Alex und die norwegische Sprache

Also im Allgemeinen kennt mich mein Umfeld ja als jemand, der immer jede Sprache sofort können will und das möglichst akzentfrei. Was das Norwegische betrifft muss jedoch sogar ich eingestehen, dass das mitteleuropäische Ohr leichte Aufnahmeschwierigkeiten mit Wikingerworten hat. Geht es schon mal damit los, dass es im Norwegischen keine wirkliche Hochsprache gibt, fragt man sich bei der ersten sprachlichen Begegnung zuweilen, ob es überhaupt so etwas wie Wortanfang und -ende gibt, oder man sich einfach gleich gegen den Buchstabensalat ergibt.

„Egal“ denke ich mir, als ich vor gut neun Monaten mein norwegisches Sprachbaby an den Entwicklungsstart bringe, so schwer kann das doch nicht sein und es findet sich bestimmt der ein oder andere Norweger, der mich sprachlich unterstützt. Meine ersten Versuche mit bloßem Lesen den Sinn eines norwegischen Textes zu erfassen bringen mich in Hochstimmung, stelle ich doch fest, dass viele Worte doch dem Deutschen sehr ähnlich sind. Der Übermut packt mich. Das sollte doch in vier Wochen mal locker in einen Ich-kann-mich-unterhalten-Modus zu bringen sein. Derjenige, der jetzt gerade die Augenbrauen hebt und mich intuitiv für übergeschnappt hält, verzeihe mir, dass ich mich gelegentlich selbst herausfordere und mein ehrgeiziges Ich gegen mein Couch-Potatoe-Ich antreten lasse. Die zwei neigen nämlich dazu mich zwischen sich hin und her zu zerren.

Erste Lektion: sich vorstellen, nach dem Befinden fragen, danke, bitte, was man halt für den unbedingten Überlebenswillen erst mal so braucht. „Geht doch wie geschmiert“ denke ich euphorisch und brenne darauf erste Schritte in norwegischer Konversation direkt am Norweger an sich auszuprobieren. Zur Sicherheit lege ich mir noch ein Repertoire an Sätzen, die man in jeder Sprache zuerst können muss, zu.

Der kleine Snack-Markt an der U-Bahn Station Nationaltheater in Oslo scheint mir geeignet um meine neuen fundamentalen Norwegisch-Kenntnisse an den Norweger zu bringen. Nach ca. zwei Minuten stelle ich jedoch fest, dass der wichtigste Satz, den man können muss, nur einer zu sein scheint: „Ich verstehe NICHTS!“ Denn ich habe nicht damit gerechnet, dass das nicht existierende Hochnorwegisch zwangsläufig dazu führt, dass quasi jeder seinen Dialekt spricht und zweitweilig Redewendungen, die ich vermeintlich sicher im Ohr geglaubt hatte, wieder mehr nach Buchstabensalat klingen.

Anyway: ich habe nicht aufgegeben und nach und nach haben meine Ohren beschlossen, die Aufnahme der norwegischen Sprache so an mein Gehirn weiter zu leiten, dass die Verarbeitung der Daten funktioniert. Gelegentlich falle ich noch mal in den Durcheinander-von-Buchstaben-Modus, aber das ist nichts im Vergleich dazu eine wunderbare Sprache kennen gelernt zu haben. Deshalb meine Empfehlung: mutig sein, ausprobieren, bereichert sein!

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