Wikinger für einen Tag oder wo man mal eben 1.000 Jahre zurückreisen kann

Die Wikinger gelten ja bis heute als ungehobelte Barbaren, die alles kurz und klein schlugen und Met aus den Schädeln ihrer Feinde tranken. Nun ja, wer sich im Frühmittelalter aufmacht um neue Kontinente zu erschließen bekommt dieses Image gleich gratis dazu. Allerdings wird man dem Völkchen so nicht wirklich gerecht. Also was tun? Lofoten besuchen! Da gibt es nämlich das Wikingermuseum, genau gesagt in Borg auf der Insel Vestvågøy. Und hier wird mal ordentlich mit dem Barbaren-Image aufgeräumt. Das Museum hätten die Norweger nicht besser platzieren können, denn in Borg befindet sich eine umfangreiche Ausgrabungsstätte der Wikingerzeit. Also ist es praktisch das Museum eben dort zu platzieren. Und hier kann man sich denn auch dem Wikingerleben vollends hingeben.

Lofotr Viking Museum, Lofoten, Copyright: CH/ - Visitnorway.com

Lofotr Viking Museum, Lofoten, Copyright: CH/ – Visitnorway.com

Der Wikinger an sich lebte ja gerne im sogenannten Langhaus und in ein solches begibt man sich hier auch. Mit 83m Länge ist es das größte der Welt und in weiten Teilen rekonstruiert, aber es büßt nichts vom alten Wikingerglanz ein. Man nimmt denn auch in der Methalle Platz und lässt sich wikingerlich verwöhnen.  Aufgetischt werden Lamm, Fisch und Wildschwein mit allerhand kräutergewürzten Gemüsebeilagen und den Durst stillt man mit Met. Beim Essen lauscht man den Geschichten aus der Zeit, als die Wikinger in ihrer Blütezeit standen. Geschichte zum Anfassen sozusagen. Ist man im Winter da, toben zeitweilig draußen die Nordlichter. Mehr Wikinger geht nicht. Für den letzten Schliff sorgt die Wikingerkleidung, die vor dem Essen ausgegeben wird.

Copyright: CH/ - Visitnorway.com

Copyright: CH/ – Visitnorway.com

Wer schon immer mal seine Ruderkraft testen wollte, steigt aufs Wikingerschiff. Die Boote sind Nachbildungen des Gokstadschiffes, dass im Vikingskipshuset in Oslo ausgestellt ist. Auch hier rudert man stilecht in Wikingerkleidung. Das mit den Hörnern am Helm ist übrigens eine Erfindung der Neuzeit. Vielmehr waren die Helme unbehörnt, dafür aber reich an Verzierungen. Wikingerkunsthandwerk @ its best. Mit neunzig Ruderkollegen schippert man also rund um den Hafen und über den See, während die gefallenen Helden aus Walhall herablächeln, ruderten sie doch über ganze Meere bei zuweilen üppigem Seegang. Na ja, sie mögen es den Anfängerwikingern verzeihen. 😉

Copyright: CH/ - Visitnorway.com

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Wer immer noch nicht genug hat, lauscht im Winter dem Häuptling bei der Anbetung der Götter. Geopfert wird ihnen um Ragnarok zu verhindern, das Ende der Welt. Schließlich  war die lange Dunkelphase in der Wikingerzeit eher beängstigend als von gemütlicher Winterlaune geprägt. Weltuntergangsstimmung eben.

Der Sommer-Besucher kann sich zusätzlich in die Wikingerfreizeit begeben und das tun, was im heimischen Garten eher weniger zur Verbesserung des Nachbarschaftsverhältnisses beiträgt: Bogenschießen, Axtwerfen, wilde Pferde-Reitereien. Die martialische Ader kann hier also vollends ausgelebt werden. 😉

Zugegeben, der Spaß ist nicht ganz billig. Bei den Preisen also am besten Zähne zusammenbeißen und in Dankbarkeit nach Walhall winken. 😀

mehr Info zum Museum hier

Paddeln, was das Zeug hält oder: mit dem Kajak durch Norwegen

Alle, die mich kennen wissen ja, dass ich nicht SO der Sportfreak bin. Aber irgendwie fordert Norwegen einen doch immer wieder heraus, das eine oder andere eben doch mal zu probieren. Zum Beispiel Kayaking. Und das kann man quasi überall in Norwegen. Selbst bei uns in Oslo. Dazu sucht man sich am besten den Vestfjorden aus, nicht zu verwechseln mit gleichnamigen Fjord auf den Lofoten. Auf die Berge muss man dabei in Oslo zwar verzichten, aber Natur- und Tierwelt können sich auch hier sehen lassen. Für mich ist ja bei der ersten Tour erst mal essentiell, dass ich mit dem ganzen Ding nicht kopfüber im Wasser lande. 😉

Vestfjorden, nahe Oslo, Copyright: Erik Jørgensen - Visitnorway.com

Vestfjorden, nahe Oslo, Copyright: Erik Jørgensen – Visitnorway.com

Ok, die Cracks gehen gleich auf mehrtägige Tour. Dafür ist Norwegen aber auch wie geschaffen. Zelt und Angel einpacken und los geht es. Zum Beispiel im Süden des Landes mit Start in Tønsberg gut 100km südlich von Oslo. Im Grunde kann man bis Arendal paddeln, 170km weit. Zwischendurch schlägt man sein Zelt auf, hält die Angel ins Wasser und genießt die Fischlein wie sie frischer nicht sein könnten. Und da man sich im Kajak für gewöhnlich auf leisen Sohlen anschleicht, schlägt dem Glücklichen die besondere Naturstunde. Manchmal tummeln sich die Robben im flachen Wasser. Also Augen auf.

Außer in Oslo, geht Kayaking natürlich auch in anderen Städten wie zum Beispiel in Bergen. Und dann sieht man die Stadt auch einmal vom Wasser aus, wenn nicht gerade mal wieder Regentag ist, das kommt in Bergen ja häufiger vor. 😉 Witterungsmäßig ist es da schon besser in Flekkefjord, der westlichsten Stadt an der Südwestküste Norwegens. Vor allem praktisch, dass man da direkt in der Stadt starten kann und der Grisefjord gleich vor der Tür liegt, windgeschützt, so dass man beim ersten Wellengang als Anfänger nicht gleich untergeht. Ich persönlich finde ja die Sache mit dem Doppelkajak prima, da habe ich wenigstens einen erfahrenen Paddler mit im Boot und die Angelegenheit ist nicht ganz so wacklig.

Ruhig geht es beim Paddeln in der östlichen Provinz Østfold zu. Ok, Seegang gibt es hier eher nicht, dafür erfreut man sich an spiegelglatten Seeoberflächen und gleitet sanft durch die norwegische Wäldernatur. Von kleinen bis großen Gewässern ist hier alles vorhanden und ein Kajak kann man auch gleich an den meisten Seen mieten, nur falls man sein eigenes nicht dabei hat.

Kayaking in Bergen, Copyright: Terje Rakke/Nordic Life - Visitnorway.com

Kayaking in Bergen, Copyright: Terje Rakke/Nordic Life – Visitnorway.com

Ja und auch in punkto Kajak darf man wieder mal die Lofoten nicht vergessen. Hier ist alles drin, Sommer wie Winter. Als Anfängerpaddler halte ich mich lieber in den Schären auf, da ich bei schnellem Wetterwechsel eher die Möglichkeit bevorzuge, irgendwie Land zu erreichen. Und schließlich gibt es auch in den weniger seeumtobten Gewässern genug zu beobachten. Vögel, Felsen, herrliche Lofotennatur. Wer schon Erfahrung auf dem Buckel hat, wagt sich natürlich auf die Westseite am offenen Meer, wo sich auch die Wale tummeln und steile Berge und Klippen das Norwegenherz erfreuen. Und wer denkt, dass Kajaktouren nur was für den Sommer sind: nix da! Winterpaddeln heißt das Zauberwort. Dick eingepackt und im Kajak steckend, trotzt man erstaunlich gut der Kälte. Und wer denkt schon an Kälte, wenn man dafür den verschneiten Lofoten-Inselzauber bekommt.

Reinefjorden, Copyright: CH - Visitnorway.com

Reinefjorden, Copyright: CH – Visitnorway.com

Fazit: auch wer wie ich normalerweise mit Sport, der auf dem Wasser stattfindet, nichts am Hut hat, sollte sich dem Naturerlebnis Kajak hingeben. Also Paddel gezückt und rein ins Vergnügen!

Lofoten Love Story oder Inselrausch auf Norwegisch

Der Norwegen-Fan kennt sie – die Lofoten. Also eigentlich ja ohne „die“, denn das angehängte -en ist ja nichts anderes als der bestimmte Artikel. Das Norwegische hat eben seine Besonderheiten. Nun ja, trotzdem kann man getrost in der Mehrzahl reden, schließlich handelt es sich ja um mehrere Inseln. Im Moment hält der herrschende Hochsommer mollig warme 12 Grad bereit. Da der Golfstrom hier netterweise vorbei fließt ist das Klima für die Lage nördlich des Polarkreises vergleichsweise milde. Aber wen kümmert ein kühler Sommer außerdem, wenn man dafür eine so zauberhafte Landschaft bekommt?  Zusatzbonus: bis 19. Juli heißt es noch „Tageslänge 24 Stunden“! Der Besucher verzichtet also zweckmäßigerweise in diesen Tagen auf den Schlafmodus und hüpft von Insel zu Insel im Genuss der Mitternachtssonne.

Svolvær, Hauptort der Lofoten auf der Insel Austvågøya

Svolvær, Hauptort der Lofoten auf der Insel Austvågøya

Darüber hinaus bekommt man auf den Lofoten so ziemlich alles, was Naturgewalten zu bieten haben. Nicht umsonst haben sich die 24.000 Bewohner überwiegend auf der östlichen Seite der Inseln niedergelassen. Im Westen müsste man sonst übermäßigem Seegang und Wind standhalten. Das Meer holt sich allerdings, was es bekommen kann, drückt zumindest sein Wasser kräftig zwischen den Inseln hindurch und attackiert zeitweilig mit heftigen Strudeln. Aber trotz der rauen See holen die Einwohner Tonnen von Fisch ans Land. Ist ja auch neben dem Tourismus die Haupteinnahmequelle. Sobald der Dorsch im Netz ist wird er zu Stockfisch verarbeitet. Wenn die Fischlein zum Trocknen draußen hängen, bieten sie tolle Fotomotive, beim Verzehr muss ich passen. 😉

Moskenes, Copyright: Frithjof Fure - Visitnorway.com

Moskenes, Copyright: Frithjof Fure – Visitnorway.com

Wer nicht nur auf dem Weg der Hurtigruten die Lofoten streift und demzufolge unter chronischem Zeitmangel leidet, kann sich hier richtig austoben. Wandern, Biken, Angeln, Kayaking, sozusagen für jeden Geschmack ist etwas dabei. Und die Polarnacht ist hier verhältnismäßig kurz. Erst am 7. Dezember geht die Sonne endgültig unter und bleibt nur für vier Wochen verschwunden. Es wird auch nicht wesentlich kälter als null Grad. Wieder mal der Golfstrom.

Kühles Winterlicht in Reine

Kühles Winterlicht in Reine

Ja und noch etwas: wer in den Wintermonaten anreist verzichtet zwar auf das Spektakel der Mitternachtssonne, bekommt aber dafür das Farbfestival der Polarlichter. Geradezu unheimlich wenn sie in grün und violett über den Himmel tanzen und etwas, was man im Herzen mitnimmt. Also am besten länger bleiben, damit die Chance am größten ist. Bedenke: bei Wolkenhimmel zeigt einem die Aurora Borealis eine lange Nase. Wer zum Polarlichtjäger werden will sucht sich deshalb Dezember bis Februar als Reisezeit aus, da sind die trockendsten Wintermonate mit den meisten klaren Nächten.

Copyright: Stockshots - Visitnorway.com

Copyright: Stockshots – Visitnorway.com

Anyway. Am besten man plant gleich zwei Reisen auf die Inselgruppe. Erst im Sommer, dann im Winter, oder umgekehrt. Egal wie herum. Wenn man einmal da war, möchte man sowieso nicht mehr von dort weg! 🙂

Lofoten Islands