Ferrytales

Für gewöhnlich bereite ich ja immer jeden auf die horrenden Preise in Norwegen vor. Was aber wirklich zu den Osloer Highlights gehört und preiswert, nämlich für 50 Kronen, zu haben ist, ist die Überfahrt mit der Fähre von Akerbrygge nach Nesodden. Vorzugsweise macht man das an einem Tag mit intensiver Wolkenstimmung, denn dann wird man mit so eindrucksvollen Momenten belohnt wie Ihr auf den Fotos sehen könnt. 🙂

Der Norweger und seine Technik – oder wie man datenmäßig in Norwegen nicht verloren gehen kann

Ich bin ja an sich jemand, den alle kennen mit iPhone, das an der Hand festgewachsen ist, und auch sonst stehe ich bei allem, was mit Technik zu tun hat und was man online erledigen kann, an vorderster Front. Umso hilfloser fühlt man sich, wenn die wunderbare Technik dann doch mal versagt und man sich hoffnungslos auf dem norwegischen Land verfahren hat. Dass genau in DIESEM Moment alle Akkus leer sind und einem versagt ist im Internet Informationen abzurufen brauch ich wohl keinem zu erzählen.

Mir so geschehen vor einiger Zeit außerhalb von Oslo. Was also tun um zum Ziel zu finden? An die nächstbeste Tür klopfen und nach einem schnellen Kartenausdruck aus dem Internet fragen. Und da man ja nicht weiß an wessen Tür man klopft, steigt die Begeisterung nicht gerade ins Unermeßliche, wenn selbige von der 85-jährigen Omi geöffnet wird. Nicht weil ich etwas gegen 85-jährige Omis hätte, aber die Internetkompatibilität der Generation 80+ kenne ich in deutschen Gefilden eher als zurückhaltend informiert was die Nutzung des Internets betrifft.

In Norwegen bekam ich jedoch gleich mal eine Lektion in „technikbegeisterte Bevölkerung“! Nachdem ich vorgetragen hatte, zu welchem Ziel ich denn eine Wegbeschreibung brauche, dauerte es weniger als 60 Sekunden bis Omi stolz den Ausdruck mit der gewünschten Wegbeschreibung rüberreichte.

Und da sind wir auch schon beim Thema, denn mit der Erfindung des Internets ist Norwegen sozusagen aus einem technischen Tiefschlaf erwacht. Ist es ja auch die praktischste Möglichkeit informatorisch große Distanzen zu überbrücken und man verpasst auch am nördlichsten Rand Europas nicht mehr den Anschluss an das Weltgeschehen. Die Norweger haben sich förmlich auf dieses Medium gestürzt und heute nutzen 92% der norwegischen Bevölkerung das WorldWideWeb, Spitze in Europa.

Mit dem Mobilnetz hat man das gleich mal konsequent weiter umgesetzt, so braucht man sich also nicht zu sorgen, dass man irgendwo in Norwegen kein Handynetz hat und verloren gehen könnte, selbst der entlegendste Fjord beschert einem noch Mobilnetzempfang. Und damit das Ganze auch Sinn und Zweck hat, kann man in Norwegen nahezu sein gesamtes Leben via Mobiltelefon und Internet abwickeln. Angefangen von Kündigungen (die übrigens gerne per SMS verschickt werden), Auftragszusagen sowie jedem erdenklichen Service, den Kommunen und Staat seinen Bürgern bietet.

Und mit der „personnummer“, der norwegischen Sozialversicherungsnummer, lässt sich so ziemlich alles per Internet eröffnen, einrichten oder bestätigen. Der Albtraum deutscher Datenschutzbestimmungen sozusagen.

Und da diese wunderbare Sozialversicherungsnummer von so ziemlich jedem leicht rauszufinden ist, wundert es nicht, dass dieser Albtraum eines jeden Deutschen in Norwegen ein wahres Informationsfeuerwerk ist. Denn mit ein paar Klicks kann man bei jedem, der in Norwegen arbeitet, abrufen was er im letzten Jahr verdient hat, wieviel Steuern er gezahlt hat usw.! Übrigens auch von Prominenten, was alljährlich zu hübschen öffentlichen Diskussionen führt.

Und dass die Digitalisierung auch vor dem Einzelhandel nicht Halt gemacht hat, brauche ich wohl nicht zu erwähnen. Selbst in der entlegendsten Imbissbude ist Zahlung per Kreditkarte selbstverständlich. Wenigstens braucht man dann nicht zu verhungern, wenn man einmal ohne Bargeld im norwegischen Nirgendwo steht. Mit leeren Akkus.

Von Wikingertradition und Weihnachtskitsch – god jul!

Ich bin es ja von jeher gewohnt mich mit dem Fernsehklassiker „Dinner for one“ auf den Silvesterabend einzustimmen. In Norwegen musste ich mich erst daran gewöhnen, dass genau dieser Klassiker hier das Weihnachtsfest einläutet, am Vorabend von Heiligabend, dem lille julaften. Obwohl auch in Norwegen Heiligabend noch als offizieller Arbeitstag gilt, wird bei vielen Norwegern bereits am 23. Dezember auf Chillmodus geschaltet. Schließlich gibt es doch einiges vorzubereiten. Der norwegische Christbaum hat zu meinem Entzücken einen leichten Hauch von Kitsch und wartet mit Lametta, Nationalflaggen und bunten Kugeln auf, weniger entzückend finde ich die Tatsache, dass er meist erst Heiligabend geschmückt wird. Ich gehöre ja zu denjenigen, die spätestens am 27. Dezember den ganzen Weihnachtsdekotand wieder einmotten und erwärme mich mehr für  den „Der-Weihnachtsbaum-steht-schon-in-der-Adventszeit“-Zustand. So weit, so gut.

Nun, was bringt der Norweger denn an Weihnachten so auf den Tisch? Mal abgesehen davon, dass ich sehr erleichtert bin, dass die früher traditionell servierten sechzig (!) Gänge eher nicht in die Neuzeit gefunden haben, ist allerdings auch heute noch die norwegische Weihnachtsspeisentradition eher – sagen wir speziell – für den mitteleuropäischen Gaumen. Wobei es hier erhebliche regionale Unterschiede gibt. Gelaugter Stockfisch kann mich als Weihnachtsmahl eher nicht überzeugen, auch geräucherte Lammrippe zählt nicht unbedingt zu meinen kulinarischen Vorlieben. Mit Schweinerippe kann ich mich am ehesten anfreunden. Dazu isst man Kartoffeln, norwegisches Sauerkraut und Steckrüben. Und was auf keinen Fall fehlen darf: Milchreis mit Mandeln. Und hier machen sich die Norweger einen besonderen Spaß daraus darin eine einzige Mandel zu verstecken. Was ich in Deutschland eher kenne als „Wer-den-Kirschkern-im-Kuchen-findet-darf-spülen“ lockt in Norwegen mit einer Belohnung für den, der die Mandel im Milchreis findet: ein Marzipanschwein. Es erübrigt sich wahrscheinlich zu erwähnen, dass ich Marzipan hasse.

Bleibt die Bescherung. Die beginnt in Norwegen mit einem traditionellen Rundgang um den Weihnachtsbaum. Man fasst sich an den Händen und singt Weihnachtslieder. Und dann darf man sich auch auf die hübsch eingepackten Geschenke stürzen, die stets unter dem Baum gestapelt werden, manchmal so hoch, dass man sich fragt, wo der Baum denn geblieben ist.

Und sonst noch so? Am ersten Weihnachtsfeiertag sind die Kinder dran. Sie feiern Julebukk und ziehen von Haus zu Haus um Süßigkeiten mit Weihnachtsliedern zu ersingen. Die Erwachsenen laden zum Weihnachtsbaumfest ein, bei dem man mit Glühwein um den Weihnachtsbaum tanzt. Schon wieder tanzen. Am zweiten Weihnachtsfeiertag stößt man auf proppenvolle Kneipen und Restaurants, wo man die Feiertage ausklingen lässt. Und nach den Feiertagen? Da liegt ganz Norwegen in einem gewissen Winterschlaf. Romjulen, oder wie man in Deutschland sagt „zwischen den Jahren“ passiert gelinde gesagt: nichts. Schließlich muss man ja auch Kräfte sammeln für Nyttårsaften (Silvester).

Also dann: God Jul og Godt Nyttår!

 

 

Expecting Christmas – Oslo weihnachtlich geschmückt

Ich habe ja wirklich schon einige Städte im vorweihnachtlichen Gewand gesehen, aber ich finde, dass Oslo in punkto Beleuchtungsdeko wirklich Maßstäbe setzt. Ok Norwegen muss nur verhalten auf Energiekosten achten, also findet man an so ziemlich jeder Straßenecke liebevoll arrangierte Tannenbäume noch und nöcher. Selbst die U-Bahn-Tunnel hat man nicht vergessen mit weihnachtlicher Stimmung zu versorgen. Besonders schön hat sich der Stadtteil Akerbrygge herausgeputzt, er hat es natürlich durch die Lage direkt am Oslofjord leicht sich in ein stimmungsvolles Weihnachtsgewand zu kleiden. Meine Lieblinge sind ja immer wieder die beleuchteten Kugelbäume, die überall in Akerbrygge und im Stadtteil Tjuvholmen aufgestellt sind. Ja…..Oslove….. ❤

Zum Schreien schön! Das Munch-Museum!

Nun ja, also das Munch-Museum liegt in einem Stadtteil Oslos, der nicht SO unbedingt zu den schönsten gehört. Nichtsdestotrotz dachte ich mir, dass man Munchs berühmtestes Gemälde, den „Schrei“, vielleicht doch gesehen haben sollte. Ich bin zwar nicht so der Kunstfanatiker und manch einer mag mich gerne dafür erschlagen, dass ich Kunst eigentlich nur nach zwei Kriterien beurteile: gefällt mir und gefällt mir nicht. Aber für sehr bekannte Gemälde bin ich dann doch gerne zu haben. Dass „Der Schrei“ in einem Aufsehen erregenden Raub vor ein paar Jahren am hellichten Tag entwendet wurde, haben die Norweger zum Anlass genommen das Museum mit umfangreichem Sicherungstamtam auszustatten. Mantel, Tasche etc. fährt durchs obligatorische Röntgengerät bevor man sich als Besucher auf die Ausstellung stürzen kann. Diese lohnt sich dann allerdings auch wie ich finde. Munch gilt ja als Wegbereiter des Expressionismus und hat über den „Schrei“ hinaus eine ganze Reihe beeindruckender Gemälde auf die Leinwand gebracht, von großformatigen Gartenszenen bis hin zu zahlreichen Grafiken mit Tiermotiven.

Ja, und „Der Schrei“. Das Gemälde, kaum größer als ein Din A 4 Blatt, hängt exponiert in einem eigenen Raum. Die meisten Besucher bleiben ziemlich lange davor stehen. Kein Wunder, denn es fängt einen sofort ein.

Als leidenschaftlicher NICHT-Museumsgänger finde ich im Munch-Museum, wie in vielen anderen Museen Norwegens, eins gelungen. Die Ausstellung ist auch für Kunstbanausen wie mich im Umfang absolut gut dosiert. Und am Schluss bleibt auch noch Zeit für ein wohlverdientes Stück Schokoladenkuchen im Museumscafé!

Friedensnobelpreis 2014

Zu den persönlichen Highlights zählt für mich dieses Jahr auf jeden Fall, dass ich die Friedensnobelpreisverleihung in Oslo miterleben durfte. Also ich mein, man hat diese Veranstaltung natürlich sowieso auf dem Schirm, da weltweit von ihr berichtet wird, aber Oslo hat schon ein ganz besonderes Flair, wenn der Friedensnobelpreis verliehen wird. Überall wuselt es von Fernsehteams, Rahmenveranstaltungen und dieses Jahr kamen die beiden Preisträger Malala und Kailash dem Hype von Superstars gleich. Allerdings zurecht wie ich finde, denn sie haben großes für den Frieden geleistet. Nebenbei kann man auch wieder mal einen Blick auf die Königsfamilie erhaschen, denn auch die ist natürlich bei der Verleihung anwesend. Zwei Tage feiert die Hauptstadt mit viel Energie . Mein Tipp: wer eine Reise nach Oslo im Dezember plant sollte unbedingt den 10. Dezember als festen Termin einschließen.