Nun ja, eigentlich feiert Norwegen ja das Mittsommerfest am 23. Juni, dem Vorabend des Johannistag. Aber da es sich bekanntlich am besten an Wochenenden feiern lässt, wird das Ganze auch schon mal ein paar Tage vorgezogen. So war gestern abend also alles im Taumel der Mitternachtssonne. Bei uns in Oslo konnte man ja noch von 1,5 Stunden Dunkelheit sprechen, aber bereits ein paar hundert Kilometer weiter nördlich war von nächtlicher Dunkelheit nicht mehr zu sprechen. Ebenso wenig von Schlaf.
Und beim Mittsommernachtsfest ist nicht erst am späten Abend alles auf den Beinen. Bereits am Nachmittag wuselt es, die Einweg-Grille werden geschnürt, Picknickdecken eingepackt und ab in die Natur. Die, die zu faul sind ihre eigenen Würstchen zu grillen, brauchen nur den Rauchschwaden in ganz Oslo zu folgen. Mittsommernacht ist der Tag, wo gemeinschaftlich Würstchen und Fleisch, Salate und Kekse gegessen werden. Der Rathausplatz quillt zu den weißen Nächten regelmäßig über vor Feierwütigen und Mädchen mit Blumen im Haar. Klischees müssen ja irgendwo herkommen. Dabei hat das mit den Blumen wirklich Tradition, obwohl wahrscheinlich heute niemand mehr daran glaubt, dass Blumen im Haar den Traummann fürs Leben herbei zaubern. 😉
Gelegentlich schaut man mal auf die Uhr, da man das Zeitgefühl vollkommen vergisst und am späten Abend steht ja schließlich auch noch das beste bevor. Die unzähligen Funkenfeuer, die überall angezündet werden. Der Albtraum der örtlichen Feuerwehr, denn es soll ja möglichst viel Funken sprühen. Schließlich müssen Geister vertrieben werden. Stroh, drapiert in Holzgerüste, brennt bekanntlich am funkenreichsten. Und so steht man denn am Fjord und hält Ausschau nach Elfen und Trollen, während das Feuer knistert und die Sonne unerbittlich am Himmel steht. Ein Zauber der Magie.
Und während wir in Oslo ja eventuell wenigstens die Zeit für 1,5 Stunden Schlaf finden, ist das im Norden gänzlich ausgeschlossen. Dort wird einfach die ganze Nacht durchgetanzt. Am Strand fasst man sich an den Händen und singt Volkslieder. Schließlich hat man den langen Winter genug in Dunkelheit ausgeharrt, was liegt also näher dem Licht zur Sommersonnenwende gleich eine ganze Nacht zu widmen.
Natürlich wird auch beim Essen groß aufgefahren. Garnelen, Lachs, eingelegter Hering, Jarlsberg, Kekse und natürlich Lefse, kleine Fladenbrote. Auch Waffeln dürfen auf keinen Fall fehlen. Am Mittsommernachtsfest wird geschlemmt.
Als Sportjunkie kann man sich gleich zum Marathon in Tromsø anmelden, der am Mittsommernachtstag stattfindet. Laufen in der Nacht bei sonnigem Tageslicht. Da kann die innere Uhr schonmal durcheinander kommen. Oder man versammelt sich gleich am Nordkapp, wobei man das Gefühl des Besonderen hier ein wenig entbehrt. Schließlich geht die Sonne hier über Wochen nicht unter. Es ist sozusagen normal. Der Zauber, wie es sicht anfühlt, wenn die Sonne um Mitternacht gleißend am Himmel steht, bleibt allerdings.
Aber egal wo man sich in Norwegen bewegt zur Sommersonnenwende: das Erlebnis Midsommar bleibt im Herzen und die Norweger dazu. Also auf nach Norwegen. Das Mittsommerfest 2016 kommt bestimmt! 🙂
ich kann mir das sehr gut vorstellen, wir waren vor Jahren in Dänemark in Urlaub (Mitsommernacht)
da habe ich es nicht in vollen Zügen geniessen können, würde es aber gerne einmal in Oslo enen
erleb
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