Zu Besuch am Polarkreis in Oslo

Nein, Oslo ist auf der Landkarte nicht spontan 1000 km nach Norden gerutscht, obwohl mancher Wintertag das vermuten lassen könnte, wenn man durch kniehohen Schnee stapft und der eisige Wind über den Oslofjord pfeift. Die Polargebiete haben mich ja schon immer interessiert, deshalb war das Fram-Museum auf der Museums-Halbinsel Bygdøy schon lange ein Punkt auf meiner Oslo-Liste, den ich mir unbedingt anschauen wollte. Winter bietet sich für so etwas sowieso an und so hat man bereits im Schneegestöber draußen einen Vorgeschmack auf Polar-Feeling.

Das Museum liegt direkt am Wasser und ist eigenwillig gebaut, von außen gibt es noch nicht so richtig preis wie die Ausstellung drinnen gestaltet ist.

Fram-Museum, Copyright: insidenorway

Fram-Museum, Copyright: insidenorway

Kaum bin ich drin bin ich auch schon schwer beeindruckt. Das Museum ist einfach mal um das wohl berühmteste Polarschiff, die Fram, herumgebaut. Das Schiff steht als Mittelpunkt in der Museumshalle und klemmt dort förmlich vom Rumpf bis zum Mast zwischen Erdgeschoss und Dach. Und von dort arbeitet man sich dann auch nach unten vor. Bereits auf dem Deck wird einem die Größe des Schiffs bewusst, trotzdem könnte ich mich jedoch nicht erwärmen mit Komfort von 1893 zum Nordpol aufzubrechen.

Copyright: insidenorway

Copyright: insidenorway

Vom Deck geht es in den Bauch des Schiffes. Genügend Stolperfallen inklusive. Überhaupt sind die vielen Kabinen winzig, die Decken niedrig und wahrscheinlich war auch der Gemütlichkeitsfaktor in der Klimazone des Polarmeers überschaubar. Bei den Kleidungsstücken, die überall liebevoll im Bauch der Fram ausgestellt sind, wird einem sofort klar, dass ohne Seehund-Fell und viele weiterer Pelze nichts ging. Und damit waren die Polarforscher Nansen, Sverdrup und Amundsen immer noch weit entfernt von heutiger Expeditionskleidung. Umso mehr Respekt bekommt man, wenn man durch das Schiff klettert.

Ist man mit dem Schiff fertig warten noch allerhand Ausstellungsgegenstände über die Expeditionen der drei Polarforscher auf den Besucher. Ich gebe zu, dass mich die Geschichte zu Amundsens Forschungsprojekten am meisten fasziniert, aber ich habe seit jeher Berichte über den Wettlauf von Scott und Amundsen zum Südpol verschlungen. Zusammengetragen wurden neben liebevoll gestalteten Modellen auch Ausrüstungsgegenstände, Verpflegung, Transportmittel etc. so dass man ziemlich schnell eine Ahnung bekommt wie beschwerlich Forschung vor gut hundert Jahren gewesen ist. Vor allem in den menschenfeindlichsten Gegenden der Erde.

Polarausrüstung Ende des 19. Jahrhunderts, Copyright: insidenorway

Polarausrüstung Ende des 19. Jahrhunderts, Copyright: insidenorway

Eine Halle weiter steht dann noch die Gjøa, das Schiff, mit dem Roald Amundsen als erster die Nordwest-Passage durchfuhr. Allerdings bleibt dem Besucher hier die Innenansicht verwehrt, was aber nicht minder beeindruckt.

Alles in allem muss ich sagen: das Fram-Museum gehört für mich zu den besten und unterhaltsamsten Museen, die ich je besucht habe. Ich finde durch Beleuchtung und Akkustik erzielt es eine geradezu mystische Atmosphäre. Und wer noch ein wenig Polarluft schnuppern möchte kann auch das hier tun. Ein kleines Horrorkabinett führt einen durch arktische Kälte vorbei an allerhand gruseligen Szenerien.

Also hingehen, hundert Kronen investieren und genießen!

Ein Gedanke zu “Zu Besuch am Polarkreis in Oslo

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