Kaum war man froh, dass die Polarnacht endlich vorbei ist, ist schon wieder alles umgekehrt. Während man im Winter im nördlichsten Norwegen schon um 14 Uhr denkt, dass es 21 Uhr ist und man sich im Dauermüdemodus befindet, strotzt man jetzt vor Energie. Und endlich hat man wieder regelmäßig das Gefühl man ist im Nachmittags-irgendwo und dabei kratzt die Uhr schon fast am neuen Tag. Im Klartext: die innere Uhr zeigt einem die lange Nase.
Spitzbergen toppt in punkto Mitternachtssonne natürlich alles. Satte vier Monate bleibt das Sternchen über dem Horizont, schon Ende April heißt es hier: der Tag ist lang. Und während man gemeinhin denkt, dass nur die Polarnacht schwer gewöhnungsbedürftig ist, wird man spätestens jetzt eines besseren belehrt. Schlaflos in Nordnorwegen ist Programm. Allerdings: nur für die innere Uhr ist das Ganze delikat. Schließlich bekommt man dafür etwas, das alle Unbequemlichkeiten aufwiegt. Wer schon einmal um Mitternacht am Nordkapp gestanden hat, wenn die Sonne am tiefsten steht und das ganze Felsplateau in goldenes Licht taucht, der ist im Norwegenhimmel.

Copyright: Dagny Margrete Øren / http://www.nordnorge.com / Nordkapp
Eine Nacht am Nordkapp durch zu machen, genau wie die Sonne, dass sollte man unbedingt ausprobieren. Das Mitternachtsbad fällt hier allerdings flach. Erstens müsste man sich am Seil hinablassen und zweitens hält die Barentssee auch im Hochsommer keine Badetemperaturen bereit.
Allerdings: Aktivitäten gibt es zu nachtschlafender Zeit zu Hauf. Es ist sozusagen alles im 24h-Betrieb. Egal ob einem einfällt um Mitternacht Golf spielen zu gehen, eine Kajak- oder Radtour oder sogar eine Klettertour zu machen. Alles ist offen und selbst ein Guide findet sich mitten in der Nacht. Die Nordnorweger machen in dieser Zeit übrigens auch sehr gerne die Nacht zum Tag und verlagern Alltagstätigkeiten dorthin. Man leidet also nicht unter Halluzinationen, wenn man um Mitternacht den Rasenmäher des Nachbarn hört. Norwegen eben. Nach der Winterdurststrecke will man ja schließlich so viel Sonnenenergie wie möglich tanken, damit die Speicher voll sind wenn es wieder gen Polarnacht geht. Wer die Möglichkeit hat, sollte die Mitternachtssonne in allen Regionen Nordnorwegens mitnehmen. Warum? Weil es überall anders ist. Auf Spitzbergen ist zwischen Mittag und Mitternacht quasi kein Unterschied wahrzunehmen. Für die extremen Mitternachtssonnen-Anbeter. Am Nordkapp hat man da schon eine Ahnung von Dämmerung. Also natürlich nur insofern, als dass die innere Uhr sich darauf vorbereitet, dass es ja gleich dunkel ist. Nach der Dämmerung eben. Ja und dann klettert die Sonne wieder nach oben. Wie war das noch mit der inneren Uhr?

Mitternachtssonne am Lyngenfjord, Copyright: http://www.visit-lyngenfjord.com / Visit Lyngenfjord AS / Kåfjord, Lyngen
Je weiter man nach Süden vordringt umso kürzer wird natürlich der Mitternachtssonnentag und je extremer wird das Licht. Logo. Schließlich kratzt die Sonne immer näher am Horizont, je näher man am Polarkreis weilt. An selbigem konzentriert sich die Mitternachtssonne dann auch auf wenige Nächte. Wer´s verpasst, hat Pech gehabt, fährt nach Norden oder wartet auf nächstes Jahr.
Allerdings bin ich immer wieder erstaunt, dass es selbst bei uns in Oslo, das bekanntlich deutlich südlich des Polarkreises liegt, am Tag der Sommersonnenwende nur neunzig Minuten lang wirkliche Dunkelheit herrscht.
Wer also das Nah-Sonnenerlebnis will, muss es tun. Nach Norwegen fahren. Zur Zeit der Mitternachtssonne!









Danke für die interessanten Informationen!
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SOnnenwende in norwegen muss man erleben
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