God Jul oder: der norwegische Festtagsbraten !

Der Norweger und Weihnachten, ganz speziell das Weihnachtsessen. Ja, jedes Jahr kommt die Diskussion auf, was denn an den Festtagen auf den Tisch kommt. Die norwegischen Weihnachtsleckereien reichen von Lutefisk bis Schafskopf, so dass man sich quasi gar nicht entscheiden kann. 😉

Aber der Reihe nach. Bevor ich nach Norwegen kam, lebte ich ja noch in meiner deutschen Würstchen-mit-Kartoffelsalat-an-Heiligabend-Mentalität. Gut andere Länder, andere Weihnachtsleckereien. Also warum nicht mal ganz vorurteilsfrei auf die Köstlichkeiten einlassen, wo ich sowieso immer ein Fan der Küche anderer Länder war. Schon lange vor Weihnachten findet man in so ziemlich jedem norwegischen Supermarkt zwei Dinge: Lutefisk und Pinnekjøtt. Schon das initiiert den Gedanken, dass die Norweger einen gewissen Hang zu diesen beiden Gerichten an den Festtagen haben. Aber was ist das denn nun genau.

Nun ja, in Norwegen ist ja der Trockenfisch sehr beliebt. Der Dorsch, aus dem er gemacht wird, hängt im Frühjahr zum trocknen draußen, nimmt dabei ungefähr die Konsistenz eines Baseballschlägers an und erlangt einen entscheidenden Vorteil: er ist für gefühlte 300 Jahre haltbar. Zum Verzehr wird er dann wieder in Wasser eingeweicht und wie „normaler“ Fisch zubereitet. Lutefisk gibt sich mit einweichen in Wasser nicht zufrieden. Nein, er fühlt sich in Lauge wohler. Allein das ließ mich schon ahnen wie er schmeckt. Mal ganz abgesehen davon, dass es nicht bestialischer stinken könnte, wenn der Fisch in der Lauge schwimmt und 24 Stunden ins Land ziehen. Auch zur Freude der Nachbarn. Das ganze wiederholt man einige Male bis der Fisch dann tellerfertig zubereitet werden kann. Ergebnis: Geschmack salzig, Konsistenz gallertartig. Nein der Lutefisk wird nicht mein Freund. Niemals. Ich habe beschlossen mich bis in alle Ewigkeit auf die Beilagen Erbsenpüree und Kartoffeln zu beschränken. 😀

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Lutefisk und Pinnekjøtt

Vielleicht lieber Pinnekjøtt. Schon besser. Lamm bevorzuge ich sowieso eindeutig vor Fisch, auch wenn es sich hier wieder mal um gepökeltes handelt. Bei den Wikingern musste einst eben alles haltbar sein. Kein Kühlschrank und so. Für mich ist es entscheidend wie stark der Pökelgrad ist. Habe ich das Gefühl auf einem Salzfass herum zu kauen: nein! Wenn es zart gepökelt ist, kann ich mich dafür erwärmen, vor allem wenn es richtig zubereitet ist und das Fleisch sozusagen vom Knochen fällt. Gut, wenn man den Wikinger seines Vertrauens hat, der in der Küche den Kochlöffel schwingt, denn die Zubereitung dauert Stunden. 😀

Bleibt die „Königsdisziplin“: Smalahove. Gut, dass man sprachlich nicht immer gleich versteht was auf den Tisch kommt. Da ist auch der Überraschungseffekt gleich viel größer. Wer also in Norwegen weilt und sich fragt, welche Köstlichkeit denn nun bei Smalahove auf ihn wartet, erfreut sich, sein Festmahl im Angesicht eines Schafkopfes einnehmen zu dürfen. Wikinger. 😀 Immerhin wird alles, was im Kopf drin war, vor der Zubereitung entfernt. Aber auch außen gibt es wirkliche Schmankerl, die auch zuerst gegessen werden müssen, weil sie heiß am besten schmecken. Stichwort Augen. Nein, da muss ich passen. Für heißgegarte Schafsaugen kann ich mich wirklich nicht in den norwegisch traditionellen Gourmethimmel aufschwingen. Gleiches gilt für die Ohren: nein! Ok, Zunge finde ich nicht ganz so schlimm, die kenne ich schließlich auch vom Rind, allerdings ist es mir deutlich sympathischer wenn ich die Zunge nicht selbst aus dem Kopf herauslösen muss. Für das restliche Fleisch, das am Schafkopf dran ist, hab ich durchaus etwas übrig, auch wenn ich auf das Gefühl, dass mein Essen mich beobachtet, gut verzichten kann.

Dass man zum Festmahl generell reichlich Aquavit trinkt, brauche ich wohl nicht zu erwähnen. Der ein oder andere, der sich in die Festessenwelt Norwegens aufmacht, braucht ihn wohl auch um die Hemmschwelle herab zu setzen.

Dass ich mit meinem „Problem“ nicht alleine da stehe, beweisen auch die Mitarbeiter der amerikanischen Botschaft in Oslo. Auch die haben norwegisches Julemat getestet, der ein oder andere wusste wohl auch nicht, was er da isst. Das Videoschmankerl zum Lachen findet Ihr in nachfolgendem Link. Zum Video hier klicken.

Anyway. Auch wenn man dem traditionellen norwegischen Weihnachtsessen nicht so zugetan ist, sollte man Weihnachten in Norwegen feiern wenn man die Gelegenheit dazu hat. Tanzen um den Weihnachtsbaum, die zauberhaft dekorierten Häuser, die Weihnachtsstimmung überhaupt und nicht zuletzt die Norweger selbst bescheren ein stimmungsvolles Fest, das man unbedingt einmal im Land der Fjorde erleben sollte. Wer denkt da noch ans Essen? GOD JUL! 🙂 ❤

Ein Gedanke zu “God Jul oder: der norwegische Festtagsbraten !

  1. Kann ich nachvollziehen. Andere Länder…andere Sitten und Braüche
    Mein Physiotherapeut macht mit der Finnmarken im Januar die Tour
    und ist jetzt schon begeistert.
    Er braucht allerdings kein Festtagsessen zu sich nehmen

    Like

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