Also seit ich in Norwegen bin, bin ich ja zum bekennenden Leuchtturmfan geworden. Erstens, weil sie so vielfältig sind und zweitens, weil sie so ein romantisches Flair haben. Gut, nicht alle fallen in die Kategorie Superstar, aber eine ganze Menge davon schmiegen sich zauberhaft in die Landschaft oder stehen gleich mitten im Wasser um den Schiffen den Weg zu weisen. Die Zeit der Leuchtturmwärter ist natürlich längst vorbei, die Elektronik hat den Part übernommen. Wenig romantisch, aber dafür praktisch. Dem Zauber der Türmchen tut das jedoch keinen Abbruch und sie stehen überall entlang der Küste und warten darauf fotografiert oder als aussergewöhnliche Übernachtungsmöglichkeit genutzt zu werden. Letzteres steht auch noch auf meiner Backpackliste.
Wer von Süden nach Norwegen kommt, trifft gleich auf eines der Exemplare von der Sorte entzückend. Lindesnes fyr. Er darf sich dann auch mit dem Titel „Südlichster Leuchtturm“ und „Ältester Leuchtturm“ von Norwegen schmücken. Seit mehr als 350 Jahren leuchtet er den Schiffen den Weg, natürlich nicht in der Form, wie er heute zu sehen ist. Das mit dem Gemäuer wurde erst 1822 akut, nachdem das Leuchtfeuer 150 Jahre ein Dasein als offenes Kohlefeuer gefristet hatte und einen wahren Sturm von Beschwerden ausgelöst hatte. Eben nicht wirklich praxistauglich. Dafür zählt der Lindesnes fyr heute zu den grössten Touristenmagneten der Südküste. Auch eine Karriere.

Lindesnes fyr, Copyright: Charlotta Lambert
Fährt man die Westküste hinauf in die Provinz Møre og Romsdal wartet ein weiteres Kleinod: der Ona fyr. Allerdings ist es gar nicht so leicht hinzukommen. Man muss sich erst durch das Insel-Fähren-Wirwarr wurschteln. Von Molde aus hüpft man nach Hollingsholmen und weiter nach Aukra und Småge. Dann erst geht es weiter auf die Mini-Inseln, ja Ona fyr will sich eben nicht so leicht erobern lassen. Aber ist natürlich klar, dass man sich als Leuchtturm auf der äussersten Insel positioniert, sonst macht ja das ganze Dasein keinen Sinn. Besagte Insel Ona kann man mit 25 Einwohnern nicht überlaufen nennen, trotzdem gibt es ein Café, in dem man sich im Schatten des Ona fyr stärken kann. Der Blick aufs Meer und aufs Festland ist atemberaubend. Und nen langen Sandstrand gibt´s auch noch dazu. Ja, das ist Norwegenglückseligkeit.

Ona fyr, Copyright:Øyvind Heen – Visitnorway.com
Drei meiner persönlichen Leuchtturmlieblinge liegen weiter nördlich. Da ich an ihnen alle paar Wochen mit der Hurtigrute vorbei komme, kann ich mich entsprechend oft an ihnen erfreuen. Kjeungskjær fyr tanzt aus der Reihe, weil er nicht nur mitten im Wasser liegt, sondern auch der einzige achteckige Leuchtturm in Norwegen ist. Schon seit einiger Zeit hat man ihn mit dem Titel „Denkmal“ ausstaffiert, was die Norweger aber nicht davon abhält, ihn während der Mitternachtssonnenzeit zu vermieten. Das ganze muss ja auch irgendwie erhalten werden. Dabei ist das Türmchen ein echter Preishit. Gerade mal zweitausend Kronen kostet es, wenn man sich hier mit bis zu acht Personen einnistet. Ok, das Unterhaltungsprogramm ist eher mässig und zum Einkaufen kann man auch nicht mal so eben, aber dafür fährt jeden Tag die Hurtigrute vorbei und man kann ein Winkefestival veranstalten. Für die Mietwütigen geht es hier zum Türmchen.

Skjeungskjær fyr, Copyright: insidenorway
Noch etwas weiter nördlich, am Beginn der offenen Seestrecke Folda, steht der Buholmråsa fyr. Genau wie der bei Bodø liegende Landegode fyr kommt er in weiss rotem Kleidchen daher, die Häuschen, die ehemals der Bewirtschaftung dienten, schmusen sich malerisch daneben. Der Buholmråsa fyr ist ein reines Leuchtfeuer, übernachtungstechnisch austoben kann man sich hier nicht. Dafür kann er sich rühmen 17 Seemeilen weit den Weg zu weisen. Wenn ich auf dem Schiff bin, verpasse ich ihn oft, weil er immer beim Abendessen auftaucht. Dafür präsentiert sich der Landegode fyr am Nachmittag. Er markiert die Öffnung zum Vestfjord, im Winter oft eine berüchtigte Schaukelstrecke bis man die Lofoten erreicht hat. Da der gusseiserne Turm direkt nördlich der Insel Landegode liegt, hat er auch gleich ihren Namen übernommen. Das Skagen Hotel in Bodø hat ihn ausserdem als Übernachtungsstätte adoptiert. Wer also fernab allen Trubels nächtigen möchte, findet hier die nötige Ruhe.
An der ganzen Küste verteilt gibt es natürlich noch viel mehr Leuchttürme, 212 insgesamt, von denen nicht alle ein optisches Highlight sind. Wer etwas für gute Fotomotive übrig hat, kann aber auch mit den vermeintlich unscheinbaren Vertretern romantische Aufnahmen fabrizieren. Denn eins haben alle Leuchtfeuer gemeinsam. Sie stehen in einer Landschaft, die romantischer nicht sein könnte. Also auf den Leuchtturm, fertig, los! ❤
Wieder einmal super tolle Fotos und sehr schön geschrieben.
Danke !!
Das Fernweh wird größer.
Liebe Grüße
Michael
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Nächstes Jahr siehst Du ja mindestens drei von den besonders schönen…. 🙂
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super Beitrag und Fotos. Ich liebe ebenfalls Leuchttürme.
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