Schlittenfahrt und Schneehotel oder: ganz im Norden geht es rund !

Schnee bis zum abwinken. Davon gibt es ja bekanntlich in Nordnorwegen genug. Zeit um in Kirkenes mal wieder im Schneehotel vorbei zu schauen. Schließlich ist es im April heldenhaft dahin geschmolzen und erlebte seine Wiedergeburt im Oktober. Ja, zehn Grad und mehr machen einem Schneehotel eben zu schaffen. Umso mehr erfreut es den Besucher, dass es jedes Jahr in neuer Gestaltung daher kommt. Dieses Jahr ist es den Huskys gewidmet. Liegt in Kirkenes ja auch irgendwie nahe, denn in minus zwanzig Grad fühlt sich der Schlittenhund in seinem Temperaturelement. So steht man in der Eingangshalle des Schneehotels auch mittendrin im Hundeschlittenszenario. Die Tierchen erobern in Eis gemeißelt die Bar und drapieren sich um ihren Musher.

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Wie letztes Jahr empfindet man die minus vier Grad im Inneren des Hotels als geradezu hochsommerlich, kein Wunder, es ist ja auch fast zwanzig Grad wärmer hier drin als vor der Tür. Die Zimmer sind auch dieses Jahr zauberhaft gestaltet und warten auf die Übernachtungswilligen. Wer hier sein Haupt zum Schlaf betten will, sollte frühzeitig buchen, denn „ausgebucht“ ist hier die meistgebrauchte Vokabel. Gegen die Kälte gibt es den mollig warmen Polarschlafsack und mit dem Getränkekonsum hält man sich besser vornehm zurück. Hier lernt man den Vorteil von möglichst wenig Toilettengängen pro Nacht zu schätzen, es sei denn man liebt es, sich aus dem warmen Schlafsack in die arktische Kälte zu quälen. Da können schon hundert Meter bis zum Toilettenhäuschen zur Qual werden. 😀

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Ich widme mich heute dem Gelände nebenan, dort wohnen die Huskys. Das wunderschöne Licht der Polarnacht schreit geradezu nach einer Schlittenfahrt. Nach dem Schneegestöber der letzten Tage zaubert die Dämmerung heute rosa Licht an den Himmel und die ganze Umgebung liegt verschlafen im Winterkleid. Schon als wir das Gelände betreten, werden wir von lautem Bellen begrüßt. Von allen Seiten schauen uns die Huskys ungeduldig an, bereit zur Tour aufzubrechen. Ich bin ja jedesmal beeindruckt, welche Stärke die Tierchen entwickeln, sobald sie losgelassen werden. Schließlich ziehen sie nicht nur den Schlitten, sondern auch uns, die wir im Schlitten drin sitzen und uns durch die Landschaft fahren lassen.

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Zu zweit nehmen wir also im Schlitten Platz und natürlich haben wir auch einen Musher dabei. Die Huskys sollen ja wissen, wo sie hin sollen. Nie war ich dankbarer für meine Skihose. Mütze, Jacke und Handschuhe tun ihr Übriges dazu, damit man trotz der Eiseskälte nicht zum Eiszapfen erstarrt. Kaum sitzen wir, geht es auch schon los. Und zwar ziemlich zügig. Zuweilen muss man alles einziehen, damit man bei der Fahrt durchs Gestrüpp nicht unfreiwillig irgendwelche Gliedmaßen verliert. Wir sausen am Fjord entlang durch die eisige Polarnacht. Atemberaubend. Teilweise ist das Wasser zugefroren, bis hier reicht der Einfluss des Golfstroms dann doch nicht. Gut, dass uns der Musher ansagt, wenn Kurven bevorstehen, so braucht man uns nicht wieder in den Schneeverwehungen einzusammeln. Die Hündchen nehmen selbst Steigungen mit der Schlittenlast mühelos, ja da kann man fitnessmäßig noch was lernen. Für Fotos muss man gleich zu Anfang sorgen, sonst zeigt einem der Akku ne lange Nase.

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Viel zu schnell vergeht die Tour und am liebsten würden wir gleich nochmal. Mittlerweile hat sich die Dämmerung schon fast wieder verabschiedet und weicht der Dunkelheit. Polarnacht eben. Der heiße Krähenbeerensaft am Kamin kommt uns nach der Tour gelegen und am Feuer kann man auch gleich die Handyakkus wieder aufwärmen.

Bleibt noch Zeit für einen kurzen Besuch bei den Rentieren, die sich ebenfalls auf dem Gelände tummeln. Aber sie haben heute keine Lust auf Streicheleinheiten und betrachten uns desinteressiert aus der Ferne. Nun ja, man kann nicht alles haben.

Fazit: wer das Gelände des Schneehotels besucht, kann sich auf einen Tag voller Aktivitäten freuen. Und weil auch wir den Tag unendlich genossen haben, werden wir Ende Januar zurückkehren. An den Nordrand Europas. Wo die Huskys wohnen. 🙂

God Jul oder: der norwegische Festtagsbraten !

Der Norweger und Weihnachten, ganz speziell das Weihnachtsessen. Ja, jedes Jahr kommt die Diskussion auf, was denn an den Festtagen auf den Tisch kommt. Die norwegischen Weihnachtsleckereien reichen von Lutefisk bis Schafskopf, so dass man sich quasi gar nicht entscheiden kann. 😉

Aber der Reihe nach. Bevor ich nach Norwegen kam, lebte ich ja noch in meiner deutschen Würstchen-mit-Kartoffelsalat-an-Heiligabend-Mentalität. Gut andere Länder, andere Weihnachtsleckereien. Also warum nicht mal ganz vorurteilsfrei auf die Köstlichkeiten einlassen, wo ich sowieso immer ein Fan der Küche anderer Länder war. Schon lange vor Weihnachten findet man in so ziemlich jedem norwegischen Supermarkt zwei Dinge: Lutefisk und Pinnekjøtt. Schon das initiiert den Gedanken, dass die Norweger einen gewissen Hang zu diesen beiden Gerichten an den Festtagen haben. Aber was ist das denn nun genau.

Nun ja, in Norwegen ist ja der Trockenfisch sehr beliebt. Der Dorsch, aus dem er gemacht wird, hängt im Frühjahr zum trocknen draußen, nimmt dabei ungefähr die Konsistenz eines Baseballschlägers an und erlangt einen entscheidenden Vorteil: er ist für gefühlte 300 Jahre haltbar. Zum Verzehr wird er dann wieder in Wasser eingeweicht und wie „normaler“ Fisch zubereitet. Lutefisk gibt sich mit einweichen in Wasser nicht zufrieden. Nein, er fühlt sich in Lauge wohler. Allein das ließ mich schon ahnen wie er schmeckt. Mal ganz abgesehen davon, dass es nicht bestialischer stinken könnte, wenn der Fisch in der Lauge schwimmt und 24 Stunden ins Land ziehen. Auch zur Freude der Nachbarn. Das ganze wiederholt man einige Male bis der Fisch dann tellerfertig zubereitet werden kann. Ergebnis: Geschmack salzig, Konsistenz gallertartig. Nein der Lutefisk wird nicht mein Freund. Niemals. Ich habe beschlossen mich bis in alle Ewigkeit auf die Beilagen Erbsenpüree und Kartoffeln zu beschränken. 😀

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Lutefisk und Pinnekjøtt

Vielleicht lieber Pinnekjøtt. Schon besser. Lamm bevorzuge ich sowieso eindeutig vor Fisch, auch wenn es sich hier wieder mal um gepökeltes handelt. Bei den Wikingern musste einst eben alles haltbar sein. Kein Kühlschrank und so. Für mich ist es entscheidend wie stark der Pökelgrad ist. Habe ich das Gefühl auf einem Salzfass herum zu kauen: nein! Wenn es zart gepökelt ist, kann ich mich dafür erwärmen, vor allem wenn es richtig zubereitet ist und das Fleisch sozusagen vom Knochen fällt. Gut, wenn man den Wikinger seines Vertrauens hat, der in der Küche den Kochlöffel schwingt, denn die Zubereitung dauert Stunden. 😀

Bleibt die „Königsdisziplin“: Smalahove. Gut, dass man sprachlich nicht immer gleich versteht was auf den Tisch kommt. Da ist auch der Überraschungseffekt gleich viel größer. Wer also in Norwegen weilt und sich fragt, welche Köstlichkeit denn nun bei Smalahove auf ihn wartet, erfreut sich, sein Festmahl im Angesicht eines Schafkopfes einnehmen zu dürfen. Wikinger. 😀 Immerhin wird alles, was im Kopf drin war, vor der Zubereitung entfernt. Aber auch außen gibt es wirkliche Schmankerl, die auch zuerst gegessen werden müssen, weil sie heiß am besten schmecken. Stichwort Augen. Nein, da muss ich passen. Für heißgegarte Schafsaugen kann ich mich wirklich nicht in den norwegisch traditionellen Gourmethimmel aufschwingen. Gleiches gilt für die Ohren: nein! Ok, Zunge finde ich nicht ganz so schlimm, die kenne ich schließlich auch vom Rind, allerdings ist es mir deutlich sympathischer wenn ich die Zunge nicht selbst aus dem Kopf herauslösen muss. Für das restliche Fleisch, das am Schafkopf dran ist, hab ich durchaus etwas übrig, auch wenn ich auf das Gefühl, dass mein Essen mich beobachtet, gut verzichten kann.

Dass man zum Festmahl generell reichlich Aquavit trinkt, brauche ich wohl nicht zu erwähnen. Der ein oder andere, der sich in die Festessenwelt Norwegens aufmacht, braucht ihn wohl auch um die Hemmschwelle herab zu setzen.

Dass ich mit meinem „Problem“ nicht alleine da stehe, beweisen auch die Mitarbeiter der amerikanischen Botschaft in Oslo. Auch die haben norwegisches Julemat getestet, der ein oder andere wusste wohl auch nicht, was er da isst. Das Videoschmankerl zum Lachen findet Ihr in nachfolgendem Link. Zum Video hier klicken.

Anyway. Auch wenn man dem traditionellen norwegischen Weihnachtsessen nicht so zugetan ist, sollte man Weihnachten in Norwegen feiern wenn man die Gelegenheit dazu hat. Tanzen um den Weihnachtsbaum, die zauberhaft dekorierten Häuser, die Weihnachtsstimmung überhaupt und nicht zuletzt die Norweger selbst bescheren ein stimmungsvolles Fest, das man unbedingt einmal im Land der Fjorde erleben sollte. Wer denkt da noch ans Essen? GOD JUL! 🙂 ❤

Was das Auge nicht sieht oder: wie kommen die Nordlichter aufs Bild !

Ja ja die Nordlichter. Sie sind immer noch sagenumwoben. Wie oft höre ich den Satz: „Die würde ich so gerne mal live sehen.“ Ich gebe zu, das erste Nordlichterlebnis bleibt dauerhaft in Erinnerung. Auch bei mir. An dem Abend, an dem ich sie zum ersten mal sah, hatte ich gar nicht damit gerechnet. Ein Novemberabend bei meiner Freundin Sabine in Farstad. Eigentlich wollten wir nur den Wein aus der Naturkühlung holen, denn wir hatten den überraschenden Wintereinbruch einfach zur natürlichen Schneegetränkekühlung umfunktioniert. Und zeitgleich hatte der Himmel sich überlegt uns mit tanzendem grün zu beglücken. Wie atemberaubend. Minutenlang waberten sie hoch über uns, mal spiralförmig, mal wie gewaltige Vorhänge. Nächste Herausforderung: sie aufs Foto zu bekommen. Ok, das blieb an diesem Abend nur ein frommer Wunsch.

Copyright: Alex Conu/Visitnorway.com

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Spätestens mit den Nordlichtern ist das Argument, dass es in Norwegen ja immer kalt und dunkel ist, entkräftet. Klar sind die Temperaturen im Winter weit entfernt von tropisch und das mit dem dunkel kann man während der Polarnacht auch nicht wirklich widerlegen. Aber: was nutzt einem der Zustand „hell“, wenn einem dafür ein grün leuchtender Himmel entgeht. Und dem besonders Glücklichen zeigen sich die Nordlichter ja auch noch in violett und rot. Das mit der Fotoproblematik bleibt. Und dabei hat die Kamera unserem Auge einiges voraus. Ja, unser Auge ist in der Dunkelheit eben doch kein Hochleistungsgerät. Wo unser Auge nur ein graues Schleierchen sieht, ist bei der Kamera bereits Alarmstufe grün.

Wie bekommt man sie denn nun aufs Bild. Ja, da muss man so ein bißchen rumprobieren. Ich muss immer ein wenig schmunzeln, wenn ich beobachte, dass manche versuchen wirkungsvoll den Blitz einzusetzen. Daraus kann nichts werden, es sei denn man begibt sich auf fünf Meter Entfernung zur Atmosphäre um sie mit dem Blitz zu beleuchten. Also weg mit dem Ding. Außerdem zieht man sich so gerne den Zorn der Mitfotografierenden zu, denn die sind in der Regel nie begeistert, wenn sie unfreiwillig im Blitzlichtgewitter stehn. Wer die Nordlichter fotografieren will, muss ein bißchen Ausrüstung mitbringen. Man braucht allerdings keine 10.000-Euro-Kamera, aber manuell einstellbar sollte sie sein. Der Automatikprogramm-Fotograf muss ohne Bilder vom Himmelsspektakel nach Hause fahren.

 Einem Stativ sollte man unbedingt Platz im Koffer machen. Ok, es frisst den Platz für die Winterklamotten auf, aber ohne Stativ hat man ein Problem. Nicht, dass ich nicht auch schon ohne Stativ unterwegs war in meinem Job als Reiseleiterin und ab und zu findet man eine Auflagemöglichkeit für die Kamera. Aber unglücklicherweise haben Nordlichter die Eigenschaft dort zu tanzen, wo sie wollen. gerne genau dort, wo man keine Möglichkeit hat, die Kamera in eine ruhige, stabile Lage zu bringen. Bei der Belichtung experimentiert man ein wenig. Blende so weit auf wie möglich und die Lichtempfindlichkeit des Chips rauf bis zur Grenze, an der die Bilder körnig werden. Ich habe mit 3200 ASA gute Erfahrung gemacht. Kombiniert man mit Blende 2,8, kommt man mit moderaten Belichtungszeiten von 2-4 Sekunden hin, je nachdem wie stark die Nordlichter sich zeigen. Und unbedingt: Autofokus AUS, sonst wundert man sich, warum die Kamera nicht auslöst. Einfach den Fokus auf unendlich stellen und schon fluppt es.

Ich bin ja meist mit dem Schiff unterwegs und da steht man noch vor einer weiteren Herausforderung. Ist man an Land, hat man den unschlagbaren Vorteil, dass Berge und Fjorde sich nicht wegbewegen. Diesen Gefallen tut einem das Schiff nicht. Was tun? Nun, da ist es wieder, das Problem, dass Nordlichter dort erscheinen, wo sie wollen. Zur Seite raus fotografiert, muss man auf den Fotos mit laufenden Lichtern an Land leben. Wenn die Nordlichter allerdings bereit sind, sich am Bug oder am Heck zu versammeln, können auch hier gute Bilder gelingen, denn wenn die Schiffdetails scharf gezogen sind, fällt eine leichte Unschärfe bei den Nordlichtern nicht mehr so arg ins Gewicht.

Copyright: insidenorway

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Fazit: Zähne zusammenbeißen, Ausrüstung schleppen, ausprobieren, dann hat man es nach einiger Zeit raus und freut sich über Bilder vom Licht des Nordens! 🙂 ❤

In der Mitte bitte! Wo der Lachs wohnt und ein Loch im Berg ist: Brønnøysund !

Das kleine Städtchen Brønnøysund hat es sich so ziemlich auf der Mitte der norwegischen Küstenlinie bequem gemacht, wenn man von Norden nach Süden reist oder umgekehrt. Nun ja, der Ort ist vielleicht nicht der Nabel der Welt, dafür hält er aber eine der schönsten Umgebungen bereit: die Region Helgeland. Von Norden kommend passiert man das Vega-Archipel, wo sich die Eiderenten tummeln und nach Süden winkt der Torghatten, der sein Loch im Bauch präsentiert. Wer außerdem wissen möchte, wie der fabelhafte Lachs auf den Teller kommt, kann zusätzlich noch auf einer Lachsfarm vorbei schauen, übrigens die einzige, wo man auch als Nicht-Lachs Zutritt hat.

Dabei ist mir absolut klar, dass man sich im Landschaftsszenario der Helgeland-Saga als Lachs nur wohlfühlen kann, schließlich gehört die Region zu den schönsten in Norwegen. Auch wenn die Fischlein dort als Zuchtlachs ihr Dasein fristen, erwartet sie die gleiche Lebenszeitspanne wie in der freien Natur. Ok, vielleicht mit räumlichen Einschränkungen. Ja und ich gebe zu auch wenn ich weiß, dass der arme Fisch den Lachstod sterben muss um ihn verspeisen zu können, schmeckt er einfach wunderbar, wenn er aus dem Becken gefischt wird und auf dem Grill gart. Die Lachskostprobe, die einem in der Lachszuchtanlage hier gereicht wird, macht definitiv Lust auf mehr.

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Brønnøysund selbst ist hübsch anzuschauen mit seiner neu gemachten Promenade und der niedlichen Kirche, aber natürlich ist das Highlight der Torghatten, den man bei gutem Wetter vom Ort aus sehen kann. Vor allem, wenn er im goldenen Abendlicht leuchtet allerliebst.

Deshalb sollte man sich auch unbedingt nicht nur darauf beschränken, das besagte Loch im Berg von außen zu betrachten, sondern man sollte sich auch einmal aufschwingen aus seinem Loch heraus zu schauen. Glücklicherweise auch wieder mal für Fitness-Muffel wie mich leicht zu schaffen. Der Rundweg zählt gerade mal vier Kilometer und stellt auch an Füße und Schuhe keine großen Ansprüche. Also Highheels geeignet ist er nicht, aber das mit dem Geröll, das man ja so gerne auf Wanderruten in Norwegen antrifft, hält sich in Grenzen. Man geht also gemütlich los, zuerst durch Gras- und Sträucherherrlichkeit, später gibt es mehr Steine auf dem Weg, ja so ganz ohne Geröll geht es eben doch nicht. Da man aber nur auf gemütliche 150m ansteigt kann man Rutschfreuden genüßlich entsagen. Nur zwanzig Minuten dauert es bis man den Blick aus dem Loch heraus auf die Schärenlandschaft genießen darf. Es ist übrigens riesig und man könnte ein ganzes Schiff bequem hindurchschieben. Erstaunlich, denn wenn man von Weitem auf den Torghatten blickt, kommt es einem weitaus kleiner vor. Aber das liegt wohl daran, dass Berge gemeinhin die Eigenschaft haben, eine größere Masse Felsgestein in sich zu vereinen und das menschliche Auge ist ja bekanntlich nicht das beste Messgerät.

Copyright: Magnar Solbakk / www.visithelgeland.com / Brønnøy

Copyright: Magnar Solbakk / http://www.visithelgeland.com / Brønnøy

Wenn man sich vom Anblick der Schärenlandschaft losgerissen hat, genießt man die Wiesenlandschaft, die man auf dem Rückweg passiert. Norwegenidyll wie es hübscher nicht sein könnte. Wer sich am Nachmittag zur Wanderung aufgemacht hat, sieht außerdem noch das südgehende Schiff der Hurtigrute vorbei fahren.

Eines meiner persönlichen Highlights winkt bei Sonnenuntergang. Das aber wiederum nur, wenn man aus einiger Entfernung auf den Torghatten blickt. Dann hat man vielleicht das Glück, dass die Sonne genau hinter dem Berg untergeht und ihre Strahlen gleißend durch das Loch scheinen. So als wolle der Torghatten den Stern einfangen und mit aller Kraft festhalten. Aber nach wenigen Minuten ist die Sonne ihm schon wieder entglitten.

Fazit: in der Umgebung von Brønnøysund sollte man ein paar Tage verweilen, entschleunigen, Norwegen genießen. Und vielleicht sieht man dann auch die Gestalten der Helgeland-Saga über den Himmel reiten, aber nur vielleicht. 😉

Sonne: aus, Mond: an oder – die Polarnacht steht in den Startlöchern !

Eben noch haben wir die Nächte durchgemacht, weil die Mitternachtssonne einen bis ultimo auf den Beinen hält, und schon naht wieder die Winterdunkelheit. Ja ja, dieses Vorurteil, dass Norwegen kalt und dunkel ist, kann man zumindest im Winter nicht ganz von der Hand weisen. Während Spitsbergen sich schon Anfang November der Dunkelheit ergeben musste, tickt in Honningsvåg noch die Uhr zum Showdown. Ich finde, dass es immer etwas endzeitliches hat, wenn wir kurz davor sind in die Polarnacht eintauchen. Jeden Tag bleibt die Sonne zwanzig Minuten länger in ihrem Versteck, der letzte Tag ist kaum länger als man gucken kann. 22 Minuten und tschüß. Regelmäßig überlege ich, wie es so ist, wenn man wochenlang darauf wartet, dass sich am Himmel wieder etwas tut, denn ich halte mich für gewöhnlich nur eine knappe Woche in Nordnorwegen auf, wenn es heißt: Licht ausgeknipst. Bei uns in Oslo sind die Tage im Winter zwar auch ziemlich kurz, aber immerhin, es gibt sie noch.

Copyright: Tommy Andreassen / www.nordnorge.com / Vestvågøy

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 Ja, wie isses denn nun während der Polarnacht? Das, was an ihr einfach fantastisch ist, sind die Nordlichter. Natürlich tanzen sie übers ganze Jahr am Himmel, aber um sie sehen zu können, ist Sonnenlicht nicht unbedingt hilfreich. Während der Polarnacht kann man sie also uneingeschränkt genießen, egal zu welcher Uhrzeit sie sich zeigen, ohne dass sie von der Sonne überstrahlt werden. Das funktioniert nicht nur in der Natur, sondern auch in den Städten. Ok, man sollte sich hierzu nicht unbedingt inmitten der beleuchteten Fußgängerzone aufhalten. Blick von außen auf Städte, über denen die Nordlichter toben, funktioniert am besten. Ganz nebenbei lernt man dadurch auch zu schätzen, was einen so nach der Nordlichtjagd wieder aufwärmt: heiße Duschen, heiße Tees, brennende Kamine und Kuscheldecken.

Polarnacht in Hammerfest, Copyright: insidenorway

Polarnacht in Hammerfest, Copyright: insidenorway

Überhaupt ist die Polarnacht die Zeit zum runterfahren. Kein Wunder, denn die Sonne fehlt eben auch dem Körper. Regelmäßig habe ich während der Polarnacht schon um 14 Uhr nachmittags das Gefühl: Zeit zum Schlafen gehen. Das ist vor allem an den Tagen so, an denen noch nicht mal ein Hauch von Dämmerung über den Horizont kriecht. Eben dann, wenn der Himmel sich in ein dichtes Wolkenkleid hüllt. Ganz anders kommt die Polarnacht daher, wenn sternenklares Wetter herrscht. Dann gibt es wenigstens einen Hauch von Tag, einige Stunden dämmert es und man meint, gleich müsse die Sonne über den Horizont gucken. Aber sie ziert sich und verschwindet wieder ins Dunkel.

Manche Städte gefallen mir ja in der Polarnacht am besten. Tromsø zum Beispiel, dass ich anfangs nur in der Dunkelheit kannte, eingehüllt von Schnee, die Eismeerkathedrale zauberhaft angeleuchtet am Ende der Tromsøbrücke thronend. Tromsøs Beinamen „Tor zum Eismeer“ kann man erst dann so richtig fühlen. Genauso geht es mir mit Hammerfest. Ich finde es einfach zauberhaft, wenn man hoch über der Stadt steht und auf die erleuchteten Häuser und die  schneebedeckten Berge blickt.

Copyright: Shigeru Ohki / www.nordnorge.com / Tromsø

Copyright: Shigeru Ohki / http://www.nordnorge.com / Tromsø

Beim Nordkapp geht es mir ähnlich. Nicht, dass es im Sommer nicht auch zauberhaft ist, aber im Winter darf man sich hier so richtig der Natur stellen. Von der Nordkappinsel Magerøya sieht man natürlich nicht viel, es sei denn Mond, Schnee und sternenklar haben sich überlegt zu einer zaghaften Beleuchtung zusammen zu finden. Am beleuchteten Globus kämpft man mit dem Wind und der Kälte und freut sich darüber, dass man sich entgegen der Polarforscher jederzeit in die warme Nordkapphalle begeben kann. Amundsen und Co. mussten das an andere Stelle über Monate aushalten, fern jeder warmen Dusche.

Fazit: die Polarnacht sollte sich jeder einmal gönnen, es müssen ja nicht gleich volle drei Monate sein. Wer es tut weiß wie es ist das Sonnenlicht zu schätzen. Wenn es wieder kommt. Im Frühjahr. 🙂

Buffet auf dem Wasser oder: wo der Seeadler vor die Linse flattert !

Also den König der Lüfte sieht man ja gelegentlich immer einmal wenn man sich in Norwegen aufhält. Gerne fliegt er außer Reichweite des Teleobjektivs oder ist so schnell wieder verschwunden, dass man nur noch den Schwanzfedern hinterher schauen kann. Ich bin ja ein besondeer Experte dafür, dass meine Kamera immer dann, wenn ein Seeadler in der Nähe auftaucht, hübsch drapiert zuhause liegt. Zeit also für eine Seeadlersafari. Da kommt man nah an die Vögelchen ran und hofft, sie in Nahaufnahme aufs Bild zu bannen.

Start im Raftsund. Ok, der Raftsund an sich ist ja schon ein Naturhighlight, Lofoten und Vesterålen gleich nebenan. Mit dem Boot fahren wir zunächst ein bißchen herum, natürlich mit reichlich Fisch an Bord. Der Seeadler an sich ist schließlich anspruchsvoll und hält nicht viel davon einfach so nah ans Boot heran zu fliegen. Der erste kreist zügig über uns, ist sich aber nicht sicher, ob wir auch entsprechende Leckereien dabei haben. Also fliegt er erstmal genüßlich ein paar Runden in Beobachtungsposition. Kaum ist die Kiste mit dem Fisch offen und verströmt ihr unverwechselbares „Eau de Kabeljeau“ herrscht gleich reger Vogelbetrieb. Mr. Seeadler bleibt erst mal auf Beobachtungsposten und lässt den Scharen von Möwen zunächst den Vortritt. Schließlich stehen Seevögel auch auf Seaadlers Speisekarte. Abwarten und kreisen heißt also die Devise.

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Also konzentriere ich mich fototechnisch erst einmal auf die Möwenschar. Ich persönlich liebe ja Möwen und da sie für gewöhnlich bei mir in Oslo gerne wegspazieren, wenn man sich ihnen nähert und auch überall sonnst zügig vorbei fliegen, gleiten sie heute neben unserem Boot. Wie zum Shooting bestellt sozusagen. Ich begebe mich also so ziemlich in die Schußlinie für alles, was Vogel so fallen lässt. Schließlich will man ja gute Fotos machen. Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, dass es nach nicht mal fünf Minuten ein hübsches „platsch“ macht und meine Hose ein noch hübscheres Muster zeigt. Also schönreden, denn Vogelmist bringt ja für gewöhnlich Glück. 😀

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Inzwischen haben sich mehrere Seeadler in der Luft versammelt. Das Buffet ist dann doch zu reichhaltig, als dass man es links liegen lassen könnte. Und wir halten die Kamera gezückt. Den Möwen wird es zu heiß und sie verziehen sich eine Weile, denn schließlich will keine in den Klauen der Adler landen. Wir werfen also Fisch ins Wasser und einen nach dem anderen greifen die Seeadler blitzschnell hinaus, so dass man mit der Kamera kaum folgen kann. Man freut sich über Schwanzfederbilderbilder oder solche, wo nur noch ein Hauch von Adler durchs Bild huscht. Derjenige mit der größten Speicherkarte ist der Glückspilz. Denn unter den gut 300 Bildern, die ich auf der Tour mache, ist dann doch der ein oder andere Schuß dabei, der den König der Lüfte in seiner vollen Schönheit zeigt. Allesamt haben sie braune Federn am Kopf, wir haben also die Kinderstube der Familie Seeadler angetroffen. Die „Alten“ sitzen wahrscheinlich irgendwo und warten auf den Jagdbericht der Kinder.

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Nach gut zwei Stunden fahren wir zurück Richtung Svolvær. Zeit um noch einmal die herrliche Landschaft zu genießen. Die schroffen Felsen der Lofoten begeistern mich einfach immer wieder. Auch das Wetter ist uns hold und taucht die Natur in wunderbar warmes Licht. Einfach überwältigend. Svolvær erwartet uns im Sonnenuntergang und wir genießen die Einfahrt in den Hafen, wo ein Fischreiher sich im Abendlicht sonnt. Nach dieser Tour lässt sich ein Bierchen im „Anker“ gleich nochmal so gut genießen.

Fazit: diese Seeadlersafari war nicht meine letzte. Den König der Lüfte will ich wieder sehen. Irgendwo. In Norwegen. 🙂

Feuerwerk der Farben – Herbst auf der Hurtigrute !

Schon wieder ging die Tour schneller rum, als man gucken konnte. Die MS Trollfjord brachte uns bis zum Nordrand Europas und zurück, inklusive aller Wetterlagen, Nordlichter und Herbstfarbenfeuerwerk. Auch dieses mal haben bei allen die Kameras geglüht und jeder hat die sagenhafte Landschaft voll ausgekostet.  🙂

Mountain-Road-Glück auf siebzig Kilometern – der Aursjøvegen !

Zeit für eine neue Tour durch meine Lieblingsprovinz Møre og Romsdal und die Erkundung des Aursjøvegen. Immerhin soll die Straße zu den schönsten gehören. Und da der Norweger an sich ja gerne mal seine Bergstraßen im Winter schließt, war es höchste Zeit hier vorbei zu schauen.

Wir starten also Richtung Sunndalsøra. Wetter: na ja. Aber wer lässt sich von ein bißchen Nieselregen abhalten, wenn man schon die ganze Woche auf besseres Wetter gewartet hat und die norwegische Wetterwelt bekanntlich die schönsten Überraschungen bereithält. Erste Station: Der See unweit der Schranke, an der der Aursjøvegen beginnt. Ja und das Wetter hält wirklich Stimmungsfeuerwerk bereit. Die Wolken hängen tief in den Bergen, die vermosten Steine leuchten in grün und die Ruhe zwingt einen zur Rast. Herrlich. Die Haltepunkte müssen wir uns suchen, norwegische Traumstrecken haben gerne die Eigenschaft, dass man an den besten Fotomotiven nicht halten kann. Aber heute haben wir Glück, kein Mensch außer uns in Sicht. Also genießen wir erst mal die Ruhe hier.

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Nach einiger Zeit reißen wir uns von dem gemäldegleichen Anblick los, denn uns schwant, dass sich 74km Strecke auf zehn Stunden ausweiten könnten. Was sie dann aufgrund zahlreicher Wir-genießen-den-Ausblick-Momente auch tun. Weiter geht es den Berg hinauf. Derjenige, der nicht schwindelfrei ist, erfreut sich an den fehlenden Leitplanken und der Möglichkeit einen Freiflug mit dem Auto hinzulegen. Das ein odere andere mal halten wir bei Gegenverkehr auf der schmalen Straße an, schließlich wollen wir ja auch noch den Rest der Straße sehen. Und spätestens beim Blick von oben ins Tal wissen wir warum wir Regenwolken einfach fabelhaft finden. Vor allem dann wenn sie sich mit der Sonne zusammenraufen und einen Regenbogen über das Tal spannen. Hier sind wir quasi wieder mal im Norwegenhimmel.

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Aber es geht natürlich noch weiter. Über die Baumgrenze hinaus bis auf 900 Höhenmeter. Schön, wenn man auch mal mit dem Auto die Wolkendecke durchbrechen kann und dafür kein Flugzeug braucht. 😉 Allerdings sind wir uns noch nicht sicher, ob das Fahren bei null Sicht zu unserem bevorzugten Szenario gehört. Immerhin führt die Straße auf diesem Streckenabschnitt nicht mehr am Abgrund entlang, sondern schlängelt sich über die Hochebene. Zeit um wieder mal zu halten. Schon allein deshalb, weil es sich hier Krähenbeeren äußerst gemütlich gemacht haben. Also Eimer zücken und pflücken. Das ein oder andere Auto, das vorbei kommt, ist angefüllt mit Fragezeichen darüber, was wir wohl da in vorteilhafter gebückter Haltung in feuchter Kälte aufklauben.  😀

Da uns nach zwanzig Minuten unsere kalten Finger zum aufhören gemahnen, machen wir uns auf, die Höhe, auf der wir uns befinden , wieder nach unten zu korrigieren. Also wieder durch die Wolkendecke. Und flugs kommen auch die Bäume wieder. Leider damit auch das Thema: fahren am Abgrund. 😀 Nach einer Weile müssen wir wieder mal halten. Talblick deluxe. Diesmal ins Eikesdal.

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Schon jetzt wissen wir: der Aursjøvegen war nicht zum letzten mal unser Ziel. Das Bonbon bekommen wir zum Schluss. Auf dem Weg zurück nach Farstad fahren wir am Eresfjord entlang. Der Sonne-Wolken-Mix hat sich auch hier gehalten und lässt die Sonne spektakulär den Weg zum Wasserspiegel suchen. Glücklicherweise gibt es einen Haltepunkt, nachdem wir ob der Aussicht und mangelnder Haltemöglichkeit schier in Verzweiflung verfallen. Doch Odin ist gnädig und wirft einem doch immer wieder den obligatorischen Fotostopp hin.

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Fazit: der Aursjøvegen ist ein Muss! Für dieses Jahr ist zwar erst einmal Schluss, denn der Winter steht schon in den Startlöchern, heißt: Schranke runter und auf den nächsten Frühling warten. Aber dann sollte man fahren, am Abgrund, durch die Wolken. ❤

Facettenreiches Norwegen auf der Hurtigrute !

Die Septemberreise hatte wirklich alles zu bieten, was eine unvergessliche Tour ausmacht. Von sommerlichen Temperaturen bis Sturm war alles dabei. Die Nordlichter haben uns gleich viermal beglückt. Und so kamen wir zurück, randvoll mit Erlebnissen. ❤

Buchen kann man bei uns übrigens auch. 🙂

Wo ein Nationalkuchen geboren wurde oder: die Vesteråleninsel Hinnøya !

Ok auf den Vesterålen kann man sich unendlich austoben, was Ausflüge in die Natur betrifft. Da ich auf selbiger Inselgruppe bislang noch nicht soviel unterwegs war, habe ich mal mit der Tour von Harstad nach Sortland angefangen. Irgendwo muss man ja beginnen. Damit bewege ich mich auf Hinnøya,  der nicht nur größten Insel der  Vesterålen,  sondern von Norwegen überhaupt. Also wenn man Spitzbergen mal außen vor lässt. Die Insel schmiegt sich nur durch den Raftsund getrennt an die benachbarten Lofoten und kommt mit zwei Fjorden daher, die die Insel nahezu teilen. Im Norden hat sich der Gullesfjord in das Eiland gegraben und im Süden hat es sich der Øksfjord bequem gemacht.

Heute werde ich die Fjordlandschaft im Norden von Hinnøya erkunden, Start in Harstad, mit gut 24.000 Einwohnern die größte Stadt auf der Insel. Lauschig, norwegisch, Holzhausgeprägt. Kaum ist man aus Harstad raus, winkt die Alte Kirche von Trondenes. Von außen zwar kein Prachtbau, aber immerhin die älteste mittelalterliche Steinkirche Nordnorwegens. Und Mittelalterfeeling kommt dort auch auf. Die Sonne scheint durch die alten Bäume des angrenzenden Friedhofs, vor allem in den frühen Morgenstunden zauberhaft. Von dort blickt man auf den Vågsfjord, der eigentlich kein Fjord, sondern nur eine Meerenge ist, Gräber mit Meerblick sozusagen. 😉 Man sollte unbedingt auch den Blick IN die Kirche werfen, da sie mit prachtvoller Ausstattung daher kommt. Ja, nicht jedem sieht man eben die inneren Werte an. 😀

Am frühen Morgen fährt hier auch die südgehende Hurtigrute vorbei. Wenn das Schiffchen passiert, erscheint  es fast wie ein Scherenschnitt vor den Bergen am anderen Ufer und dem glänzenden Wasser des Vågsfjords.

Die MS Nordlys der Hurtigrute passiert die Kirche von Trondenes, Copyright: insidenorway

Die MS Nordlys der Hurtigrute passiert die Kirche von Trondenes, Copyright: insidenorway

Weiter geht es Richtung Gullesfjord. Bevor man den erreicht, liegt der Kvæfjord auf dem Weg und natürlich gleichnamige Ortschaft. Die Norweger nennen ja bekanntlich gerne Ortschaften wie ihre Fjorde. Moment, da war doch was anderes.  Wer je an Festtagen in Norwegen geweilt hat, ist ihm schon einmal begegnet: dem Kvæfjord kake. Eine findige alte Dame hat ihn sich ausgedacht und meinte, dass Baiser und Vanillecreme am besten geeignet sind um das Fasten zu brechen. Wie recht sie hat! Ich schlecke mir regelmäßig die Finger nach dieser Köstlichkeit. Dass die süße Sünde 2002 in den Adelsstand des Nationalkuchens erhoben wurde, gibt ihm bis heute einen Platz auf jeder Festtafel. Köstlich! ❤

 Zurück zu gleichnamigem Fjord. Ganz schön  breit ist er, zumindest bevor er nach Osten abbiegt und er sich in ein engeres Tal zwängen muss. Aber auch wo er noch mächtig strömen darf, fängt er ein mit seiner Ruhe. Überhaupt ist die Landschaft hier auf Hinnøya weich im Gegensatz zu den Lofoten, aber die müssen sich ja mit ihren Felsen auch gegen die rauhe Atlantikwitterung behaupten. Die Vesterålen kommen sanfter daher und nehmen sich klimatisch noch tüchtig was vom Golfstrom mit.

Kvæfjord, Copyright: insidenorway

Kvæfjord, Copyright: insidenorway

Sanft geht es auch weiter im Gullesfjord. Die umliegenden Gipfel rahmen das Wasser ein, die Sommerblumen haben sich mit bunten Farben geschmückt. Postkartenidyll. Und der Fjord hat einen Bewohner. Einen ziemlich mächtigen sogar. Aktuell ist er zwar bewegungsunfähig, aber seine Anwesenheit kann man nicht leugnen. Auf dem Gipfel des Bergkamms wurde ein Troll von der Sonne überrascht und da Trolle ja bei Tageslicht nunmal zu Stein erstarren, liegt er gemütlich mit dem Gesicht nach oben am Rande des Fjords. Stirn, Nase und Kinn sind unschwer zu erkennen. Also Vorsicht, wer sich hier nachts bewegt. 😉

Der liegende Troll, Copyright: insidenorway

Der liegende Troll (Bildmitte), Copyright: insidenorway

Obwohl man hier Stunden verbringen könnte fahren wir weiter, noch ein Stück am Gullesfjord entlang und setzen dann mit der Fähre ans andere Ufer über, Kurs Sortland, das bereits auf der benachbarten Insel, Langøya, liegt. Sortland ist die „blaue Stadt“, wobei mit „blau“ ein konsequentes Kunstprojekt gemeint ist, indem ein Großteil der Häuser blau gestrichen wird.

Den Sortlandsund, den man passieren muss, kann man bequem per Brücke überqueren. Und hier trifft man auch das südgehende Schiff der Hurtigrute wieder. Gegen Mittag fährt es unter der Sortlandbrücke hindurch und wer sich zu diesem Zeitpunkt auf der Brücke befindet, kann den Passagieren auf den Kopf spucken. 😉

Die MS Nordlys der Hurtigrute passiert die Sortland Brücke, Copyright: insidenorway

Die MS Nordlys der Hurtigrute passiert die Sortland Brücke, Copyright: insidenorway

Alles in allem: nachdem man einnmal an den Vesterålen genippt hat, will man das ganze Glas austrinken. Wer mir in der Zukunft also Kvæfjord kake serviert, gemahnt mich, bald wieder zu kommen und die anderen Inseln zu entdecken. Und das ganz kalorienfrei! 😉