzt eines besseren belehrt. Schlaflos in Nordnorwegen ist Programm. Allerdings: nur für die innere Uhr ist das Ganze delikat. Schließlich bekommt man dafür etwas, das alle Unbequemlichkeiten aufwiegt. Wer schon einmal um Mitternacht am Nordkapp gestanden hat, wenn die Sonne am tiefsten steht und das ganze Felsplateau in goldenes Licht taucht, der ist im Norwegenhimmel.

Copyright: Dagny Margrete Øren / www.nordnorge.com / Nordkapp

Copyright: Dagny Margrete Øren / http://www.nordnorge.com / Nordkapp

Eine Nacht am Nordkapp durch zu machen, genau wie die Sonne, dass sollte man unbedingt ausprobieren. Das  Mitternachtsbad fällt hier allerdings flach. Erstens müsste man sich am Seil hinablassen und zweitens hält die Barentssee auch im Hochsommer keine Badetemperaturen bereit.

Allerdings: Aktivitäten gibt es zu nachtschlafender Zeit zu Hauf. Es ist sozusagen alles im 24h-Betrieb. Egal ob einem einfällt um Mitternacht Golf spielen zu gehen, eine Kajak- oder Radtour oder sogar eine Klettertour zu machen. Alles ist offen und selbst ein Guide findet sich mitten in der Nacht. Die Nordnorweger machen in dieser Zeit übrigens auch sehr gerne die Nacht zum Tag und verlagern Alltagstätigkeiten dorthin. Man leidet also nicht unter Halluzinationen, wenn man um Mitternacht den Rasenmäher des Nachbarn hört. Norwegen eben. Nach der Winterdurststrecke will man ja schließlich so viel Sonnenenergie wie möglich tanken, damit die Speicher voll sind wenn es wieder gen Polarnacht geht. Wer die Möglichkeit hat, sollte die Mitternachtssonne in allen Regionen Nordnorwegens mitnehmen. Warum? Weil es überall anders ist. Auf Spitzbergen ist zwischen Mittag und Mitternacht quasi kein Unterschied wahrzunehmen. Für die extremen Mitternachtssonnen-Anbeter. Am Nordkapp hat man da schon eine Ahnung von Dämmerung. Also natürlich nur insofern, als dass die innere Uhr sich darauf vorbereitet, dass es ja gleich dunkel ist. Nach der Dämmerung eben. Ja und dann klettert die Sonne wieder nach oben. Wie war das noch mit der inneren Uhr?

Mitternachtssonne am Lyngenfjord, Copyright: www.visit-lyngenfjord.com / Visit Lyngenfjord AS / Kåfjord, Lyngen

Mitternachtssonne am Lyngenfjord, Copyright: http://www.visit-lyngenfjord.com / Visit Lyngenfjord AS / Kåfjord, Lyngen

Je weiter man nach Süden vordringt umso kürzer wird natürlich der Mitternachtssonnentag und je extremer wird das Licht. Logo. Schließlich kratzt die Sonne immer näher am Horizont, je näher man am Polarkreis weilt. An selbigem konzentriert sich die Mitternachtssonne dann auch auf wenige Nächte. Wer´s verpasst, hat Pech gehabt, fährt nach Norden oder wartet auf nächstes Jahr.

Allerdings bin ich immer wieder erstaunt, dass es selbst bei uns in Oslo, das bekanntlich deutlich südlich des Polarkreises liegt, am Tag der Sommersonnenwende nur neunzig Minuten lang wirkliche Dunkelheit herrscht.

Wer also das Nah-Sonnenerlebnis will, muss es tun. Nach Norwegen fahren. Zur Zeit der Mitternachtssonne!

Wo die Lofoten das reine Vergnügen bringen – am Reinebringen !

Nun gut, über die Lofoten habe ich ja schon einige male geschrieben, aber sie sind einfach zu zauberhaft, als dass man es nicht immer wieder tun könnte. Die Inselgruppe hat einfach ZU viele Postkartenmotive. Und irgendwie gibt es da alles, wofür Norwegen steht, ok fast alles. Meine Nr. 1: gib mir ein rot-weißes Häuschen und ich gerate in Verzückung. Sprich: die Rorbuer. Die gibt es auf den Lofoten so ziemlich an jeder Ecke und besonders liebe ich sie in Reine. Ja, ich weiß, Reine ist als Fotomotiv vielleicht etwas überstrapaziert, aber: hey, wen wundert das? Kann sich dem Anblick, wie sich die Fischerhütten vor die Berge schmiegen, irgendjemand entziehen? Eher bekommt man vor dieser Kulisse einen Romantik-Overkill. Dass die Mitternachtssonne in den Startlöchern steht, erwähne ich in diesem Zusammenhang am besten nicht. NOCH mehr Romantik!

Copyright: Frithjof Fure - Visitnorway.com

Copyright: Frithjof Fure – Visitnorway.com

Zwangsläufig hängt natürlich der Fisch zum Trocknen bei den Rorbuer gleich nebenan. Nein und ich werde kein Anhänger von Trockenfisch mehr – zumindest nicht in diesem Leben. Im Ernst: ich frage mich wer diese Pseudo-Chips aus Trockenfisch isst. Ok jedem das Seine. Dafür kann ich mich für die Fischlein eben als Fotomotiv begeistern. Ist doch auch was. Und schließlich ist Trockenfisch so etwas wie ein Markenartikel, den die Wikinger bereits vor tausend Jahren erfunden haben, und der in einer Liga mit Champagner und Parma-Schinken spielt. Ja wirklich! Ich nehme den Dorsch dann lieber VOR seinem Trockenmodus.   Wenn er dann noch leicht glasig auf dem Teller liegt, ist er mein Freund.

Natürlich gibt es in der Kommune Moskenes, zu der Reine gehört, auch noch andere Fischerdörfchen.  Hamnøy zum Beispiel. Und Sørvågen. Und das Dörfchen, wo  hundert Einwohner auf einem Buchstaben leben: Å! Ja, richtig gelesen. Der Name des Städtchens besteht tatsächlich nur aus einem Buchstaben und zu allem Überfluss gehört auch noch der größte Teil des Dörfchens einer einzigen Familie. Natürlich ist auch hier Fisch das Hauptthema, nicht nur beruflich, sondern auch museumstechnisch. Und wer wie ich nicht der Ich-esse-Stockfisch-Typ ist, kann ins Stockfisch-Museum gehen, das allerliebst zusammen gestellt ist.

Hamnøy, Alex Conu/Visitnorway.com

Hamnøy, Alex Conu/Visitnorway.com

Und wo hier Fisch schon mal ein Thema ist, sollte man sich unbedingt einen Fischer schnappen. Rein beruflich versteht sich. Für moderates Geld darf man dann nämlich mit rausfahren und ist Fischerlehrling für einen Tag. Dass das eine Menge Spaß bringt, brauche ich wohl nicht zu erwähnen. Logisch, dass man das Selbstgefangene mitnehmen darf, fein säuberlich filletiert. Das Gelernte muss schließlich direkt angewendet werden.

Außerdem sollte man darüber hinaus die Lofotenbergwelt nicht nur von unten betrachten, sondern auch von oben. Der Hausberg liegt ja auch direkt vor der Tür. Stichwort: Reinebringen. Allerdings spaziert man nicht mal so eben rauf. Also die Norweger schon. Mal eben in der Mittagspause. Der Touristenwanderer aber sorgt erstens für gutes Schuhwerk und bittet zweitens den Wettergott um gutes Wetter. Zumindest wenn man sich das Ende der Tour so vorstellt, dass man sich abends erschöpft in einem zauberhaften Fischrestaurant einen Dorsch schmecken lässt. Am Anfang geht´s ja noch. Erst ein bißchen Geröll, dann ein bißchen Wald und dann: ein bißchen steil. Sehr steil. Um nicht zusagen: konditionssteil. Ob man den Halteseilen Vertrauen schenken kann bleibt fragwürdig. Man tut es dann doch, da der Weg so bescheiden befestigt ist, dass es keine wirkliche Alternative dazu gibt. Bloß nicht daran denken, dass man denselben Weg auch wieder runter muss. Aber wenn man oben steht: man muss sich bemühen nicht gleich loszuheulen. Weil es einfach SO schön ist.

Tomasz Furmanek/Visitnorway.com

Copyright: Tomasz Furmanek/Visitnorway.com

Also steht man oben und entzückt sich an Rorbuer, Fischerbooten und dem Reinefjord! Irgendwann muss man sich jedoch vom Anblick losreißen und den Rückweg antreten. Steil und so. Es ist doch ein Elend, dass steil runter immer viel schlimmer ist als steil rauf. Deshalb begeistert man sich beim Abstieg auch mehr fürs Rutschen als fürs Gehen, da das Geröll zu weilen gleich mit nachgibt.

Und dann hat man ihn sich schließlich auch verdient. Den Fisch. Auf dem Teller. In Reine. Auf den Lofoten. Ein reines Vergnügen!

Hinter den Kulissen eines Reiseführers oder: kennt sich hier irgendeiner aus ?

Es ist mal wieder soweit. Ein neuer Reiseführer ist am Start. Zusammen mit meiner Co-Autorin Sabine hab ich mir ein Mammutprojekt vorgenommen. Jede einzelne Provinz kommt dran und zwar mit einem eigenen Band. Nun ja, das Ganze entstand  fast aus einer Weinlaune heraus, als wir abends vor dem Kamin saßen und uns gemeinsam ärgerten, dass alle Norwegenreiseführer entweder jede Provinz nur sträflich behandeln oder der genau umgekehrte Fall: viel Information über Regionen, die man in seinem geplanten Urlaub gar nicht zu sehen bekommt. Also dachten wir uns ganz pragmatisch, dass man diesem Dilemma doch Abhilfe schaffen kann. Pro Provinz ein Reiseführer. Was dazu führt, dass man genau die Regionen ordern kann, die man bereist, und wir so ziemlich alles beschreiben, was in jeder Provinz rauf und runter so los ist. Norwegen intensiv sozusagen.

In der Nähe der Atlantik-Straße, Copyright: insidenorway

In der Nähe der Atlantik-Straße, Copyright: insidenorway

So weit, so gut. Das Schöne am Reiseführer schreiben ist ja, dass man sich zunächst alles selbst anschaut, also schon mal für die Leser probegenießt. Das taten wir dann auch ausführlich. Und wir haben auch gleich mit einer Provinz begonnen, wo ein Highlight das andere jagt: Møre og Romsdal. Hier wohnen nicht nur Trollstigen, Geirangerfjord und Atlantikstraße, sondern auch meine Co-Autorin Sabine. Ein Recherche-Segen wie sich herausstellen sollte. Ja, denn das unterschätzen die meisten. Nachdem man alles angeschaut hat, geht die Arbeit erst richtig los. Was liegt wo in der Provinz, welche Attraktionen lassen sich verbinden, damit der Urlauber nicht von hü nach hott fährt und drei Wochen für etwas braucht, was auch in drei Tagen zu schaffen gewesen wäre. Das ist überhaupt für mich oft das größte Manko an Reiseführern. Alles ist zwar hüsch alphabethisch sortiert, aber die Frage, wie man möglichst viel sieht, bleibt auf der Strecke.

Norwegen-Idylle in Hustadvika, Copyright: insidenorway

Norwegen-Idylle in Hustadvika, Copyright: insidenorway

Und so kommt es gelegentlich vor, dass man während der Recherche auf Fragen stößt, derer man sich vorher gar nicht bewusst war. Dass Kristiansund der bedeutendste Opernstandort Norwegens ist zum Beispiel. Moment, habe ich was verpasst? Bislang war ich ja irgendwie der Meinung, dass Oslo so ziemlich das einzige Opernhaus von Norwegen sein Eigen nennt. Ich weiß ja nicht, wie es EUCH geht, aber bei „bedeutendster Opernstandort“ zwingt sich mir unweigerlich die Vorstellung von riesen tamtam und tschingderassabumm auf. Ja von wegen. Es ist mal wieder typisch norwegisch. Irgendwann hat man sich überlegt, dass doch in Kristiansund ein riesiges Opernhaus gebaut werden solle, aber irgendwie ist das Ganze im Ansatz stecken geblieben. Trotzdem Grund genug für den liebenswerten Hang des Norwegers zu Übertreibungen in diesem Stadium bereits von „bedeutendstem Opernstandort“ zu sprechen. Nun ja, wer ohne Vorwarnung in Kristiansund Station macht, wird sich vielleicht angesichts der bescheidenen Spielstätte für Opernaufführungen fragen: wo geht´s denn hier zur Bedeutsamkeit? 😉

Unterwegs in Møre og Romsdal, Copyright: insidenorway

Unterwegs in Møre og Romsdal, Copyright: insidenorway

 Anderer Ort, andere Recherche. Schön, dass vor der Küste der Provinz zauberhafte Inselchen liegen, die man unbedingt erkunden sollte. Und noch besser ist natürlich, wenn der Reisende zu jeder Tour gleich die passenden Fährverbindungen samt Preisen zur Hand hat. Nun ja, Karten lesen war hierzu überhaupt die häufigste Beschäftigung, wärend wir unser Reisehandbuch schrieben. Und natürlich Fährenfahrpläne zu studieren, denn schließlich will man ja nicht plötzlich am Abend mit dem Auto auf irgendeiner Insel stehen und die nächste Fährverbindung startet am nächsten Tag. Meine Co-Autorin Sabine kann ein Lied davon singen. Und vor allem davon, dass manch ein Fährenbetreiber seine eigenen Fahrpläne nicht zu lesen weiß, die er zu allem Überfluss auch noch vergessen hat auf seiner Internetseite einzubinden. Telefonmarathon mit Fährenbetreibern zählt spätestens jetzt nicht mehr zu ihren bevorzugten Beschäftigungen.

Anyway, Anfang Mai ist es so weit. Dann startet unsere Reisehandbuchreihe am Markt. Und natürlich hoffen wir, dass wir Euch alle animieren können, die nördlichste der Fjordnorwegen-Provinzen zu besuchen. Also: wir sehen uns in Møre og Romsdal! 🙂

Spring kiss oder: Die Hurtigrute wird jetzt wieder zur Sonnenrute Teil 2 !

Streckenbergfest ist Nordkappfest. Und Windfest. Eben hegt man auf dem dreißig Kilometer langen Weg vom Schiff zum nördlichen Rand Europas noch die Hoffnung, dass so etwas wie Windstille herrscht und schon ist man wieder im schönsten Wetterwirrwarr. Nordkapp eben. Hier macht das Wetter, was es will und ändert seine Laune auch gerne alle zwanzig Minuten. Die Schönheit der Landschaft kann das trotzdem nicht beeinflussen. Man muss wohl nicht sagen, dass das mit dem Frühling auf 71° nördlicher Breite noch nicht SO richtig in Gang gekommen ist. Ok, Bäume sind hier ja sowieso Mangelware, aber auch das Bodengrün hält sich noch unter Schnee bedeckt. Nun ja, dafür kann man aber auch den Nordpol riechen, auch wenn er noch hübsche zweitausend Kilometer entfernt liegt.

Nordkapp, Copyright: insidenorway

Nordkapp, Copyright: insidenorway

Und ja, der Wind. Marke umwerfend. Über den vereisten Boden rutscht man mit seinem eigenen kleinen Windkraftwerk. Bevorzugt auch in die Richtung, in die man gar nicht will. Das Erinnerungsfoto am Globus wird zur Herausforderung. Wo man nicht rutscht, steht man knöchelhoch im Tauwasser. Aber was macht das schon, wenn man quasi eins mit den Naturgewalten ist und schließlich kann man sich zwischendurch in der Nordkapphalle aufwärmen. Ich finde es immer am schönsten jede Sekunde an diesem zauberhaften Ort auszukosten und die Aufwärmphase in den Bus zu verlegen. Nordkapp intensiv sozusagen.

Nun geht es nordgehend südwärts. Dass Kirkenes fast so südlich wie Tromsø liegt, sagte ich ja schon. Und dass die russische Grenze nur zehn Kilometer entfernt ist, kann man auch nicht leugnen, wenn man durch die Stadt spaziert. Kyrillisch ist Programm. Kein Wunder, denn hier herrscht Shopping-Wahn in beide Richtungen. Der Russe kommt wegen der besseren Qualität, der Norweger giert nach Billigware auf der anderen Seite der Grenze. Dem Lieblingsteuerthema Alkohol und Zigaretten wird allerdings ein Strich durch die Rechnung gemacht. Wer selbiges in Russland kauft, muss 24h bleiben. Fünfmal am Tag hin und her fahren um die Einfuhrbeschränkungen auszutricksen bleibt im Ich-würde-gerne-Modus stecken.

Der Geschichtsfreak schaut noch in der Andersgrotta vorbei, ein Luftschutzkeller, in dem die Einwohner während des zweiten Weltkriegs vor dem Bombenterror Schutz suchten. Der traurige Teil der Geschichte von Kirkenes.

Andersgrotta, Copyright: insidenorway

Andersgrotta, Copyright: insidenorway

Nach dem Wendepunkt geht es nun wirklich wieder südwärts – reiserutentechnisch. Wenn man Glück hat, erlebt man eine zauberhafte blaue Stunde in Vardø, der östlichsten Gemeinde Norwegens. Natürlich gibt es hier eine Festung, die nördlichste der Welt. Schon wieder ein norwegischer Superlativ. Überall sonst in Vardø ist Leben vom Fischfang Programm und auch die Vogelwelt erfreut sich am Fischreichtum. Brüten ist hier die höchste Vogeldisziplin. Gibt ja auch so herrliche Inseln draußen, die die Gefiederten quasi zu ihrem Grundbesitz erklären können. Und weil die Inseln nicht ausreichen, nistet man sich auch gerne in so ziemlich jeder Hausnische ein, die man zum Vogelheim umfunktionieren kann. Vardø im Vogelglück.

Blaue Stunde in Vardø, Copyright: insidenorway

Blaue Stunde in Vardø, Copyright: insidenorway

Nach einer Reihe von Häfen, die man wegen Sturm im Winterhalbjahr auch einmal auslassen muss, ist wieder Stopp in Tromsø. Spät abends mit der Chance aufs Mitternachtskonzert in der Eismeerkathedrale. Dann sind endlich die Lofoten dran. Bevor man allerdings in Svolvær anlegt zwängt sich das Schiff zwischen Lofoten und Vesterålen durch den Raftsund.  Ja das ist ein landschaftliches Fest. Auf zwanzig Kilometer Länge ragen die Berge empor, der niedliche Eingang des engen Trollfjords zieht vorbei und es ist einem völlig egal, ob es draußen windet oder regnet. Man will einfach nur genießen.

Raftsund, Copyright: insidenorway

Raftsund, Copyright: insidenorway

Wer draußen ausgeharrt hat, hat sich in Svolvær das Bierchen in der warmen Stube verdient. Ok, wenn man noch nicht dort war, will man sich zuerst das Städtchen anschauen, nebst zauberhafter Rorbuer-Fischerhäuschen und auch einen Blick auf den aufgehängten Trockenfisch werfen. Aber ich finde, es hat etwas von Lofoten-Gemütlichkeit im „Anker“ einzukehren, gleich hinter der Brücke, über die man auf die Halbinsel Svinøya rüber schlendert. Urig, Fischer-Norwegen-Feeling und ein wärmender Kamin. Da könnte man glatt vergessen, dass man die Uhr im Blick behalten muss um das Ablegen des Schiffs nicht zu verpassen. Spätestens wenn man beim obligatorischen „tuuuuut“ noch beim bezahlen der Zeche ist, weiß man, dass man sich gleich gegenüber eine Rorbu mieten kann. Autsch!

Wer rechtzeitig wieder auf dem Schiff ist, darf am nächsten Tag wieder Naturhighlight-Sightseeing betreiben. Der Torghatten zeigt sich. Der berühmte Berg mit dem Loch im Bauch und der Legende nach ein versteinerter Hut, der von einem Pfeil durchbohrt wurde. Die Norwegen-Saga fasziniert.

Torghatten, Copyright: insidenorway

Torghatten, Copyright: insidenorway

Wer nicht die ganze Strecke bis Bergen zurück fährt, findet den Endpunkt seiner Reise in Trondheim. Umgekehrtes Schiffsschmusen nun am Kai. Diesmal liegt Miss nordgehend nebenan. Zeit für einen Abschiedsbesuch. Und dann heißt es auch Abschied nehmen von 3.500km Norwegenküste. Der Süchtler kommt natürlich wieder. Weil es einfach zu schön ist auf der schönsten Seereise der Welt! ❤ 🙂

Spring kiss oder: Die Hurtigrute wird jetzt wieder zur Sonnenrute Teil 1 !

Nordnorwegen hat lange darauf gewartet. Jetzt ist sie wieder da. Die Sonne. Vorbei das Ich-hab-um-14-Uhr-schon-das-Gefühl-dass-es-19-Uhr-ist-feeling. Bevor das Ganze aber in die umgekehrte Richtung läuft, hat man jetzt im Frühjahr auch im hohen Norden so etwas wie ausgewogene Verhältnisse was Tages- und Nachtlänge angeht. Und so sieht man auch wieder  viel mehr von der Landschaft, während man die norwegische Küste mit der Hurtigrute entlang schippert.

Natürlich geht es wie immer los in Bergen. Auch im Frühjahr muss man sich noch damit begnügen die Stadt nur im Dunkeln zu bestaunen, wenn das Schiff ablegt, es sei denn man hat sich noch ein Bergen-Vorprogramm gegönnt. Und eine Mütze auf dem Kopf tut auch noch ziemlich gut, denn die Temperaturen sind noch nicht SO im Im-T-Shirt-an-Deck-Modus. Aber die Vorfreude auf den ersten langen Stopp am nächsten Tag ist schon da. Ålesund winkt. Obwohl der Halt in DER Jugendstilstadt Norwegens so herrlich mitten im Tag liegt und man Ålesund dadurch ganzjährig im Tageslicht bestaunen kann, verändert sich das Licht doch mit dem Frühlingserwachen. Ein guter Moment um den Aksla, den Hausberg, zu erklimmen. Schließlich hat man von dort die ganze Stadt im Blick samt zugehöriger Inseln.

Ålesund, Copyright: insidenorway

Ålesund, Copyright: insidenorway

Man keucht also hinauf. 414 Stufen. Netterweise wurden bei der Renovierung der Treppenstufen überall Haltepunkte eingebaut, auf denen man sich niederlassen kann. Für die Konditionsschwachen. Den besten Blick hat man natürlich von ganz oben. Die Stadt, die Sunnmøre-Alpen, einfach herrlich. Und auch das Hurtigruten-Schiff sieht man am Kai liegen, wo es brav auf die Rückkehr der Reisenden wartet.

Am Nachmittag geht es dann weiter. Kurs Nord. Kurzer Stopp in Molde und Kristiansund und  schon ist Trondheim in Sicht. Tag drei ist Frühaufstehertag. Schließlich legt man um sechs Uhr morgens bereits an. Nebenan liegt Kollege südgehend. Man kann also auf einen Besichtigungssprung rübergehen. Danach: die Stadt erkunden. Für mich persönlich ist Trondheim ja eine meiner Lieblingsstädte, obwohl sie sich auf der Schwelle zur wärmeren Jahreszeit noch nicht entscheiden kann, ob es noch Winter ist oder bereits Frühjahr. Im Winter bin ich ja gerne mit Spikes unterwegs, einfach um sicher zu gehen, dass auch nach dem Spaziergang noch alle Knochen heil sind. Das kann man im Zwischen-den-Jahreszeiten-Zustand getrost vergessen. Wer auf eisfreiem Kopfsteinpflaster schon mal mit Spikes gegangen ist, weiß, wovon ich rede. Man hüpft also von eisfrei zu eisfrei und wendet beim Rest den berühmten Pinguin-Walk an. 😀

Trondheim, Bakklandet, Copyright: insidenorway

Trondheim, Bakklandet, Copyright: insidenorway

„Nebenbei“ bewundert man Kanalhafen, die Altstadt und den Dom. Alles prima. Zurück auf dem Schiff geht es weiter Richtung Polarkreis. Ja, am vierten Tag ist er schon wieder da. Der kleine Globus, der einsam auf einem Felsen steht. Nicht spektakulär, aber er markiert immerhin, dass man sich ab jetzt in Polargefilden bewegt. Das mit den Frühlingsgefühlen ist dann auch spätestens hier vorbei. Anorak, Mütze und Handschuhe und das alles hübsch bis oben zugeschnürt, holen einen ins Winterfeeling zurück. Ja, es ist eben Nordeuropa. Da die Lofoten in Sicht sind, macht das nichts. Schließlich hat die Inselgruppe ihren besonderen Zauber. Das mit dem Ich-will-es-im-Tageslicht sehen fällt aber noch unter: nein. Dafür winkt für den, der in Stamsund aus- und in Svolvær wieder einsteigt, die Chance auf ein Wikingermahl im Lofotr-Wikingermuseum.

Lofotr-Wikingermuseum, Copyright: insidenorway

Lofotr-Wikingermuseum, Copyright: insidenorway

Es gibt derbe Wikingerkost. Lamm, Gemüse und Brot schmecken sensationell und die Portion ist so groß, dass man hinterher nicht mehr „papp“ sagen kann. Das Ganze spült man runter mit Met, das ja so gar nicht mein Fall ist. Süße Getränke mit 25% Sprit schreien bei mir nach dickem Kopf. Für die Nicht-Metler gibt es dafür Wasser. Aber auch ohne Honigwein erfreut man sich an einem Stück Wikingerleben, singen und tanzen inklusive.

Jetzt ist Tromsø dran. Und wie von zauberhand ist man bereits 350km nördlich des Polarkreises. Und hier ist es dann auf einmal auch wieder Winter. Dafür sind die Berge wieder da. Also sie waren ja auch im Winter da, haben sich aber in der Polarnacht verborgen. Jetzt machen sie der Eismeerkathedrale Konkurrenz, die ja im Winter so ziemlich alle Blicke auf sich zieht. Nicht, dass sie bei Tageslicht weniger zauberhaft ist. Sie thront nun einfach in liebevoller Konkurrenz mit Tromsøs Hausberg am Ende der Tromsøbrücke. Wer sich auf selbigen allerdings von der Gondel schaukeln lassen möchte muss noch warten. Sie liegt immer noch im Winterschlaf.

Eismeerkathedrale, Copyright: insidenorway

Eismeerkathedrale, Copyright: insidenorway

Auch der Rest der Stadt will noch am Winter festhalten.  Das beliebte auf-blankem-Eis-laufen-Thema ist wieder da.  Streuen? Ach, woher denn.  Das verdirbt ja auch den Spaß am publikumswirksamen Armrudern. Allerdings scheinen die Norwegerinnen zuweilen ein zusätzliches Gleichgewichtsorgan zu besitzen. Während ich froh über meine Outdoorschuhe bin, flache Sohlen und so, wagt sich die ein oder andere auf High Heels aufs Eis.

Was kommt jetzt? Das Nordkapp natürlich. Und damit wieder Natur pur, Winter deluxe und – Wind. Nach sechs Tagen hat sich das Schiff zum reisetechnischen Bergfest navigiert. Schließlich geht es zum Wendepunkt Kirkenes ja wieder nach Süden obwohl man eigentlich nordgehend ist. Hurtigruten-Geographie.  Kirkenes hat es sich aber einfach  auf der fast gleichen geografischen Breite wie Tromsø gemütlich gemacht.

Aber vom Nordkapp und dem „Dahinter“ wollen wir Euch im zweiten Teil erzählen. 🙂 ❤

Das kleine Paradies im Osten – Oslos schmusige Fjordinselchen !

Also den kleinen Zusatz –øya trägt ja in Norwegen so ziemlich jedes Eiland im Namen. Heißt ja auch schließlich Insel und davon gibt es dort ja bekanntlich einige. Warum sollte die Hauptstadt da eine Ausnahme machen. Und bei denen, die im östlichen Teil des Oslofjords liegen, ist man noch nicht mal auf die Fähre angewiesen. Man fährt einfach mit Auto oder Bus dorthin. Ok, wenn man die schmale Brücke nach Ulvøya passiert, fragt man sich ob der Bus überhaupt drüber passt und wenn, ob sie ihn trägt. Die Hängebrücke könnte nicht schmaler gebaut sein. Befindet man sich auf dem kleinen Inselchen so ziemlich genau in der Mitte, der Bus hält ebenfalls da, läuft man einfach gen Süden ans Ufer. Hier wartet der Strand der Insel. Zauberhaft. Und wer denkt, dass Strand nur im Sommer geht, wird gleich eines Besseren belehrt. Ich finde ja immer wieder großartig, wenn sich der gefrorene Oslofjord bis in den Sand schmiegt.

Ulvøya, Copyright: insidenorway

Ulvøya, Copyright: insidenorway

Hier kann man stundenlang stehen und trotzt der Kälte, weil der Anblick einfach zu schön ist. Die Kinder schlittern übers Eis, am Sprungturm  für die Sommerbadegäste sitzen Verliebte. Romantisch. Kein Gedanke ans sommerliche Grillen hier. Zu viel Frieden liegt über dem Ort, den man förmlich Angst hat zu zerstören.

Wer auf Ulvøya fertigromantisiert hat, kann gleich zur nächsten Insel hüpfen. Dazu nimmt man die besagte Brücke zurück und biegt gleich bei der nächsten Abzweigung ein nach Ormøya. Das mit dem -øya sagte ich ja schon. Auf dem großen Parkplatz kann man gleich halten, denn man MUSS einfach an den gegenüberliegenden Badesteg gehen. Vor allem, wenn die Sonne kurz davor ist in den Fjord zu fallen. Selbst die dort gelegene Fabrik hat im goldenen Schein etwas romantisches. Noch viel besser ist der Blick auf die kleinen Badehäuschen, die schon nach dem Frühling lechzen. Ich überlege nach wie vor wie ich an so ein Ding komme, am besten mit zugehöriger Yacht und norwegischem Traumhaus.  😛 Derer gibt es einige auf den Inselchen, auch wenn man quasi sehen kann, was der Nachbar zum Frühstück auf dem Teller hat. Mehr Häuser waren auf soviel Land wirklich nicht unterzubringen. 🙂

Ormøya, Copyright: insidenorway

Ormøya, Copyright: insidenorway

Angeln kann man hier natürlich auch. Also wer den Fisch im Frischezustand 1A haben möchte, hängt ein Würmchen an den Haken und wartet. Da ich ja nicht so der Angler bin, fahre ich lieber mit dem Auto über die Insel, also vielmehr fährt diesmal meine Freundin Silke und mit ihr muss man sich auch nicht wundern, wenn man gelegentlich plötzlich mit dem Auto auf einem Privatgrundstück steht, umgeben von verdutzten Norwegern, die sich fragen, was denn das blaue Auto in ihrer Einfahrt will. Aber: Silke fährt, auch wenn sie nicht weiß, ob man überhaupt am Ende der Straße drehen kann. Immerhin finden wir aber auch zur niedlichen kleinen Kirche, die hoch über der Insel thront. Entzückend.

Weiter geht es nach Malmøya. Das ist keine große Sache, denn man hüpft über eine kleine Brücke gleich von Ormøya dorthin. Und man kann gleich wieder aussteigen, nachdem  man an den aufgereihten Badehäuschen vorbei gefahren ist. Gleich hinter der Brücke kann man sein Auto irgendwo hinquetschen und genießt den Blick von Insel zu Insel. Man kann sozusagen rüberspucken. Obwohl hier alles ein bißchen gedrängt bebaut ist, verfällt man sofort in Gemütlichkeitsgedanken. Die Häuschen, die sich an den Hang schmiegen, die Bootsstege davor. Schwärm!

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Copyright: insidenorway

Alles in allem: wer die Inseln nicht besucht, verpasst was. Und Oslo übt sich damit mal wieder im Ich-hab-nen-riesen-Freizeitwert-Modus. Ja, die Hauptstadt ist eben nicht nur modern-urban, sondern auch ländlich-romantisch. Do it! ❤

 

Von Adler bis Wal ist alles drin oder Tiersafari nordic Style !

Ok, das ein oder andere Tier fällt wohl jedem zum Thema Norwegen ein, vor allem der Lachs, der ja beim ein oder anderen gerne mal auf dem Teller liegt. Da man unter Wasser aber meistens eher weniger in freier Natur unterwegs ist, bringt es doch viel mehr Spaß, den Rest von Norwegens Tierwelt genauer zu begutachten. Lieblingsdiskussionsthema ist natürlich: der Wal! Nun ja, das mit dem Walfang lässt mich auch nicht in Begeisterungsstürme verfallen, aber der Norweger ist da in seiner Ansicht eigen. Mir gefällt es dann auch besser, die Riesen zu beobachten, wenn sie sich an der Wasseroberfläche zeigen. Und da Wale ja bekanntlich Säugetiere sind, braucht man auch nicht gleich ins kühle Nass um sie zu beobachten. Per Boot geht das natürlich am elegantesten, weil man nah rankommt, aber die Tierchen so trotzdem in Ruhe ihrer Lieblingsbeschäftigung, der Heringsjagd, nachgehen können. Auf den Lofoten zählt das für Buckelwale und Orcas geradezu zum kulinarischen Saisonhöhepunkt.

Copyright: Marten Bril / www.visitvesteralen.com / Andøy, Øksnes

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Und wenn man schon dort ist im Walbeobachtungsglück, kann man gleich im Trollfjord weitermachen. Seeadler und so. Bis 2,5 Meter Flügelspannweite macht sie unübersehbar. Und man möchte sich lieber nicht vorstellen, was sie möglicherweise Unerwünschtes im Flug fallen lassen. Besser ist da schon mit dem Boot rauszufahren und ein üppiges Fischbuffet an Bord zu präsentieren. So kann man die stolzen Vögelchen dabei beobachten, wie sie über dem Boot in der Luft kreisen, gierig etwas vom Fisch zu ergattern. Tun wir ihnen den Gefallen. Also geht das Buffet nach einiger Zeit zur Freude der Seeadler über Bord und als ordentlicher Vogel taucht man ins Wasser um sich die Beute schmecken zu lassen.

Copyright: Marten Bril / www.visitvesteralen.com / Andøy, Bø, Hadsel, Lødingen, Sortland, Øksne

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Und wo wir gerade bei den fliegenden Bewohnern des Landes sind: alles, was außer dem Seeadler noch so rumfliegt, lässt sich unweit des Nordkapps beobachten. Allerdings muss man sich zur größten Vogelkolonie auf der Inselgruppe Gjesværstappan per Boot hinbequemen. Am besten vom Fischerort Gjesvær aus. Man begibt sich in das Reich der Papageientaucher, die sich hier zusammengefasst als größte Kolonie der Finnmark angesiedelt haben. Dementsprechend ist die Geräuschkulisse, vor allem, weil sich unter das Papageientaucherisch noch Möwisch,  Kormoranisch, Basstölpelisch und allerhand andere  gefiederte Sprachen  mischen. Die Vogelwelt befindet sich eben in angeregter Unterhaltung.

Wer weniger dem Vogelkrach zugetan ist, geht auf Rentierschau. Die sind auch deutlich ruhiger. Auch dazu bewegt man sich vorzugsweise in Nordnorwegen, in der Finnmark tummeln sie sich besonders gern. Im Sommer trifft man sie gelegentlich auch an Tunneneingängen, sehr zur Freude der Ausflugsbusse, die dort erstmal anhalten müssen um den Gesellen klar zu machen, dass sie einen Schritt zur Seite treten müssen, damit man passieren kann. Aber als Rentier hat man es eben so herrlich schattig an Tunneleingängen, denn schließlich sind sie eher für Minusgrade gemacht und empfinden schon einstellige Plustemperaturen als tropische Hitze. Rentierleid. Auf der Halbinsel Nordkyn kann man sich dann mit der Kamera auf die Lauer legen, gute Sicht in alle Richtungen, saftige Vegetation um den Winterspeck anzufressen. Nordische Kombination.

Copyright: Trym Ivar Bergsmo / www.nordnorge.com / Hammerfest, Nordkapp

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Bleibt: der Elch. Ich persönlich habe ja noch nicht die Hoffnung aufgegeben, dass ich eines Tages einen sehen kann. Bisher ist mir noch keiner über den Weg gelaufen. Außer im Holmenkollen-Museum bei uns in Oslo. Größentechnisch flößen sie einem Respekt ein, allerdings haben sie auch etwas warmes. Und da auch außerhalb von Oslo eine Menge Elchwarnschilder stehen, müssen sie sich ja nun irgendwo im Dickicht aufhalten. Aufgabe für dieses Jahr also: halte Ausschau nach dem Elch. Rund um Oslo. Und anderswo in Norwegen. 🙂