Speed mit Spass oder: in Svolvær rockt die RIB-Safari

Ja, ich gebe zu: seit ich in Bodø das erste mal auf dem Speedboot war, ist das so etwas wie meine Leidenschaft geworden und wann immer ich die Möglichkeit habe, bin ich dabei. Diesmal hatte ich in Svolvær das Vergnügen. Wer auf die Lofoten reist, kommt ja nicht umhin sich in selbige zu verlieben. So ging es auch mir als ich das erste mal dort war. Die schroffe Felslandschaft begeistert mich immer wieder, ebenso wie der hohe Freizeitwert der Region.

Und heute ist mir auch das Wetter hold. Die Sonne strahlt vom Himmel, ein Tag wie geschaffen um mit ordentlich Geschwindigkeit über das Wasser zu jagen. Und ich habe die vage Hoffnung, dass es heute möglich ist, ohne diese lästige Sturmhaube ins Boot zu steigen, die einem, wenn man sie abnimmt, eine perfekte Helmfrisur beschert. Gut, wenn man in Norwegen zu Outdoor-Aktivitäten aufbricht, kommt es nicht darauf an, hinterher noch laufstegtauglich zu sein, aber da ich diesmal während meines Jobs als Reiseleiterin aufs Boot steige, finde ich es doch sehr angenehm, heute mal auf besagte Sturmhaube verzichten zu können. Die kostenlose Fönfrisur bekommt man ja trotzdem. 😀

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In den Overall schmeisse ich mich dennoch, schliesslich erfreut der Fahrtwind zuweilen mit kühlen Temperaturen. Heute sind wir nur fünf Mann im Boot, so dass wir zügig in Svolvær starten. Die MS Polarlys der Hurtigruten liegt uns gleich vor der Nase und es ist wirklich ein imposantes Bild sich gleich vor ihrem Bug auf dem Wasser zu befinden. Da ich von Speedboat-Touren gewöhnt bin, dass es eine feuchte Angelegenheit ist, lasse ich meine grosse Kamera an Land und packe nur das Handy ein. Schliesslich lässt sich das blitzschnell für ein Foto hervorholen und man kann es danach wieder hübsch im Overall verschwinden lassen. Dass ich mich dreissig Minuten später über meine Kamera an Land so richtig ärgere, weiss ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Zunächst einmal tuckern wir gemächlich los. Kaum ist die Fischerinnenstatue am Hafenausgang in Sicht, geben wir ordentlich Speed. Herrlich. Man möchte vor Genuss die Augen schliessen, aber ich versuche das tunlichst zu vermeiden. Lofotenlandschaftskulisse und so. Alle Landschaftseindrücke in uns aufsaugend sausen wir zum Sandstrand. Das Wasser ist so türkisblau, dass man meinen könnte, man hält sich in der Karibik auf. Allerdings ist die Wassertemperatur nur etwas für die Harten. In zwölf Grad baden? Nein, ich verzichte.

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Wir fahren weiter und erspähen den ersten Seeadler. Jetzt, wo ich keine Kamera dabei habe. Genüsslich fliegt er über uns hinweg und beobachtet uns. Möglicherweise hofft er auf ein Fischleckerli. Kaum haben wir den Motor unseres Bootes ausgeschaltet, gesellt sich der nächste dazu. Und der nächste. Und der nächste. Alle versammeln sich auf einem kleinen Inselfelsen gleich neben uns und verfolgen uns mit Adleraugen. Auf adlerisch tönt es herüber, wann denn nun endlich der Fisch aufgetischt wird. Und tatsächlich. Wir haben Fisch dabei. Also eröffnen wir kurzerhand das Buffet und bald flattern sie betörend nah an unser Boot heran um die Köstlichkeiten aus dem Meer zu fischen. Mir fällt wieder ein, dass ich keine Kamera dabei hab. Grrrrrr! Immerhin gelingt es mir per Handy ein paar Videos zu schiessen. So nah bin ich noch nie an die stolzen Vögel herangekommen. In Ermangelung geeigneter Fotoausrüstung, erfreue ich mich dann heute daran, die Seeadler einfach zu beobachten. Und auch das ist fabelhaft.

Nachdem unser Fisch aufgebraucht ist, fahren wir weiter zur kleinen Inselgruppe Skrova, die sich in den Vestfjord erstreckt. Bei gutem Wetter wie heute blickt man bis zum Festland und auf die Lofotenwand. Sagenhaft!

Auf Skrova ist natürlich eins Hauptthema: die Fischerei. Wie könnte das auch anders sein. Schliesslich handelt es sich hier auch um eine ehemalige Hochburg der Lofotfischerei. Dorsch und Seelachs sind hier jedoch inzwischen nicht mehr Hauptakteur, jetzt ist der Lachs Trumpf. In riesigen Becken wartet er vor der Inselgruppe auf seinen Weg in Kochtopf und Backofen. Ja, so ein Lachsleben endet anders, als er es sich wahrscheinlich vorgestellt hat. Fischkarma. Auf jeden Fall aber trägt er dazu bei, dass so gut wie jeder auf Skrova irgendwie von der Lachszucht lebt, die örtliche Fischfabrik fährt ihn in rauen Mengen per LKW überall dorthin, wo er auf dem Teller landet. Nirgendwo in Norwegen ist die Millionärsdichte so hoch wie auf Skrova. Merke: Lachs scheint reich zu machen, zumindest hier. Wer also noch nach dem passenden Millionärssohn sucht, sollte einen Flirt bei einem Kaffee erwägen. 😉

Zeit nun um zurück nach Svolvær zu fahren, auch diesmal mit ordentlich Speed. Neptun geizt heute mit den Wellen und mein Rücken dankt mir sehr, dass wir nicht alle zwei Meter in ein Seegangloch fallen. Und dann sind wir auch schon wieder am Kai. Wie immer war die Tour viel zu kurz und ich könnte gleich nochmal. Jedenfalls bin ich auf den Lofoten nicht zum letzten mal Speedboot gefahren.

Fazit: dazu lässt sich nichts anderes sagen als AUSPROBIEREN!

Wo Enten glücklich und Daunenbetten heiss begehrt sind – das Vega-Archipel

Es ist mal wieder Zeit eine neue Region meines Lieblingslandes zu erkunden. Das Vega-Archipel scheint mir dafür hervorragend geeignet, zumal die Helgelandküste sowieso zu meinen Lieblingen gehört. Dieses Jahr glänzt der Sommer ja eher nicht mit sonnentechnischen Höhenflügen, aber ich habe mir einen Tag ausgeguckt, der wohl sowas wie ein Hitzeausnahmezustand ist.

Los geht es in Sandnessjøen. Ich steige also aufs Schnellboot, das mich nach Vega bringt. Wo man in den vergangenen Tagen noch eher im Schiffsbauch gekauert hat, lässt es sich heute prima an Deck aushalten. Die Sonne hat heute ordentlich aufgeheizt und der Fahrtwind ist geradezu eine Wohltat. Aber ich will mich mal nicht beschweren. Vorbei geht es an den Gipfeln der sieben Schwestern, die heute wolkenfrei in voller Pracht erstrahlen. Nachdem sie sich die letzten Monate allzuoft in einer Nebel-Wolken-Hülle verborgen haben, dachte ich schon, sie seien kurzfristig umgezogen. Aber nein, es gibt sie noch. Auf dem Weg zum Archipel passieren wir unzählige kleine Inseln. Die meisten sind lange nicht mehr bewohnt. Aber gelegentlich gibt es noch das ein oder andere Eiland, das immer noch Wohnsitz von ruhebedürftigen Norwegern ist. Der Einsamkeitsliebhaber geht hier seiner Schafzuchtleidenschaft nach und hält sich allerhand Federvieh. Nun ja, für alles andere, was der Norweger zum täglichen Leben braucht, nimmt er das hauseigene Boot um damit zum nächsten Supermarkt an der Küste zu sausen. Als dauerhaftes Lebensmodell nicht meine bevorzugte Variante, aber für einige Zeit abschalten lässt sich hier allemal.

Allein aber nicht einsam, Copyright: insidenorway

Weiter geht es Richtung Vega. So ziemlich alle drängeln sich mittlerweile draussen und lassen sich den Fahrtwind um die Nase wehen. Hat fast etwas von Mittelmeerfeeling heute. Nach einer guten Stunde legen wir auf der Hauptinsel des Vega-Archipels an. So ziemlich jeder Einwohner versichert mir, dass es sich heute um den mit Abstand wärmsten Tag des bisherigen Sommers handelt. Ich glaube das sofort und könnte mich hier gleich in eine gemütliche Hängematte legen, mit herrlichem Blick aufs Meer. Aber erst will ich ja etwas über die Eiderenten erfahren, die hier sozusagen im Vogelparadies leben. Deshalb geht es zunächst ins Museum und ich lerne allerhand über die Tierchen und ihre fabelhaften Daunen. Die Einwohner bereiten den Eiderenten einen heimeligen Nistplatz, wobei die Ente an sich eher die bereits eingewohnte Behausung bevorzugt und die neu gebaute gerne links liegen lässt. Alljährlich kommen sie zur Immobilienbesichtigung auf das Archipel und gucken sich die für sie perfekte Wohnung aus. Ja, als Eiderente ist man eben wählerisch.

Das Nest wird stattlich mit getrockneten Algen ausgepolstert. Sehr praktisch, weil diese sich nicht in den Daunen verfangen und die Reinigung entsprechend leichter fällt, bevor sie weiter verarbeitet werden. Netterweise reisst die Eiderente sich die Daunen selber aus, wenn die Eier ausgebrütet werden und da sie keine Verwendung mehr dafür hat, wenn die Kleinen geschlüpft sind, nimmt sich eben der Mensch der weichen Pracht an. Die Ente dankt es ihm durchaus und schätzt den Schutz des Menschen gegen Nerz, Otter und Rabe, allesamt stets auf der Suche nach einem Ei, das man ausschlürfen kann. Und wo es den Räubern gelingt, sucht die Eiderente das Weite und bevorzugt fortan ein anderes Plätzchen zum Nisten.

Eiderente, Copyright: hannahsfotofantasie

Sind die Kleinen flügge, braucht die Eiderente die Daunen nicht mehr und stellt sie grosszügig zur Verfügung. Mist, dass alles, was nicht hinein gehört, erst einmal mühsam herausgeschüttelt werden muss. Bis sie den Ansprüchen als Daunenbettfüllung genügen, dauert es gut und gerne vierzehn Tage, denn jeder noch so kleine Fremdkörper muss herausgefiltert werden. Mühselig. Aber das erklärt dann auch, warum man für eine fertige Daunendecke ca. 5.500,- Euro hinblättern muss. Auch wenn der Preis Schnappatmung verursacht, muss man sich mit einem Platz auf der Warteliste begnügen, wenn man eine sein Eigen nennen will. Wer die Daunen jedoch einmal in der Hand hatte, unterschreibt jederzeit, dass er noch nie etwas Weicheres gefühlt hat.

Reinigung der Daunen, Copyright: insidenorway

Nach meinem Schnellkurs in Eiderentenwissenschaft, geniesse ich das idyllische Flair der Insel. Die typisch roten Häuser und das warme Sommerwetter verleiten einen dazu sich gleich zwei Wochen hier einzumieten. An Entspannung mangelt es einem hier bestimmt nicht. Ich geniesse also den Blick auf das Wasser und die malerischen Hütten und fast scheint es so, als sei hier die Zeit stehen geblieben. Den anderen Besuchern, die an diesem Tag auf Vega weilen, geht es offensichtlich ebenso und wir schwärmen uns gegenseitig von möglichen Wander- und Kajak-Touren auf der Insel vor.

Dummerweise vergeht die Zeit viel zu schnell bis der Linienbus auftaucht, der mich nach Gladstad bringt, wo auch schon das Schnellboot nach Brønnøysund wartet. Aber ich geniesse die kurze Fahrt und erfreue mich an der Blütenpracht und der malerischen Bergkulisse auf der Insel. Auf der Fahrt nach Brønnøysund sausen wir wieder durch die zauberhafte Schärenlandschaft der Helgelandküste. Ach, man könnte auch hier noch ewig entlang fahren. Aber jede schöne Tour geht auch mal zu Ende.

Fazit: wer Gelegenheit dazu hat, sollte unbedingt einen Abstecher zum Vega-Archipel unternehmen. Norwegenidyll könnte kaum schöner sein!

Gletscherglück am Polarkreis – am Svartisen trifft Landschaftsfeuerwerk auf Eiszeit

Also in Norwegen tummeln sich ja so einige Gletscher. Der zweitgrößte ist der Svartisen. Grund genug, ihm einen Besuch abzustatten. Von Ørnes aus mache ich mich auf den Weg und bin gespannt, wieviel Eis sich denn da so den Berg hinab wälzt. Die meisten Gletscher sind ja eher von der Sorte rückläufig, da die Erderwärmung ihnen allgemein nicht zuträglich ist.

Nun ja, zunächst mal lege ich ein paar Kilometer mit dem Boot zurück um zum Svartisen zu gelangen. Die Küste ist hier einfach zauberhaft und die ganze Gegend um Ørnes herum gehört sowieso zu meinen liebsten Küstenabschnitten. Ich liebe die lauschigen Inseln, vor denen die kleinen Boote schlafen. Eine gute dreiviertel Stunde sausen wir mit dem Boot Richtung Gletscher. Und siehe da, auf einmal zeigt er sich. Zuerst noch zaghaft hinter der Felskuppe, dann in voller gletscherblauer Pracht. Ok, ich gebe zu, wer in Grönland oder auf Spitzbergen war, wird beim Anblick nur müde lächeln, ob der vergleichsweise lächerlich mickrigen Eismenge. Aber wenn man sich unvoreingenommen an den Svartisen heran arbeitet, erzeugt er schon eine gewisse Ehrfurcht. Jedenfalls finden das bei uns im Boot so ziemlich alle. Die Sonne hat sich netterweise zu uns bequemt und bringt das blaue Eis auf der Gletscherzunge zum strahlen.

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Copyright: insidenorway

Mucksmäuschenstill ist es auf einmal. Ja in so einem Moment ist man eben doch naturandächtig. Nun aber erst einmal mit dem Boot anlegen und näher ran. Schließlich will man das Eis in vollem Umfang geniessen. Ein drei Kilometer langer Wanderweg führt bis an den Gletschersee. Auch hier muss man pausenlos links und rechts gucken, weil man einfach in Verzückung gerät, so schön ist die Landschaft. Und auch, dass ich mich geographisch nördlich des Polarkreises aufhalte, ist temperaturmässig heute eher nicht spürbar. Quasi alle zehn Meter muss man ein Kleidungsstück abwerfen. Warm ist es. Am See angekommen habe ich mich dann des Zwiebellooks komplett entledigt und wäre für einen Kleidungssklaven zu haben, der mir den ganzen Kram abnimmt. Inzwischen hat die Sonne die Wolken ins nirgendwo geschickt und sie scheint, 24 Stunden im Moment. Als geologischer Dummie finde ich ja faszinierend, dass die Sonne den Gletscher nicht einfach in ein paar Stunden wegschmelzt. Aber bei 200m Eisdicke haben sich die Eismoleküle wohl so miteinander verbandelt, dass sie der Sonne trotzen, zumindest der Grossteil.

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Nähe Svartisen, Copyright: insidenorway

Am See angekommen, strahlt es türkis. Das Gletscherwasser, das den See gebildet hat, spielt hier wirklich optisches Farbenfeuerwerk. Deshalb: hinsetzen, herumgucken, geniessen. Eigentlich könnte man hier stundenlang sitzen bleiben. Ja und da ist es wieder: das Bewusstsein, dass Norwegen in punkto Natur bei der Schöpfung der Welt ziemlich gut abgeschnitten hat. Um den See optisch zu überbrücken ist das Fernglas hier Gold wert – oder das Tele-Objektiv. Das lässt einen so richtig in die Struktur des Eises blicken. Das mit den zweihundert Metern Dicke finde ich jetzt noch faszinierender, stellenweise türmt sich das Eis auch auf achthundert Meter auf. Die Gesamtmenge, die da so den Hang hinab fliesst, mag ich mir gar nicht vorstellen. Aber sie ist auch nicht wichtig um diese Naturgewalt eindrucksvoll zu finden. Das Eis, von dem der Svartisen seinen Namen hat aber, nämlich die tiefblaue Farbe der inneren Eisschichten, hält der Gletscher allerdings geheim.

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Nach der ausgiebigen Pause am Gletschersee geht es zurück. Eigentlich könnte man sich jetzt bereits zufrieden zurücklehnen und von der gewaltigen Natur zehren, aber die Rückfahrt hält noch ein zusätzliches Bonbon bereit.

Möwen scharen sich heute in rauen Mengen um unser Boot. Die Vögelchen an sich sind ja noch kein so außergewöhnliches Ereignis, denn sie fliegen ja bekanntlich in Scharen überall in Norwegen herum. Heute jedoch locken sie mit ihrem Geschrei den König der Lüfte herbei. Familie Seeadler befindet sich im Moment bei der Brutpflege und Klein-Adler braucht etwas leckeres in den Schnabel. Und wo Möwen sind, ist Nahrung nicht weit. Zeit für Familie Adler nachzuschauen, ob der ein oder andere Fisch drin ist. Und so kreisen sie denn auch galant über uns um nach Seeleckereien Ausschau zu halten.

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Die Taktik „kreisen, Sturzflug, Fisch angeln, verschwinden“ ist nicht gerade das, was man sich wünscht um sie fotografisch zu erwischen, aber Fotoshootings stehen eben nicht auf Adlers To-do-Liste. Trotzdem flattern sie uns freundlicherweise ein paarmal eindrucksvoll vor die Linse. Die restliche Zeit geniessen wir mit den Augen diese unglaublich schönen stolzen Vögel. Bleibt auch vielmehr im Herzen! ❤

Nach der der überaus eindrucksvollen Flugshow geht es dann aber im Sauseschritt zurück, wir sind randvoll gefüllt mit Natur der Extraklasse. Fazit: auch wenn der Svartisen-Gletscher sicherlich nicht zu den flächenmässig grössten der Welt gehört, lohnt sich ein Besuch auf jeden Fall. Zum Staunen, zum Entschleunigen, für das Norwegenglück, um seinen Moment inside Norway zu finden! ❤ 🙂

Nordlicht & Sterne oder: wie man mächtig Spass auf der Hurtigrute hat!

Elf Tage auf der Hurtigrute und wir hatten eine fulminante Reise. Das lag nicht zuletzt an den Gästen, die die Reise genossen haben. Keiner liess sich von schlechtem Wetter die Laune verderben. Obwohl: soooooo schlecht war das Wetter gar nicht! Das Nordlicht hat uns etwas hängen lassen, aber ein paarmal war es uns hold. Danke an alle Gäste für eine fantastische Tour!!!!!

Alex gegen das Wetter – Auf Bibbertour im Ekebergpark Oslo

Manchmal denke ich Oslo will mich förmlich ärgern. Vor allem wenn ich gerade mal wieder eine Foto-Woche anberaumt habe und die Hauptstadt beschließt hartnäckig mit trübem Wetter zu glänzen. Für gewöhnlich lasse ich mich von sowas aber nicht abhalten, denn Oslo ist im Grunde bei jedem Wetter erkundbar. Und ab und zu ist man eben nicht in Museumslaune, die Klassikunternehmung bei schlechtem Wetter.

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Ich habe mir natürlich wieder den besten Tag ausgesucht. Temperaturen um die null Grad und hohe Luftfeuchtigkeit. Der Ekeberg-Park erhebt sich im Osten der Stadt und der Ausblick auf Oslo soll fantastisch sein. Grund für Alex das zu testen. Praktischerweise bringt einen die Trikk 18 gemütlich bis vor den Parkeingang und hier drinnen ist es wenigstens mollig warm. An der Haltestelle Ekebergparken reiße ich mich los von der Straßenbahnwärme und mache mich tapfer auf den Weg den Park zu erkunden. Schon der Plan zeigt, dass der Park riesig ist. Bereits nach wenigen Metern zieren eine Reihe von Skulpturen den Weg. Aufgrund der Kälte, die in mir hochkriecht, möchte ich schon nach drei Schritten wieder in die warme Straßenbahn kriechen. Aber nein, wenigstens will ich diesen fabelhaften Ausblick auf mein Oslove sehen und wenn ich danach als wandelnder Eiszapfen durch die Gegend stapfe.

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Der Weg dahin ist überschaubar und wenigstens kann man sich da schon mal von teilweise bizarrer Kunst begeistern lassen, die die Parkwege säumt. Wie Ihr vielleicht schon wisst, gibt es bei mir bei Kunst nur zwei Kategorien: gefällt mir und gefällt mir nicht. Hier muss ich wirklich sagen: Daumen hoch.

Copyright: insidenorway

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Hat man die ersten paar hundert Meter hinter sich gebracht öffnet sich der Weg dann auch zu einem kleinen Plateau von dem sich der versprochene Blick auf die Stadt auftut. Und auch wenn der Himmel heute weit von Sonnenschein entfernt ist hält Oslo wenigstens einen imposanten Regenwolkenhimmel parat. Und der Blick, ja was soll ich sagen. Der Blick ist großartig. In einem Schlag erhält man einen Überblick über die wichtigsten Sehenswürdigkeiten. Vor allem der Blick auf das Opernhaus und die neu erbauten Gebäude von Bjørvika, liebevoll auch Barcode genannt, ist großartig. Da kann man sogar über die Baustellen hinwegsehen, die sich im Moment im Osten der Stadt auftürmen. Eigentlich könnte man zur Zeit in Oslo auch eine geführte Baustellentour veranstalten, denn davon gibt es hier gerade genau so viele wie Sehenswürdigkeiten. 😉

Ausblick auf die Gebäude von Bjørvika und die Osloer Oper, Copyright: insidenorway

Ausblick auf die Gebäude von Bjørvika und die Osloer Oper, Copyright: insidenorway

Schwenkt man den Blick weiter nach links schmiegt sich hinter dem Verlagsgebäude des „Dagbladet“ das Rathaus und der königliche Wohnsitz ins Häusermeer. Wenn es nicht so verdammt kalt wäre, könnte man hier stundenlang stehen. Dieser Ausblick auf die Stadt ist einer der besten, den ich bis jetzt kenne. Wahrscheinlich ist er sogar noch imposanter, wenn man sich an den höchsten Punkt des Parks begibt, aber aufgrund der Wetterlage muss ich in dieser Hinsicht heute passen. Noch weiter nach links geblickt liegt die Fährlinie nach Kopenhagen vor Anker, direkt vor der Festung Akershus und auch der Blick auf den Stadtteil Akerbrygge ist fantastisch wie der Blick auf den futuristischen Bau des Astrup Fearnley-Museums. Von außen eins meiner Lieblingsgebäude in Oslo. Von innen: naja darüber habe ich ja schon berichtet. 😉

Blick auf die Festung Akershus, Akerbrygge und Tjuvholmen, Copyright: insidenorway.de

Blick auf die Festung Akershus, Akerbrygge und Tjuvholmen, Copyright: insidenorway

Und schaut man noch weiter nach links fällt der Blick auf die kleinen Badeinseln, die den Oslofjord so zauberhaft machen, im Moment aber eher in winterlichem Schlaf liegen. Alles in allem: Zeit für einen Besuch bei gutem Wetter ist schon in meinem Terminplan reserviert. Für heute bin ich allerdings froh, dass die Straßenbahn nach Hause innen so herrliche Sommertemperaturen hat.

Akerbrygge-Girl meets Frogner Architecture

Ich gestehe ja, dass ich seit meiner beginnenden Oslove ein bekennendes Akerbrygge-Girl bin. Holz und Glas verbaut in moderne Architektur und das direkt am Oslofjord sind einfach mein Ding. Aber Oslo hat ja viel mehr Stadtteile zu bieten. Und die könnten gegensätzlicher nicht sein. Oslo steht ja nicht erst seit gestern und als es noch Christiania hieß konnte die Stadt bereits mit Prachtbauten aufwarten. Stichwort: Frogner.

Der Stadtteil Frogner war ursprünglich ein Hof in der Kommune Aker, den sich das wachsende Christiania einverleibt hat, vornehmer ausgedrückt: Frogner wurde Ende des 19. Jahrhunderts eingemeindet. Und da ich sowieso bei jeder Gelegenheit durch den Frogner-Park schlendere, dachte ich es wäre an der Zeit auch einmal die Straßenzüge aus dem Ende des 19. Jahrhunderts und dem beginnenden 20. Jahrhundert zu begutachten. Zumal ich gefühlte tausend mal mit der 12er Trikk, der Straßenbahn, durch den Stadtteil gecruist bin. Warum also nicht mal statt am Vigeland-Park, der in den Frogner-Park integriert ist, am Frogner-Plass aussteigen und durch den Stadtteil schlendern.

Und das tat ich dann auch an einem ziemlich kalten Wintertag im Januar. Und ich muss sagen: wer Oslo besucht, sollte es mir unbedingt gleich tun. Mal abgesehen davon, dass es aufgrund des üppigen Schnees mehr ein Rutschen als ein Schlendern war, kann man sich wirklich an den historischen Häuserzeilen nicht satt sehen. In den ebenfalls dort liegenden Stadtvillen haben viele Botschaften ihr zuhause gefunden. Kein Wunder: hier residiert man wirklich herrschaftlich. Frogner kommt äußerst bunt und trendy daher und außerdem liegen hier auch noch die bekanntesten Volksparks der Stadt.

Alles in allem: hier lacht nicht nur das Norweger-Herz sondern auch das des Oslo-Besuchers!

Alex´ Begegnung mit moderner Kunst und Kunstwerk-Katastrophen

Für meine Leser bin ich ja immer unterwegs um zu testen, was Norwegen und vor allem mein geliebtes Oslo zu bieten hat. Und obwohl ich kein Museumsgänger bin nehme ich mir von Zeit zu Zeit immer mal wieder ein Museum vor und bin definitiv in den meisten Fällen positiv überrascht worden. Also dachte ich mir, dass ich mich doch mal an eines der spektakulärsten Museen der Hauptstadt mache, das Astrup Fearnley Museum. Von außen eines meiner Lieblingsgebäude in Oslo, von innen sagen wir – gewöhnungsbedürftig. Hundert Kronen muss man investieren um das, was allgemein unter moderner Kunst verstanden wird, zu begutachten. Ich nehme mir zuerst die Wechselausstellung vor mit dem festen Vorhaben den ausgestellten Stücken etwas abzugewinnen. Aber Leute: ich muss passen. Nein nein nein, ich werde mit dieser Art von Kunst nicht warm und irgendwie ist mir nicht klar was zwölf auf dem Boden stehende Milchtüten eines norwegischen Milchprodukteherstellers mit Kunstwerken zu tun haben. Ebenso geht es mir bei Stöcken, die in Glasscheiben stecken und einem aus Metall-Leisten zusammengeschweißten Paravent, vor dem Lumpen drapiert wurden. Auch die Andächtigkeit, mit der andere Ausstellungsbesucher vor den Objekten stehen und die Frage interpretieren, was denn der Künstler damit sagen wollte, bringt mich eher zum schmunzeln als zum philosophieren.

Nun ja, es bleibt ja noch die ständige Ausstellung im Nebengebäude, die ich mir natürlich auch noch gebe. Wenn schon denn schon. Aber auch hier wird es nicht besser, zumindest nicht für mein Kunstverständnis. Wer schwache Nerven hat, sollte den ersten Raum überspringen, es sei denn er steht auf durchgeschnittene Tiere, die man von innen betrachten kann oder Schafe, die mit offenem Leib wie Jesus am Kreuz drapiert sind. Nein, sorry da hört es bei mir auf. Weiter geht es wenigstens mal in einen Raum mit großflächigen Gemälden und Kollagen. Dem kann ich noch abgewinnen, dass man dafür eine gewisse Kunstfertigkeit braucht. Als ich aber an einem weiteren Raum vorbei komme, in dem zahllose Farbdosen scheinbar wahllos abgestellt wurden, muss ich schnell auf die Kennzeichnung des Raumes schauen, ob es sich hier um Ausstellung oder Lager handelt. Wie hätte es anders sein können? Natürlich gehört es zur Ausstellung. Ich entscheide mich kurzfristig, dass ich für den Tag genug Kunst besichtigt habe und jetzt irgendetwas sehen muss, was meine Augen als ästhetisch empfinden, wie zum Beispiel das ganze Oslo AUSSERHALB des Museums. 😉

Fazit: für mich persönlich ist ein zweiter Besuch meinem Lebensglück nicht zuträglich. Alle anderen müssen das selbst herausfinden. 🙂

Ferrytales

Für gewöhnlich bereite ich ja immer jeden auf die horrenden Preise in Norwegen vor. Was aber wirklich zu den Osloer Highlights gehört und preiswert, nämlich für 50 Kronen, zu haben ist, ist die Überfahrt mit der Fähre von Akerbrygge nach Nesodden. Vorzugsweise macht man das an einem Tag mit intensiver Wolkenstimmung, denn dann wird man mit so eindrucksvollen Momenten belohnt wie Ihr auf den Fotos sehen könnt. 🙂