Öl? Ja auch! Und viel Natur! In der Region Stavanger!

Ja, Stavanger. Da denkt man eben gerne an Öl, mit dem Norwegen ja reich gesegnet ist. Aber: rund um Stavanger haben sich ein paar Naturschönheiten ihren Platz erkoren um Naturfreunde zu entzücken. Und Stavanger erweist sich hier als prima Ausgangspunkt. Vor der Haustür wohnt der Lysefjord. 40km Steilwände, die ziemlich blankgescheuert sind, haben ihm zu seinem Namen verholfen, eben „heller“ Fjord. Der Schwimmfreudige hat zuweilen 500m Wasser unter sich. Nein, das Boot ist mir lieber. Von Stavanger kann man denn auch gemütlich lostuckern, allerdings ist die Ferry-Fjordtour den Sommerreisenden vorbehalten. Aber das ist ja nicht der einzige Weg um an den Fjord zu kommen. Wer den Bus nimmt kann gleich an zwei bemerkenswerten Stationen halt machen. Traumhafter Fjordblick inklusive.

Erste Station Preikestolen. Ja, dieses Felsplateau gehört zweifelsohne zu den wundervollsten Felsformationen von ganz Norwegen. Schön, wenn die Natur die Aussichtsplattform am Fjord gleich mitliefert. So steht man denn in gut 600m Höhe auf 25x25m und genießt den Blick über den gesamten Lysefjord. Atemberaubend! Da vergisst man auch, dass man zuvor zwei Stunden gewandert ist, streckenweise keuchend in unwegsamem und steilem Gelände. Da der Preikestolen ungesichert ist, sollte wer zu flattrigen Knien neigt wie ich, einen Sicherheitsabstand zur Felskante halten. Der Aussicht tut das keinen Abbruch. Man könnte hier stundenlang sitzen, wenn man nicht wieder zwei Stunden zur Straße zurückwandern müsste. Die absoluten Cracks schlagen ihr Zelt auf und genießen die aufgehende Sonne über dem Fjord und die absolute Ruhe. Ja, das ist Norwegen-Erholung pur!

Preikestolen

Preikestolen

Wen das Wanderfieber einmal gepackt hat, hängt gleich die Tour zum Kjerag dran. Also nicht amselben Tag versteht sich, dass wäre dann doch eine konditionelle Herausforderung. Denn hier hat man 2,5 Stunden auf den Füßen vor sich, wenn man den einzigartigen Kjeragbolten sehen will, wahrscheinlich einer der meistfotografierten Felsen überhaupt. Er kommt aber auch imposant daher, wie er zwischen zwei Felswänden eingeklemmt ist und zwangsläufig arbeitet das Kopfkino wie er denn da hin gekommen ist. Viele Besucher machen das Erinnerungsfoto ja direkt auf dem Felsen stehend, manche nehmen gleich ihr Fahrrad mit drauf, ich kann bei sowas gar nicht hinsehen. Nein ich verzichte auf ein solches Erinnerungsfoto, denn was mache ich wenn das Steinchen just in DIESEM Moment auf die Idee kommt den Hang hinunter zu kullern. Aber auch wenn man nicht draufsteht ist der Anblick überwältigend.

Kjeragbolten, Copyright: Per Eide - Visitnorway.com

Kjeragbolten, Copyright: Per Eide – Visitnorway.com

Wo Berge und Wasser sind, sind in Norwegen natürlich auch Wasserfälle nicht weit. Ich persönlich finde ja den Månafossen zauberhaft. Er liegt südlich des Lysefjords im kleinen Fratfjord, nun ja genauer gesagt, in dem Teil, der bereits verlandet ist. Das Wasser stürzt sich 92m herab und man bekommt gleich eine ordentliche Portion Gischt ab. Und der Weg ist diesmal auch nicht ganz so beschwerlich. Da lacht das Herz des Konditionsschwachen. 😉

Bei all den Natürschönheiten will ich aber auch Stavanger selbst nicht vernachlässigen. Hier kann man sich dem Thema Öl natürlich nicht entziehen, immerhin sind hier eine ganze Menge internationaler Öl-Konzerne ansässig und natürlich auch der norwegische Öl-Riese Statoil. So gibt es hier denn auch konsequenterweise das Öl-Museum. Klingt vielleicht zunächst nicht spektakulär, aber ich muss sagen, dass sich ein Besuch wirklich lohnt. Wer weiß schon wie es auf einer Ölbohrinsel zugeht. Dank der vielen interaktiven Stationen ist man hinterher deutlich schlauer. Ja das Arbeitsleben im Ölgeschäft ist zuweilen ein hartes.

Und wenn man Museumstag hat, sollte man gleich das Norwegische Konservenmuseum mitnehmen. Wie bitte? Konserven? Ja Konserven. Stavangers zweites Industriestandbein bis 2002. Bis dahin wurde von fünfzig Unternehmen alles eingedost, was in Dosen zu konservieren ist. Zugehöriges Museum ist deshalb auch in einer alten Konservenfabrik untergebracht. Wer hier vorbei schaut, besichtigt alte Arbeiterwohnungen, lässt sich geräucherte Sardinen schmecken und erfreut sich an den alten Werbekampagnien für Konserviertes. Und die Straßen drumherum ums Museum können sich auch sehen lassen. Das Gamle Stavanger entzückt mit typisch norwegischen Holzhäusern in strahlend weiß. Fürs Norwegen-Herz.

Gamle Stavanger

Gamle Stavanger

Und auch Sonnenuntergang kann Stavanger. Und wie! Geradezu imposant ist der Blick auf die Stadt, wenn sie in gelb-violettem Licht erstrahlt und das Wasser den warmen Farbenschein zurück gibt. Insellage hat durchaus Vorteile. Also auf in Norwegens Süden und den Zauber in sich aufnehmen! 🙂

Der Akerselva – 10km Wanderglück oder der heimliche Naturstar von Oslo

Das Argument „In der Stadt gibt es ja keine Natur“ kann man in Oslo getrost vergessen. Die Hauptstadt überzeugt einen einfach mal so eines Besseren. Einer meiner Lieblingsorte der Stadt ist ja der Fluss Akerselva. Vor allem Sonntag morgens. Der Fluß animiert mich regelmäßig am Wochenende früh aus den Federn zu springen, die Kamera zu zücken und meine Kondition mit einem Fußmarsch zu verbessern. Besonders jetzt im Herbst wenn die Blätter beginnen zu leuchten.

Also auf zum Maridalsvannet, dem größten See Oslos, der an sich schon einen ausführlichen Spaziergang wert und Ausgangspunkt der Wanderung ist. Aber diesmal will ich kein See-Feeling, sondern mich an der Schönheit der Flussnatur laben, vor allem weil ich weiß, dass auf halber Strecke die köstlichsten Waffeln der Stadt winken. Marschiert man durch, braucht man für die Wanderung ca. zwei Stunden, aber das wird der zauberhaften Strecke nicht gerecht. Und diesmal schon gar nicht, da nach regenreichen Tagen die Wasserfälle entlang der Flussstrecke zu imposantem Getöse anschwellen und man in Form von Gischt auch noch die Sonntagmorgendusche ersetzen kann. 😉 Also Zeit einplanen.

Ich starte somit am See und habe nach kurzer Zeit vergessen, dass ich mich überhaupt in einer Stadt befinde. Das Laub leuchtet schon zartgelb, die Daddys schieben stolz ihren Nachwuchs an der Strecke entlang, die Jogger schwingen sich auf zum Frühsport und ich genieße den idyllischen Anblick zusammen mit der Aussicht auf Enten, Äste, die sich tief über den Fluß neigen und die frühherbstliche Morgensonne, die sich ihren Weg durchs Geäst sucht. Deshalb muss ich auch so ungefähr auf jeder zweiten Parkbank mit meinem Coffee to go innehalten und einfach nur die Seele baumeln lassen.

Akerselva, Copyright: insidenorway

Akerselva, Copyright: insidenorway

Und bald schon kommt das Getöse näher. Es ist ja auch unüberhörbar, auch wenn der obere Wasserfall noch der kleinste ist, macht er Krach für zehn. Zwischendurch überquert man den Fluss immer wieder mal und direkt über den Wassermassen stehend gibt man sich fasziniert der Naturgewalt des Wassers hin. Auch die Brücken sind übrigens zauberhaft, aus Holz, mit weißlackierter Aufhängungskonstruktion. Idyllisch. Und natürlich befinden sich an einer auch zahlreiche Liebesschlösser. Romantisch.

Ja und wie ich schon sagte, kommt man nach halber Strecke an Hønse-Lovisas hus vorbei, einem der zauberhaftesten Orte von Oslo wie ich finde. Benannt nach einer literarischen Figur und 1800 gebaut, schmiegt sich das Häuschen mit seinem roten Anstrich an den großen Wasserfall. Zeit für eine Einkehr. Es duftet herrlich nach frischen Waffeln, die mit Rahm und Konfitüre serviert werden. Wenn das Wetter gut ist, sitzt man gleich am Wasser in dem winzigen Garten, mehr Wohlbefinden geht nicht. Gleich gegenüber liegen alte Industriehäuser, die zu Wohnungen umgebaut wurden und mit ihrem Charme jeden entzücken.

Hønse-Lovisas hus, Copyright: insidenorway

Hønse-Lovisas hus, Copyright: insidenorway

Blick von Hønse-Lovisas hus auf die alte Industrielandschaft, Copyright: insidenorway

Blick von Hønse-Lovisas hus auf die alte Industrielandschaft, Copyright: insidenorway

Nachdem ich mir die Waffeln mit einem Kaffee habe schmecken lassen geht es weiter. Der Fluss ist ja noch lange nicht zu Ende. Und ab jetzt bestimmen die alten Industriegebäude auch die Uferlandschaft. Schließlich ist der Fluss ja auch die Wiege der Industrialisierung in der Hauptstadt. Oslo hat hier jedoch eine perfekte Symbiose geschaffen und die Bauten einfach zu Cafés, Galerien, Künstlerherbergen und Kultureinrichtungen umfunktioniert. Das Ergebnis: der Akerselva kommt auf diesem Abschnitt herrlich bunt daher, Backsteinfronten wechseln ab mit Graffiti-Häuserfronten, die selbst bei trübem Wetter ein Leuchten in den Tag bringen. Zwischendurch sollte man unbedingt links und rechts in die Gassen schauen, denn auch hier tun sich zuweilen entzückende Hinterhöfe auf.

Akerselva, Copyright: insidenorway

Akerselva, Copyright: insidenorway

Als ich im Stadtteil Grünerløkka angekommen bin gehe ich wieder an „Deck“, sprich hinauf in den Stadttrubel. Und das ist wirklich so, denn einige Streckenabschnitte sind tiefer gelegen, so dass man förmlich in die Natur „abtaucht“. Deshalb sind nach starken Regenfällen auch manche Uferregionen überflutet.

Für dieses mal ist die Wanderung also beendet. Bis zum nächsten Walk am Naturstar von Oslo. 🙂 ❤

Oppland oder wo der Herbst 1.000 Farben hat

Ja, der Herbst. Er ist da. Unmissverständlich. Zeit sich von Oslo aus auf zu machen in die Provinz Oppland. Denn da hat er bereits im September sein buntes Kleid angelegt. Und WIE bunt. Acht Uhr: Abfahrt. Mit dem Auto geht es 200km Richtung Norden. Bereits die Fahrt ist ein optisches Fest. Kaum aus Oslo raus beginnt der Mjøsa-See, mit 117km der längste See Norwegens. An ihm werden wir nahezu die gesamte Strecke entlang fahren.

Mjøsa-See, Copyright: insidenorway

Mjøsa-See, Copyright: insidenorway

Und in der kühlen Morgenluft liegt er besonders schön da. Das Wasser ist aalglatt und hat bereits eine winterliche tiefblaue Farbe. Nein, ich möchte zu diesem Zeitpunkt kein Bad ausprobieren.  Halt machen könnte man allerdings alle paar Meter um die Kamera zu zücken und die bezaubernde Stimmung einzufangen. Haltebuchten sind an der Strecke allerdings nur spärlich verteilt. Am Ende des Sees liegt Lillehammer, in den Berg geschmust, über der Stadt die Sprungschanzen der olympischen Winterspiele 1994. Und wenn man schon mal da ist, sollte man gleich auf einen Sprung nach Lillehammer hinein fahren. Die Innenstadt ist klein aber fein und die Olympia-Anlage lohnt ebenfalls einen Abstecher. Nun ja, vielleicht nicht ganz so imposant wie der Holmenkollen in Oslo, aber dafür schwebt der olympische Geist noch irgendwie über dem Gelände.

Lillehammer, Copyright: insidenorway

Lillehammer, Copyright: insidenorway

Aber wir wollen ja weiter. Unmittelbar nördlich von Lillehammer beginnen die zarten Ausläufer des Jotunheimen-Gebirges. Der Peer Gynt vegen erscheint uns als Route genau richtig, ein Rundweg von gut 80km und man kann nach Herzenslust aus dem Auto aussteigen um die Natur zu genießen. Und die meint es zunächst nicht gut mit uns. Auf einer Schotterpiste geht es hoch in die Berge, der Nebel hängt teilweise auf Augenhöhe und entgegen der frühherbstlichen 15 Grad in Lillehammer sind hier oben gerade mal 3 Grad drin. Brrrrrrrrrr. Aber was macht das schon, wenn sich plötzlich der Nebel lichtet und sich ein Teppich von Herbstfarben ausbreitet. Nach einer halben Stunde können wir schon nicht mehr zählen wie oft wir angehalten haben. Und die 80kr, die man zahlt, um den Peer Gynt vegen zu passieren, bekommt man hundertfach von der großartigen Natur zurück. Wasserfälle, Seen, Gräser und viele kleine norwegische Berghütten zaubern einem Herzchen in die Augen. Ja vi elsker dette Landet!

Peer Gynt vegen, Copyright: insidenorway

Peer Gynt vegen, Copyright: insidenorway

Und dazu die Farben! Überall leuchtet es in Orange- und Brauntönen, das Wasser der Seen ist glatt wie ein Spiegel, nichts scheint die Natur hier stören zu können. Ein Elch wäre jetzt noch angebracht. Aber die Kameraden lassen sich nicht blicken. Wahrscheinlich rasten sie irgendwo und lachen sich über uns Naturbewunderer kaputt. Nur zwei Kühe traben gemütlich über die Straße. Und überall: Schafe über Schafe. Sie liegen relaxt auf den Wiesen und bei wärmeren Temperaturen könnte man sich glatt dazu legen. Wer mehr als einen Tag Zeit hat kann gleich noch weiter fahren in den Rondane Nationalpark, der sich nach Norden anschließt. Und auch wir überlegen angesichts der atemberaubenden Natur eine Spontanübernachtung dran zu hängen. Oder gleich drei Wochen zu bleiben! 😉

Als wir am Abend doch auf dem Rückweg nach Oslo sind kann uns selbst der Platzregen nichts anhaben, der eine Autostunde vor der Hauptstadt beginnt, denn wir nehmen die Herbstfarben Norwegens im Herzen mit. Nachmachen erwünscht! ❤ 🙂

Rund um den Sognefjord oder: 1.000 schöne Dinge auf einen Schlag!

Der Fjorde gibt es in Norwegen ja bekanntlich viele. Einer von ihnen hat sich bei seiner Geburt vorgenommen ein besonders schönes Gewand anzulegen und das ganze gleich auf die umliegende Region zu übertragen. Der Sognefjord. Und damit man als Fjord nicht so einsam ist, hat er sich auch gleich noch einige der schönsten Seitenarme zugelegt, die Norwegen zu bieten hat. Einer ist der Nærøyfjord. Über ihn habe ich ja schon einmal berichtet, aber man kann nicht oft genug über ihn sprechen, weil er einfach ein landschaftliches Kleinod ist. 2,5 Millionen Jahre alt, 17km lang, Steilwände links und rechts, die bis zu 1760m hoch sind. Wer hindurch fährt, ob mit Kajak oder Schiff, schaut ehrfürchtig an den Felsen hinauf. Für Schiffe ist tuten verboten, andernfalls neigt die Natur dazu hier unliebsame Besucher unter einer Steinlawine zu begraben.

Nærøyfjord, Copyright: Øyvind Heen - Visitnorway.com

Nærøyfjord, Copyright: Øyvind Heen – Visitnorway.com

Nächste Seitenarmstation: Fjærlandsfjord. Hier liegt auch der westnorwegische Ort Fjærland, er stand Pate für den Fjordnamen. Gerade mal 300 Einwohner leben hier, ja von Großstadt kann man nicht wirklich sprechen. Und man sollte nicht vermuten, dass sich hier das Mekka antiquarischer Bücher auftut. Mehr als 250.000 davon stehen in schmusigen Antiquariaten. Auch eine Art leerstehende und ungenutzte Gebäude wiederzubeleben.  Wer sich hier büchertechnisch eindeckt, muss sich auch nicht mehr überlegen, wie er die erworbenen Schätze abtransportiert, sondern kann sich der Straße bedienen, die das Dorf seit den achtziger Jahren mit der Außenwelt verbindet. Vorher hieß es: entweder kommt man mit der Fähre oder man bleibt draußen.

Fjærland, Copyright: Øyvind Heen - Visitnorway.com

Fjærland, Copyright: Øyvind Heen – Visitnorway.com

Und wenn man schon mal da ist im Fjærlandsfjord, fährt man an seinem Ende einfach fünf Kilometer weiter und bestaunt Gletscher. Hier haben es sich nämlich gleich mehrere davon gemütlich gemacht und schieben ihre Zunge über die Felslandschaft. Davon ist der Jostedalsbreen der größte, nicht nur von Norwegen, sondern auch gleich von Europa, zumindest wenn man von Festlandgletschern spricht. Entweder schaut man ehrfürchtig auf die Eismassen oder man nimmt gleich die Steigeisen raus und macht sich auf, zugehörige Gletscherspalten zu erkunden. Wissbegierige nehmen gleich das Gletschermuseum (Norsk Bremuseum) mit, man kommt sowieso dran vorbei wenn man sich von Fjærland zu den Gletschern aufmacht. Hier lernt man allerhand über die Entstehung selbiger und warum sie für das Klima so bedeutsam sind. Nebenbei erfreut der Bau auch optisch.

Jostedalsbreen, Copyright: Anders Gjengedal - Visitnorway.com

Jostedalsbreen, Copyright: Anders Gjengedal – Visitnorway.com

Natürlich ist das noch lang nicht alles, womit die Region rund um den Sognefjord erfreut. Da gibt es ja noch die Stabkirchen. Ok, in Norwegen gibt es noch 28 davon, aber immerhin fünf liegen in unmittelbarer Nähe des Sognefjords. Die ältesten, die kleinste, und eine der besterhaltendsten. Also Station machen in Urnes, Borgund, Vik und Undredal und 900 Jahre alte Holzbaukunst bestaunen!

Und immer noch gibt es viel mehr in der Region zu entdecken, das kleine Örtchen Flåm, gleich am Nærøyfjord, die Kommune Balestrand am Nordufer des Sognefjords, Utladalen und Aurlandsdalen, Wasserfälle mit einer Fallhöhe von bis zu 275m und und und……

Also nicht lange überlegen, genug Zeit einpacken und ein großes Stück Norwegen kennenlernen! 🙂

 

Fjordidylle? – in Norwegen gibt es auch Städte! Ja ok, die Natur ist immer dabei.

Für manch einen ist die Existenz von Städten in Norwegen eine Überraschung. Denn kaum jemand fährt wegen der Städte dorthin, Oslo vielleicht ausgenommen. Die meisten sind eher durch Fjorde, Angeln, Berge, Wandern oder was man eben sonst so in der Natur macht, motiviert nach Nordeuropa aufzubrechen. Ok, Mitternachtssonne und Polarlichter sind auch ein Thema. Aber es gibt sie tatsächlich. Städte in Norwegen. Und darunter einige wirklich sehenswerte. Bei mir hat sich ja im Laufe der Zeit so etwas wie eine Städte-Highlight-Liste manifestiert. Obwohl es zuweilen schwierig ist alle Städte miteinander zu vergleichen, weil sie so unterschiedlich sind, schon allein der extrem unterschiedlichen geographischen Lage wegen.

Mein Liebling ist und bleibt ja Oslo, weil es sich dort nicht nur wunderbar leben lässt, sondern weil die Hauptstadt an Dynamik nicht zu übertreffen ist, trotz der Größe einen Mega-Gemütlichkeitsfaktor hat, viel Kultur, viel Freizeitvergnügen, eben von allem das meiste in Norwegen. Hauptstadt eben. Jeder fünfte Norweger lebt hier.

Oslo, Copyright: insidenorway

Oslo, Copyright: insidenorway

Aber da gibt es ja noch mehr. Eine meiner Lieblingsstädte ist ja nach wie vor Bergen in der Provinz Hordaland und so ziemlich das größte Regenloch des Landes – obwohl: hatte ich bei meinen Besuchen immer nur Wetterglück oder stimmt das mit der regenreichsten Stadt Europas gar nicht. 😉 Regen hin oder her, die Stadt hat ne Menge zu bieten, von den berühmten Hansehäusern über den Fischmarkt, Aussichtsberge, Hurtigruten, Museen und und und. Und auch das Umland kann sich sehen lassen. Der Hardangerfjord liegt in der Nähe…..ups….doch schon wieder Natur. Ich glaube, genau DAS macht den Reiz der meisten Städte in Norwegen aus. Wenn man vom Trubel genug hat, kann man ruckzuck in der Natur auftanken. Und zwar in Natur der Marke „Atemberaubend“.

Nicht ganz so weit von Oslo liegt ja noch Lillehammer. Irgendwie wird die Stadt gerne vergessen stelle ich fest, die meisten erinnern sich gerade noch, dass da mal olympische Winterspiele waren. 1994. Aber das ist ja schon zwanzig Jahre her. Den Olympia-Park kann man natürlich heute noch besichtigen, im Sommer steht die Anlage ein bißchen traurig herum, nun gut, Skisprungschanzen beeindrucken eben am meisten im schneebedeckten Zustand. Die herrlich bunten Holzhäuser in der Innenstadt sind allerdings zu jeder Jahreszeit ein Highlight und erst recht der 117km lange Mjøsa-See, an dessen Nordufer die Stadt liegt. Merke: schon WIEDER Natur. 😉

Lillehammer

Lillehammer

Wechseln wir an die Westküste. Gut 300km nördlich von Bergen liegt Ålesund, definitiv auch einer meiner Favoriten. Hier gibt es Jugendstil bis zum Abwinken, den Atlantic Sea Park, die Stadt verteilt sich auf mehrere Inseln und nicht zu vergessen: die blaue Stunde. Im Grunde bezeichnet die „blaue Stunde“ nichts anderes, als dass das Blau des Himmels seine spektrale Zusammensetzung ändert. Physikalisch unromantisch und überall auf der Welt vorkommend, aber in Ålesund ist sie eben besonders zauberhaft. Für die Natur-Unersättlichen: der Geirangerfjord liegt vor der Tür.

Noch weiter nördlich liegt Trondheim. Der Stadt ist in unserem Blog ja schon ein eigener Artikel gewidmet. Nidaros-Dom, Stiftsgården (das größte Holzpalais Skandinaviens) und Kanalhafen gehören zum Pflichtprogramm.

Blaue Stunde in Ålesund, Copyright: Per Eide/visitnorway.com

Blaue Stunde in Ålesund, Copyright: Per Eide/visitnorway.com

Noch weiter nach Norden geht es. 350km nördlich des Polarkreises lockt Tromsø. Wahrzeichen ist die Eismeerkathedrale und sie ist auch unübersehbar. Außerdem ist der nördlichste botanische Garten der Welt ein Muss, alles, was in anderen Botanischen Gärten vor Wärme umkommt, erfreut sich hier regen Wachstums. Und dann Polaria, arktisches Aquarium, das einen in die Tierwelt der Arktik entführt, für alle, denen es zu kalt ist selbst im Polarmeer rumzutauchen. 😉

Schluss ist mit Norden allerdings noch nicht. Aber die Städte, die in Richtung Pol jetzt noch ausstehen, können flairmäßig ihre geographische Lage nicht verleugnen. Ich stelle fest, das Stadtfeeling nach Norden ab- und Natur eindeutig zunimmt. In Kirkenes zum Beispiel. Ja die Stadt an sich kann man keine architektonische Perle nennen und norwegisches Bilderbuchflair? Nein, nicht wirklich. Eher Grenzfeeling. Bis Finnland sind es 35km, bis Russland nur 10km. Gut, also wir schwenken wieder in die Naturaktivitäten. Und die sind erstklassig. Schneemobil, Flussboot, Quad, Wander- und Angeltouren, Königskrabbensafari, Eisfischen und Hundeschlitten. Langweilig wird es nicht. Im Sommer kommt die Mitternachtssonne hinzu, im Winter die Polarlichter. Das teilweise städtebauliche Grauen denkt man sich weg. 😉

Königskrabbensafari bei Kirkenes, Copyright: Terje Rakke/Nordic Life - Visitnorway.com

Königskrabbensafari bei Kirkenes, Copyright: Terje Rakke/Nordic Life – Visitnorway.com

Ja und jetzt? Jetzt ist Europa zu Ende. Moment, nein da ist noch was. Etwas, das ganz einsam im Nordpolarmeer liegt, eine Inselgruppe, die wie ich finde zu den norwegischen Highlights gehört. Spitzbergen. Oder Svalbard, wie es in Norwegen heißt. Natürlich gibt es auch hier eine Stadt, mit dem abenteuerlichen Namen Longyearbyen, eine der nördlichsten Städte der Erde. Mit dem Prädikat „Stadt“ ist dann aber auch schon alles über Longyearbyen gesagt, der Bergbaufreak ergötzt sich an den alten Bergbauzechen. Alle anderen ergötzen sich an der Natur. Also das mit dem „Stadt ohne Natur“ scheint in Norwegen nicht zu gehen. 😉 Aber man befindet sich hier ja auch wirklich, wo sich die Polarfüchse nicht nur sprichwörtlich gute Nacht sagen. Ebenso die Eisbären, Svalbard-Rentiere und Svalbard-Gänse.

Longyearbyen, Spitzbergen

Longyearbyen, Spitzbergen

Fazit: Stadt und Land lassen sich in Norwegen eben doch nicht so richtig trennen. Das ist der Zauber des Landes. Der Glamourfaktor nimmt nach Norden immer weiter ab. Und über den Norden da sagte einmal ein Norweger zu mir: Landsbygda er ikkje for sveklingar! (Die Landschaft ist nichts für Weicheier) Das sind wohl wahre Worte und ein Grund über seinen Weichei-Faktor hinauszuwachsen. Die Belohnung: ein erfülltes Norwegen-Herz!

Wo St. Olav wacht und die Heimat rockt – Trondheim

Nun ja in Norwegen bleibt einwohnerzahlmäßig so ziemlich jede Stadt weit hinter Oslo zurück, aber eine handvoll kann doch noch mit dem Prädikat „Großstadt“ aufwarten. Trondheim zum Beispiel. Und zwischen viel Natur ist Großstadt ja auch mal eine Abwechslung. Vor allem, wenn man gleich das Nationalheiligtum des Landes dort besichtigen kann. Nämlich den Nidarosdom. Und da sind wir auch schon beim Thema. Nidaros, woher kommt das eigentlich? Da Trondheim an der Mündung des Flusses Nidelva liegt, lag nichts näher als die Stadt nach ihrer Lage zu benennen, eben Mündung des Flusses. Aber Stadtgeschichte wäre ja so langweilig, wenn man sich nicht auch mal einen Namenskrieg leistet. Von Nidaros umbenannt in Trondhjem und wieder zurück in Nidaros, ja was denn nun? Endfassung: das norwegisierte Trondheim. Immerhin blieb der alte Name in besagtem Dom erhalten.

Nidarosdom, Copyright: Terje Rakke/Nordic life - Visitnorway.com

Nidarosdom, Copyright: Terje Rakke/Nordic life – Visitnorway.com

Der ist dann auch gleich von imposanter Natur. Nationalheiligtum verpflichtet. Erbaut auf dem Grab des norwegischen Schutzheiligen St. Olav tat er seit dem Jahr 1070 das, was man als mittelalterlicher Bau so macht, vor allem Brände überstehen. Derer gab es dann auch einige, aber die Norweger ließen sich nicht davon abhalten den Dom jedes mal neu aufzubauen, schließlich war er eines der wichtigsten Pilgerziele. Seine ganze gotische und romanische Pracht entfaltet er noch heute, er ist in der Stadt ja auch kaum zu übersehen.

Den krassen Gegensatz dazu bildet Rockheim. Nein kein Heim für irgendwas, sondern das 2010 eröffnete nationale Museum für Pop und Rock. Ja, Norwegen hat schon mehr als A-ha hervorgebracht und das Museum zeigt alles, was nach 1950 in punkto Populärmusik in Norwegen veröffentlicht wurde. Nun ja, vielleicht nicht ALLES, aber doch eine ganze Menge. Außerdem ist der Bau prima gelungen, mehr Disco- als Museumsoptik. Aber das ist die Philosophie. Schließlich soll  man als Besucher nicht nur gucken, sondern teilnehmen und interagieren. Also ran an die Instrumente, ran ans Mischpult und sein eigenes Remix produzieren.

Rockheim, Copyright: CH - visitnorway.com

Rockheim, Copyright: CH – visitnorway.com

Trondheim hat neben diesen zwei Highlights natürlich noch viel mehr zu bieten. Stiftsgården zum Beispiel. Weiblicher Ehrgeiz brachte hier das größte Holzpalais in Skandinavien hervor. Schließlich braucht man als Geheimratsgattin eine angemessene Residenz, in der sich die führende Schicht der Stadt treffen kann. Cecilie Christine Schøller fand in den 1770er Jahren 140 Räume dafür angemessen.

Bescheidener kommt da der Kanalhafen daher, aber dafür finden sich hier die typisch trondheimschen Lagerhäuser, skandinavisch bunt, hübsch aneinandergereiht. Die Zeit als Fähren-Verkehrsknotenpunkt ist passé, aber die Personenfähre zur Insel Munkholmen legt hier immer noch ab.

Lagerhäuser am Kanalhafen

Lagerhäuser am Kanalhafen

Damit sollte man auf jeden Fall einmal zu der entzückenden Insel übersetzen, auch die Trondheimer tun das gerne. Das darauf befindliche Kloster ist multifunktional, nach seinem Dasein als Gebetsort war es Munitionslager und Gefängnis. Heute liegt man eher im Schatten des alten Gemäuers um sich die Sonne auf die Nase scheinen zu lassen und ein Bad im Meer zu wagen.

Also auf nach Trondheim. An die Mündung des Flusses. Und das ganze Drumherum.

Wikinger für einen Tag oder wo man mal eben 1.000 Jahre zurückreisen kann

Die Wikinger gelten ja bis heute als ungehobelte Barbaren, die alles kurz und klein schlugen und Met aus den Schädeln ihrer Feinde tranken. Nun ja, wer sich im Frühmittelalter aufmacht um neue Kontinente zu erschließen bekommt dieses Image gleich gratis dazu. Allerdings wird man dem Völkchen so nicht wirklich gerecht. Also was tun? Lofoten besuchen! Da gibt es nämlich das Wikingermuseum, genau gesagt in Borg auf der Insel Vestvågøy. Und hier wird mal ordentlich mit dem Barbaren-Image aufgeräumt. Das Museum hätten die Norweger nicht besser platzieren können, denn in Borg befindet sich eine umfangreiche Ausgrabungsstätte der Wikingerzeit. Also ist es praktisch das Museum eben dort zu platzieren. Und hier kann man sich denn auch dem Wikingerleben vollends hingeben.

Lofotr Viking Museum, Lofoten, Copyright: CH/ - Visitnorway.com

Lofotr Viking Museum, Lofoten, Copyright: CH/ – Visitnorway.com

Der Wikinger an sich lebte ja gerne im sogenannten Langhaus und in ein solches begibt man sich hier auch. Mit 83m Länge ist es das größte der Welt und in weiten Teilen rekonstruiert, aber es büßt nichts vom alten Wikingerglanz ein. Man nimmt denn auch in der Methalle Platz und lässt sich wikingerlich verwöhnen.  Aufgetischt werden Lamm, Fisch und Wildschwein mit allerhand kräutergewürzten Gemüsebeilagen und den Durst stillt man mit Met. Beim Essen lauscht man den Geschichten aus der Zeit, als die Wikinger in ihrer Blütezeit standen. Geschichte zum Anfassen sozusagen. Ist man im Winter da, toben zeitweilig draußen die Nordlichter. Mehr Wikinger geht nicht. Für den letzten Schliff sorgt die Wikingerkleidung, die vor dem Essen ausgegeben wird.

Copyright: CH/ - Visitnorway.com

Copyright: CH/ – Visitnorway.com

Wer schon immer mal seine Ruderkraft testen wollte, steigt aufs Wikingerschiff. Die Boote sind Nachbildungen des Gokstadschiffes, dass im Vikingskipshuset in Oslo ausgestellt ist. Auch hier rudert man stilecht in Wikingerkleidung. Das mit den Hörnern am Helm ist übrigens eine Erfindung der Neuzeit. Vielmehr waren die Helme unbehörnt, dafür aber reich an Verzierungen. Wikingerkunsthandwerk @ its best. Mit neunzig Ruderkollegen schippert man also rund um den Hafen und über den See, während die gefallenen Helden aus Walhall herablächeln, ruderten sie doch über ganze Meere bei zuweilen üppigem Seegang. Na ja, sie mögen es den Anfängerwikingern verzeihen. 😉

Copyright: CH/ - Visitnorway.com

Copyright: CH/ – Visitnorway.com

Wer immer noch nicht genug hat, lauscht im Winter dem Häuptling bei der Anbetung der Götter. Geopfert wird ihnen um Ragnarok zu verhindern, das Ende der Welt. Schließlich  war die lange Dunkelphase in der Wikingerzeit eher beängstigend als von gemütlicher Winterlaune geprägt. Weltuntergangsstimmung eben.

Der Sommer-Besucher kann sich zusätzlich in die Wikingerfreizeit begeben und das tun, was im heimischen Garten eher weniger zur Verbesserung des Nachbarschaftsverhältnisses beiträgt: Bogenschießen, Axtwerfen, wilde Pferde-Reitereien. Die martialische Ader kann hier also vollends ausgelebt werden. 😉

Zugegeben, der Spaß ist nicht ganz billig. Bei den Preisen also am besten Zähne zusammenbeißen und in Dankbarkeit nach Walhall winken. 😀

mehr Info zum Museum hier

Paddeln, was das Zeug hält oder: mit dem Kajak durch Norwegen

Alle, die mich kennen wissen ja, dass ich nicht SO der Sportfreak bin. Aber irgendwie fordert Norwegen einen doch immer wieder heraus, das eine oder andere eben doch mal zu probieren. Zum Beispiel Kayaking. Und das kann man quasi überall in Norwegen. Selbst bei uns in Oslo. Dazu sucht man sich am besten den Vestfjorden aus, nicht zu verwechseln mit gleichnamigen Fjord auf den Lofoten. Auf die Berge muss man dabei in Oslo zwar verzichten, aber Natur- und Tierwelt können sich auch hier sehen lassen. Für mich ist ja bei der ersten Tour erst mal essentiell, dass ich mit dem ganzen Ding nicht kopfüber im Wasser lande. 😉

Vestfjorden, nahe Oslo, Copyright: Erik Jørgensen - Visitnorway.com

Vestfjorden, nahe Oslo, Copyright: Erik Jørgensen – Visitnorway.com

Ok, die Cracks gehen gleich auf mehrtägige Tour. Dafür ist Norwegen aber auch wie geschaffen. Zelt und Angel einpacken und los geht es. Zum Beispiel im Süden des Landes mit Start in Tønsberg gut 100km südlich von Oslo. Im Grunde kann man bis Arendal paddeln, 170km weit. Zwischendurch schlägt man sein Zelt auf, hält die Angel ins Wasser und genießt die Fischlein wie sie frischer nicht sein könnten. Und da man sich im Kajak für gewöhnlich auf leisen Sohlen anschleicht, schlägt dem Glücklichen die besondere Naturstunde. Manchmal tummeln sich die Robben im flachen Wasser. Also Augen auf.

Außer in Oslo, geht Kayaking natürlich auch in anderen Städten wie zum Beispiel in Bergen. Und dann sieht man die Stadt auch einmal vom Wasser aus, wenn nicht gerade mal wieder Regentag ist, das kommt in Bergen ja häufiger vor. 😉 Witterungsmäßig ist es da schon besser in Flekkefjord, der westlichsten Stadt an der Südwestküste Norwegens. Vor allem praktisch, dass man da direkt in der Stadt starten kann und der Grisefjord gleich vor der Tür liegt, windgeschützt, so dass man beim ersten Wellengang als Anfänger nicht gleich untergeht. Ich persönlich finde ja die Sache mit dem Doppelkajak prima, da habe ich wenigstens einen erfahrenen Paddler mit im Boot und die Angelegenheit ist nicht ganz so wacklig.

Ruhig geht es beim Paddeln in der östlichen Provinz Østfold zu. Ok, Seegang gibt es hier eher nicht, dafür erfreut man sich an spiegelglatten Seeoberflächen und gleitet sanft durch die norwegische Wäldernatur. Von kleinen bis großen Gewässern ist hier alles vorhanden und ein Kajak kann man auch gleich an den meisten Seen mieten, nur falls man sein eigenes nicht dabei hat.

Kayaking in Bergen, Copyright: Terje Rakke/Nordic Life - Visitnorway.com

Kayaking in Bergen, Copyright: Terje Rakke/Nordic Life – Visitnorway.com

Ja und auch in punkto Kajak darf man wieder mal die Lofoten nicht vergessen. Hier ist alles drin, Sommer wie Winter. Als Anfängerpaddler halte ich mich lieber in den Schären auf, da ich bei schnellem Wetterwechsel eher die Möglichkeit bevorzuge, irgendwie Land zu erreichen. Und schließlich gibt es auch in den weniger seeumtobten Gewässern genug zu beobachten. Vögel, Felsen, herrliche Lofotennatur. Wer schon Erfahrung auf dem Buckel hat, wagt sich natürlich auf die Westseite am offenen Meer, wo sich auch die Wale tummeln und steile Berge und Klippen das Norwegenherz erfreuen. Und wer denkt, dass Kajaktouren nur was für den Sommer sind: nix da! Winterpaddeln heißt das Zauberwort. Dick eingepackt und im Kajak steckend, trotzt man erstaunlich gut der Kälte. Und wer denkt schon an Kälte, wenn man dafür den verschneiten Lofoten-Inselzauber bekommt.

Reinefjorden, Copyright: CH - Visitnorway.com

Reinefjorden, Copyright: CH – Visitnorway.com

Fazit: auch wer wie ich normalerweise mit Sport, der auf dem Wasser stattfindet, nichts am Hut hat, sollte sich dem Naturerlebnis Kajak hingeben. Also Paddel gezückt und rein ins Vergnügen!

Wo die Walküren an Odins Tafel bitten oder auf der Jagd nach dem Nordlicht

Ja, das Nordlicht. Frage hundert Mann, was ihnen zuerst zu Norwegen einfällt. Richtig. Nordlichter. Und ihrem Zauber kann sich ja auch wirklich niemand verwehren. Ich persönlich finde ja die mythologische Erklärung viel besser als die wissenschaftliche. Ja, denn da kann man so richtig in Wikingermanier schwelgen. Und es ist doch auch viel reizvoller sich die Walküren vorzustellen, die nach jeder Schlacht über den Himmel reiten und die gefallenen Helden für Odins Tafel auswählen, begleitet vom Mondlicht, das sich in ihren Rüstungen spiegelt – eben als tanzende Nordlichter. Wer will da etwas hören von elektrisch geladenen Teilchen, die die Sonne einfach zeitweilig in unendlicher Menge ins All bläst.

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Und sie sind tatkräftig zurück. Vorletzte Woche sind die ersten bis nach Zentralnorwegen gesichtet worden. Und da soll noch jemand sagen, dass man bis zum Nordpol reisen muss um welche zu sehen. Sogar bei uns in Oslo zeigen sie sich manchmal, aber ich gebe zu, dass das ein eher seltenes Vergnügen ist. Die Sonne muss es dann schon sehr gut meinen. Also hält man sich für die Jagd am besten im Polarlichtoval auf, sprich alles, was sich im Bereich der Lofoten und nördlicher befindet. Immerhin erweitert sich die Chance in diesen Breitengraden von „extreme Sonnenlaune-Abhängigkeit“ auf „regelmäßige Erscheinung“. Die Launen der Natur muss man hier trotzdem hinnehmen. Ein zugezogener Himmel ist der Boabachtung des Spektakels nicht unbedingt förderlich.

Nordlichter über Kvaløya, Copyright: Gaute Bruvik - visitnorway.com

Nordlichter über Kvaløya, Copyright: Gaute Bruvik – visitnorway.com

Also am besten eine Woche einquartieren und darauf hoffen, dass die Natur gnädig ist. Der chronisch Ungeduldige lernt so auch gleich eine Lektion in Geduld üben. Aber wenn sie dann kommen, ja dann vergisst man alles um sich herum. Dann ist es egal, ob man zwei, drei, fünf oder zehn Tage gewartet hat. Man gibt sich einfach dem Naturschauspiel hin und erlebt das leuchtendste Grün, dass man je gesehen hat und das wie ein überdimensionaler Vorhang den Himmel einnimmt. Dem besonders Glücklichen schickt die Sonne gleich noch die Farben rosa und violett mit dazu und ein wahres Explosionsfeuer. Drei Sekunden Supernova-Feeling, so unwirklich, dass man gleich darauf meint, eine Fata Morgana beobachtet zu haben.

Copyright: Øyvind Blomstereng/My Magical Moments/Visitnorway.com

Copyright: Øyvind Blomstereng/My Magical Moments/Visitnorway.com

Wer also auf Nordlicht-Jagd geht und nur moderate Geduldvorräte hat, sollte die Jagd-Monate September, Oktober und März aussuchen. Nicht, dass man grundsätzlich von November bis Februar keine sieht, aber die Wolken. Die Wolken eben. Ja, im Verstecken spielen hat sich das Nordlicht perfektioniert. Wer seine Chancen maximieren möchte, klickt auf den nachfolgenden Link, hier gibt es zumindest eine Vorhersage, wo sie denn auftauchen. Tromsø und Svalbard schaffen in der Hochsaison auch schon mal neun von zehn Nächten im Farbtaumel. Den Polarlicht-Lottogewinn sozusagen. Also blasen wir zum Halali für die Nordlicht-Jagd!

Nordlicht-Vorhersage hier klicken

Beim König zuhause oder – das ist ja richtig gemütlich

Also der königliche Palast thront ja auf einem Hügel mitten in der Hauptstadt und wann immer man vorbei kommt, tummeln sich Scharen von Touristen um die königliche Residenz. Ist ja auch nicht in jedem Königshaus selbstverständlich, dass man quasi bei den Royals durchs Fenster schauen kann. Und da ja in Norwegen nun mal das Janteloven herrscht, dass sozusagen bedeutet, dass keiner besser ist als der andere, hält sich auch die königliche Familie dran und öffnet alljährlich im Sommer ihr trautes Heim für die, die immer schon mal wissen wollten, wie es denn so ist, zu hause, bei königs.

Det kongelige Slott, Copyright: insidenorway

Det kongelige Slott, Copyright: insidenorway

Und offensichtlich wollen das viele einmal wissen. Jedenfalls wird einem das schlagartig klar, wenn man sich bei der Kioskkette Narvesen brav in die Schlange stellt und ein Ticket lösen will. Ok, der Hauptstrom der Besucher konzentriert sich auf die Führungen in englischer Sprache, da ist wohl vorprogrammiert, dass die Tickets schnell vergriffen sind. Aber Führungen auf Norwegisch? Moment mal, nächster Termin Ende nächster Woche? Offensichtlich stürzt sich auch ganz Norwegen auf die nicht unbeträchtliche Anzahl Tickets, die für jeden Tag ausgegeben werden. Royaler Fankult sozusagen. Tausche 95kr gegen royal feeling.

Copyright: insidenorway

Copyright: insidenorway

Hinterm Schloss geht´s los. Jacken weg, Fotokamera weg, Handy weg, alles darf man in einem der Schließfächer verstauen. Für eine Fotografin wie mich so etwas wie Berufsverbot. 😉 Nun ja, man sieht es der königlichen Familie nach. Noch ein paar Überzieher über die Straßenschuhe und ab in die heiligen Hallen. Die sind dann auch wirklich – ich will sagen – richtig gemütlich. Zwar macht sich überall der royale Glanz bemerkbar, aber das viele Gold paart sich mit heimeligen Sitzgelegenheiten und im Bett der Gästesuite lässt es sich bestimmt herrlich ausschlafen. Ich erwische mich mehrmals bei dem Gedanken zu überlegen, welchen übrig gebliebenen norwegischen Prinzen ich heiraten könnte. Aber Prinzen sind in Norwegen ausverkauft. 😀 So gemütlich „unschlossig“ die Räume der Königswohnung sind, umso prachtvoller ist der Ballsaal, in dem man sich gleich an die Festtafel setzen möchte, die dort aufgestellt ist. Ja, da schwelgt man in Hochzeitserinnerungen von 2001, als sich hier alles versammelte um das frischgebackene Kronprinzenpaar zu feiern.

Ballsaal, Copyright: Jan Haug, De kongelige samlinger

Ballsaal, Copyright: Jan Haug, De kongelige samlinger

Nach wie vor überlege ich ja, wie ich es schaffen kann, im nächsten Jahr am 17. Mai vom Balkon des Schlosses dem Volk zu zu winken.  Während der Führung darf man an diesem Gefühl wenigstens einmal riechen. Ja und über den Blick vom royalen Präsentierteller aus kann man sich auch nicht beschweren. Aber da fällt es mir wieder ein: Prinzen ausverkauft.

Also Leute, der Blick hinter die königlichen Kulissen gehört für mich zum absoluten Oslo-Pflicht-Programm. Wer zwischen dem 23. Juni und 16. August in der Hauptstadt weilt, sollte sich dieses Vergnügen gönnen. Dieses Jahr also leider nicht mehr, aber 2016 kommt bestimmt. Der Royalist darf per Video schon einmal vorschnuppern. 🙂